Costa Rica 🇨🇷

Pura Vida! Wir erleben die Lebensphilosophie der Ticos

In der Gesellschaft der Ticos, der Costa Ricaner, geht alles ein wenig gemächlicher zu als in Deutschland. Getreu der Lebensphilosophie „Pura Vida“ nimmt man die Dinge hier einfach wie sie sind. Der Begriff Pura Vida lässt sich schwer erklären und ist mehr ein Lebensgefühl. Doch auch zur Begrüßung, Verabschiedung, zum Dank oder auf die Frage, wie es dir geht, wird einfach nur Pura Vida gesagt. Es ist erst etwas gewöhnungsbedürftig, doch wir kommen schnell in den Flow und genießen dieses Paradis für Natur- und Tierliebhaber!

Wir landen pünktlich in der Hauptstadt San José und fahren mit dem Airport Bus in die Stadt. Wir liegen gut in der Zeit und müssen nur einen guten Kilometer durch die Stadt zum Mepe Busterminal laufen. Einen zentralen Busbahnhof gibt es in Costa Rica’s Städten nicht und so sind die kleinen Terminals oder Busbahnhöfe quer durch die Stadt verteilt. Wir wollen den 16 Uhr Bus direkt an die Karibikküste nehmen, ohne im hässlichen San José zu nächtigen. Und die online Berichte lügen wirklich nicht – die Stadt ist sehr asqaozial und auch aus unserer Sicht keinen Besuch wert. Leider ist der 16 Uhr Bus bereits eine Stunde vorher komplett ausgebucht und wir müssen bis 18:30 Uhr warten. Das ist äußerst ungünstig, da uns noch 5 lamge Busstunden bevorstehen. Wir versuchen die Zeit also totzuschlagen. Wir waren zuvor an einem großen Elektronikladen vorbeigelaufen und brauchen noch einen Adapter, da die Steckdosen in Zentralamerika anders sind. Ulrike läuft also nochmal schnell ins Asiviertel, während Simon das Gepäck bewacht. Wie froh ich bin hier nicht als Frau alleine zu reisen! Pfeifen, schnalzen, Küsschen rüberwerfen und „Baby“ oder „Hola Chica“ werden mir überall entgegen geworfen. Ich rette mich in den Laden, doch mein Spanisch reicht nicht aus, um zu verstehen was die zwei Verkäuferinnen mir sagen wollen. Ein großer, dunkelhäutiger Amerikaner kann aber vermitteln und erklärt, dass ich bei einem Großhändler gelandet bin und ohne entsprechende Karte, ähnlich einer Metrokarte, hier nichts kaufen kann. Doch hier bin ich glücklich über den Frauenbonus, denn ich darf seine Karte benutzen und muss nicht weiter in der Stadt alleine rumsuchen. Simon besorgt schließlich noch eine Sim-Karte, damit wir wenigstens unserer Airbnb Gastgeberin die Verspätung mitteilen können und so langsam bekommen wir auch Hunger. Hier in der Stadt gibt es die amerikanische Fastfoodkette „Taco Bell“ und wir haben richtig Lust drauf. Da wir aber nirgends das Gepäck aufbewahren können, läuft Simon vor Einbruch der Dunkelheit alleine los und kommt nach 10 Minuten schon wieder zurück. Es ist das erste Mal auf der Reise, dass wir uns unsicher fühlen und das Bauchgefühl ganz laut umkehren schreit. So viele Assis, Betrunkene, Prostituierte und Junkies auf der Straße und eine ganz komische Stimmung in diesem Viertel um den Busbahnhof. Wir entscheiden uns also in einem kleinen „Soda“, so heißen hier die Restaurants mit lokaler karibischer Küche, gegenüber vom Bahnhof Abend zu essen. Eine richtig gute Wahl und überraschend lecker!

Irgendwie schlagen wir die 5 Busstunden auch tot und sind ziemlich platt. Die letzten Reisetage waren das I-Tüpfelchen der bisher doch irgendwie anstrengenden Reise. Wir waren besonders in den letzten Tagen sehr schnell von einem Ort an den nächsten gereist, klimatisierte Nachtbusse und Co. haben uns den Rest gegeben. Es ist nicht verwunderlich das der Körper eine Pause einfordert, leider bevor wir ihn eine Woche am Strand entspannen wollten. Simon hat seit gestern schon Halsschmerzen und im Bus fast eine ganze Packung Tempos aufgebraucht. Nach der komischen Erfahrung in San José steigen wir mit mulmigem Gefühl um 23 Uhr in ein Taxi, dass uns zu unserem Airbnb etwas außerhalb von Puerto Viejo, genauer gesagt dem Örtchen Cocles bringt. Wir wohnen bei Fran, einer chilenischen Fitnesstrainerin, mitten im Dschungel.

Die nächsten Tage sind irgendwie nicht so doll! Simon hat es nun doch ganz schön erwischt und Ulrike läuft alleine bis in den Supermarkt in den Ort, um was zu essen zu besorgen. Es ist krass teuer hier…ein Stück Käse 7 Eur oder der Becher Yoghurt 3 EUR. Und warum kosten in der Bananenrepublik Costa Rica Bananen mehr als in Deutschland? Da die Restaurants hier in den Touriorten an der Küste auch ziemlich teuer sind, kochen wir überwiegend selbst. Statt wie geplant mit Fran in ihrer CrossFit Box zu trainieren und chillig am Strand abzuhängen, gammeln wir vorwiegend in der Dschungelhütte. Ulrike muss sich auf der Reise noch einen Magen-Darm-Virus eingefangen haben und Simons Bazillen haben daher freie Fahrt. Naja, wir sehen es entspannt, da wir zum Glück noch nichts weiter geplant und auch noch keinen Mietwagen reserviert haben. Immerhin waren wir bisher ziemlich topfit unterwegs. Wir machen also langsam oder „despacio“, wie man auf Spanisch sagt!

Die Geräuschkulisse hier im Dschungel ist auf jeden Fall fantastisch! Brüllaffen turnen durch die Bäume und machen sich lautstark zu bemerken. Ein paar Wasserschweine flitzen übers Grundstück und bunte Schmetterlinge und Vögel sind im Garten. An der Terrasse hüpft sogar einmal ein grüner Pfeilgiftfrosch vorbei und kleine Eidechsen sind überall…und zum Glück gar nicht so viele große Spinnen wie erwartet. Im Badezimmer wohnt eine kleine Fledermaus, die man aus Versehen weckt sobald das Licht an geht – dann fliegt sie auch mal quer durch die ganze Wohnung. Nachts muss sie wohl mal an unseren reifen Bananen genascht haben. Naja und Ameisen gibt es zu Hauf, sodass wir alle Lebensmittel im Kühlschrank bzw. einem unserer luftdicht verschließbaren Packsäcke verstecken müssen.

Als es wieder einigermaßen geht machen wir dennoch ein paar Ausflüge. Wir gehen zum Beispiel karibisch essen und kaufen zur Abkühlung selbstgemachtes Eis an einem privaten Haus. Das ist nicht nur super lecker und hilft bei Halsweh, sondern sau günstig! Rum-Rosine, Kokosnuss oder Maracuja schmecken uns besonders gut! Wie die Locals lutschen wir das Eis aus frischen Zutaten aus dem Plastiktütchen.

Der fußläufig entfernte Strand ist auch ganz nett und eine Abwechslung zum Chillen auf der Terrasse. Es sind echt wenige Leute hier unterwegs und wir machen gern ein Mittagsschläfchen unter den Palmen und gehen baden. Teils ist die Küste wild und rau und manchmal ist es sogar ein bisschen trüb oder regnet, was für diese Jahreszeit eher unüblich ist. Uns gefällt es dennoch sehr gut und die karibische Küste hat auf jeden Fall ihren Charme.

Ebenfalls fußläufig entfernt liegt das Jaguar Rescue Center, eine Auffangstation für kranke und verletzte Wildtiere. Das Center wird mehr oder weniger von Volunteers betrieben. Wir hatten auch überlegt so etwas für eine Weile zu machen, doch die Preise für die Arbeit mit Tieren sind echt heftig und man müsste sich für ziemlich lange verpflichten. So schauen wir uns neben einigen anderen Tieren heute vor allem Affen und Faultiere an. Die Babyaffen haben immer eine Pflegemutti dabei und tragen sogar Pampers. Selfies mit Wildtieren sind übrigens gesetzlich verboten, was wir richtig gut finden, da viele für ein Instagramfoto auch den Tieren durch Anfassen oder Bedrängen schaden würden. Mit Sicherheitsabstand bekommen wir heute nur die Zweifinger-Faultiere zu Gesicht, da die Dreifinger-Faultiere extrem auf Stress reagieren und sehr schnell sterben könnten. Den Unterschied der beiden Arten könnt ihr euch im Video oben anhören, ist aber eigentlich selbsterklärend.

Besonders angetan hat es uns der Faultier-Kindergarten! Da die kleinen keine Mutter mehr haben, aber was zum kuscheln brauchen, knuddeln sie alle auf einem Haufen oder lernen grad klettern mit den Volunteers.

Hier ein paar lustige Facts zu den possierlichen Tierchen, die ihr bestimmt nicht kennt:

Wusstet ihr das Faultiere eine Symbiose mit Motten und Grünalgen eingehen? Gut getarnt sind die zotteligen Faultiere in den Baumkronen mit grünem Algenwuchs im Fell. Dies ist aber nicht der einzige Zweck der Algen, denn sie sind besonders energetisch und gut verdaulich und dienen gelegentlich als Snack. Faultiere züchten sich also ihren eigenen Algenvorrat im Fell. Und hier kommt die Motte ins Spiel, denn sie „gärtnern“ die Algen. Sie leben von Kotresten des Faultiers und düngen die Algen so auf natürliche Weise. Übrigens kein Wunder das Faultiere so langsam unterwegs sind, denn sie kommen mit nur 170 Kalorien pro Tag aus und verschlafen fast den ganzen Tag. Die Verdauung ist ebenfalls extrem langsam und so müssen sie nur 1x pro Woche ihr großes Geschäft erledigen. Dafür klettern sie vom Baum und viele Faultiere machen dabei ein kleines Tänzchen, schön Popo hin und her schwenken. Der Moment ist jedoch der gefährlichste im Leben eines Faultiers, denn sie sind dann besonders ihrem größten Feind, dem Hund, ausgesetzt. Viele Ticos haben Hunde um das Grundstück zu bewachen und entsprechend reagieren sie auf ein Faultier im Garten. Die meisten Verletzungen entstehen also durch Angriffe von Hunden oder beim Übergreifen auf Stromleitungen. Wird eine Faultiermutter angegriffen, rollt sie sich zusammen und schützt das Baby. Das ist auch der Grund warum es so viele Faultierwaisen in den Auffangstationen gibt. Aber !Achtung! so possierlich ein Faultier aussieht und man ihm zum Beispiel über die Straße helfen möchte, bitte nicht anfassen! Die Klauen der Faultiere sind sehr stark und können euch die Hand brechen. Falls ein Babyfaultier mal vom Baum gefallen ist, wird es auch nicht sofort aufgehoben und zur Auffangstation gebracht. Mit einem Mikrofon werden die Rufe des Babys ein oder zwei Tage lang abgespielt, damit man der Mutter die Chance geben kann es zu finden. Sie könnte es durch beispielsweise Straßenlärm eventuell nicht hören und hey, auch eine besorgte Faultiermama braucht eine ganze Weile um vom Baum runterzuklettern! Und dies ist übrigens die Faultierwährung in Costa Rica, ein „Faules“ ist bei uns der Spitzname für nen 10.000 Schein.

Zum Strand von Punta Uva fahren wir mit dem Bus, da wir leider nicht fit genug sind eins der coolen Banana-Bikes zu leihen und wie fast jeder damit die Küste entlang zu fahren. Fran hätte uns sogar top Mountainbikes leihen können. Einen richtigen Busfahrplan gibt es irgendwie nicht und so stellen wir uns ans Bushäusschen und müssen gute 40min warten. Dann laufen wir zu beiden Strandabschnitten von Punta Uva. Der Erste ist ziemlich voll und als wir eine Traube Menschen in die Bäume schauen sehen, entdecken auch wir Mama und Baby Faultier. Das Kleine ist hungrig und gar nicht scheu. Auf einem der untersten Äste erwischen wir es beim Fressen einer ganzen Frucht. So ein niedliches Tierchen!

Zum anderen Strandabschnitt in die nächste Bucht laufen wir an einem großen, felsigen Vorsprung im Wasser vorbei. Der Ausblick ist fantastisch. Weiter geht es über einen kleinen Dschungelpfad und in den Baumkronen über uns springt eine ganze Horde Klammeraffen. Wir finden ein gemütliches Plätzchen direkt am Anfang des langgezogenen Strandes. Von hier aus können wir die Affenbande noch immer in den Bäumen spielen sehen.

Irgendwann treibt der Hunger uns jedoch und wir brechen auf Futtersuche auf. Heute waren wir echt schlecht vorbereitet ohne Snacks unterwegs. Beachfrontpreise wollen wir eigentlich nicht zahlen, aber auch der Pizzaladen an der Straße ist kein Schnäppchen. 20 EUR für ne Pizza?! Viel Auswahl an Restaurants gibt’s hier leider nicht und so landen wir doch im einzigen Strandrestaurant. Zum Glück reicht das eingepackte Geld noch für 2 Gerichte und grad so für die Rückfahrt mit dem Bus. 🙈 Lecker schmeckt das karibische Essen unter Palmen allemal. Vorallem die Fritta aus Kochbananen, die leicht gesalzen sind, mögen wir sehr gern. Sie gehören in dieser oder frittiert als Bananenchips auf jeden karibischen Teller!

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