Pampastour auf dem Rio Yacuma

Kaimanen, Piranhas, Anakondas und pinken Flussdelfinen auf den Fersen…und uns 1 Mio Stechmücken!!!

Nach einer sehr erholsamen Nacht starten wir voller Vorfreude in den erneut super sonnigen Tag. Es ist eigentlich grad Regenzeit, aber ungewöhnlich trocken. Das kann die nächsten Tage bitte so bleiben, wenn wir mit dem Boot über den Rio Yacuma schippern, wünschen wir uns als wir beim Frühstück sitzen. Unser Host Pablo schaut ganz neidisch auf unser Deluxe Musli Fruit & Yoghurt. Leider ist der Yoghurt jedoch aus dem Supermarkt und nicht der Selbstgemachte aus dem Dorf. Wir hatten zwar an ein paar Häusern geschrieben gesehen, dass sie Yoghurt verkaufen, aber an eine private Haustür klopfen kam uns etwas komisch vor. Die Dorfbewohner stellen selbst Yoghurt her zum Konservieren der Milch, die bei der Hitze ansonsten zu schnell schlecht werden würde.

Die ganze Tour besteht ausschließlich aus Bewohnern unseres Hostels: 3 sehr junge nerdige Engländer bzw. „Zipster“ (so nennen wir die typischen Touristen in den Outdoor Wanderhosen, die man mit Reisverschluss halb abzippen kann) und ein englisches Blogger-Pärchen, die schon 4 Jahre reisen und von unterwegs arbeiten. Auch ein interessantes Arbeitsmodell!? Da wir nicht alle in ein Auto passen, fahren wir zwei mit dem Guide in einem separaten Taxi, die anderen im Allradwagen. Es ist eine lange Anfahrt von ca. 3 Stunden bis zur Ablegestelle am Rio Yacuma. Schon nach kurzer Zeit geht es auf eine staubige, Schotterpiste. Die Chancen hier bereits Tiere am Wegesrand zu sehen sind nicht schlecht, vorallem hoffen wir auf unser erstes Faultier in den Baumkronen. Leider haben wir heute kein Glück und unser Guide „Oscar“ erklärt uns, dass die Faultiere bei der Mittagshitze natürlich lieber schlafen. Kurz vor der Ankunft kehren wir in einem Restaurant zum Mittagessen ein und nutzen die Chance die anderen ein bisschen kennenzulernen. Unser Guide Oscar lässt sein Handy liegen, als er noch schnell eine neue Billigsonnenbrille kauft. Als wir nochmal zurückkehren ist das Handy weg, wir rufen an doch es ist bereits ausgeschaltet…so schnell kann’s gehen wenn man nicht auf seine Sachen aufpasst!

Am Bootsanleger sehen wir direkt die ersten pinken Flussdelfine, die ihre Kreise ziehen. Das sie hier gefüttert werden sehen wir nicht und denken, dass die neugierigen Tiere von den Wellen der kleinen Holzboote angezogen werden. In brütender Mittagshitze geht es dann ca 1,5 Stunden flussaufwärts zu unserer Ecolodge. Der wenige Fahrtwind bringt kaum Abkühlung und wir werden förmlich gegrillt. Ganz zu Beginn sehen wir direkt einen Kaiman und rote Brüllaffen. Nur mit Handykamera und ohne Obejektiv lassen sich leider keine guten Bilder machen. Dann scheinen sich die meisten Tiere jedoch in den kühleren Mangroven und Baumkronen zu verstecken, außer einige Vögel.

Wir haben jedoch einen blinden Passagier, eine recht große Spinne, die ein paar Mal von links nach rechts flitzt und Ulrike ganz nervös macht. Simon weigert sich sie töten und so haben wir sie fest im Blick…die sitzt eine Weile ganz komisch zusammengezogen an einer Stelle vorn im Boot, was ist los mit ihr? Zack gestorben – ein Windstoß weht sie weg! Na das nennt Ulrike mal eine glückliche Fügung! 😂

Unsere Eco Lodge ist wunderschön und wurde erst liebevoll vor 2 Jahren errichtet. Wir fahren noch an ein paar anderen Lodges vorbei und die sehen teils schon sehr runtergekommen aus bzw. bieten nur einen großen Schlafsaal für alle an. Eine große Auswahl an Unterkünften gibt es hier nicht, wir zählen insgesamt 8, unsere befindet sich im mittleren Preissegment und fern ab der anderen Lodges. Wir haben also definitiv die richtige Wahl getroffen und auch Oscar ist der beste Guide den wir uns wünschen könnten, dazu jedoch später mehr. Unsere Gruppe ist einfach unkompliziert und super entspannt. Bei der Ankunft gibt es kühle, selbstgemachte Limonade und salziges Popcorn. Dann beziehen wir unsere coole Hütte mit Blick auf den Fluss und haben erstmal eine kurze Pause. Nur in der Hängematte auf dem Balkon kann man leider nicht chillen, da es einfach zu viele Mücken gibt. In der Sonne bleibt man weitestgehend verschont, im Schatten werden wir jedoch sofort zerlöchert! In Schwärmen von Tausenden fallen sie über uns her, obwohl wir komplett mit Mückenspray eingenebelt sind. Wir hatten extra eine neue, große Flasche besorgt, nur scheint es nicht stark genug zu sein für diese ausgehungerten Biester. Wir haben nur 5% DEET im Gegensatz zu dem Notfallspray von unserem Guide mit einem Anteil von 80%. Das möchte er uns jedoch leider nicht verkaufen, weil man diese Spezialmischung aus Vietnam nur in einem Shop in La Paz beziehen kann. Da hilft also nur so schnell wie möglich im Zimmer unters Moskitonetz. Wir haben zwar auch Moskitogitter an den Fenstern, an denen sich hunderte, hungrige Moskitos versuchen einen Weg reinzubahnen, dennoch ist das Zimmer nicht mückenfrei. Ein paar schaffen es durch die Ritzen oder kommen zur Tür mit rein. Im Bett unter dem Mückennetz ist also die einzig sichere Zone.

Vorm Sonnenuntergang steigen wir nochmal ins Boot. Wir sehen einen Tukan, der hier sehr selten zu sichten ist, Spechte, Kingfisher sowie Blau- und Gold Aras.

Zum Sonnenuntergang kommen wir an einen beliebten Spot auf einer einer Wiese. Man kann im kleinen Shop Bier & Co. kaufen und eine große Gruppe Israelis spielt Fußball auf der Wiese. Simon gönnt sich ein Bier, richtig romantische Sonnenuntergangsstimmung kommt jedoch nicht wirklich auf.

Wir sind auf der Heimfahrt mit Taschenlampen bewaffnet und die Lichtkegel suchen im Dunkeln das schwarze Wasser ab. Die Augen der Kaimane reflektieren das Licht, sodass sie leichter zu erkennen sind als tagsüber. Wir fahren mit dem Boot ganz dicht ran und Oscar manövriert uns mit der Bootspitze bis ins Dickicht. Als wir alle Lichter aus machen erleuchtet der Sternenhimmel über uns. Irgendwo unterwegs müssten wir ein „Stickinsect“ aufgegabelt haben und es hangelt sich von einer Hand auf die andere.

Wir sind nun richtig hungrig! Zurück in der Lodge wartet bereits ein fantastisches Abendessen auf uns. Die Köchin ist wirklich eine Perle und wir hätten bei Weitem nicht erwartet so gut hier bekocht zu werden! Es ist für alle was dabei, sogar viel Gemüse und vegetarisch/vegane Alternativen für die 3 schmalen Engländer. Besonders gut schmecken uns heute Gulasch und Yukachips…alles homemade versteht sich!

Nun haben wir die Chance unseren sonst eher ruhigen Guide Oscar besser kennenzulernen, der mit seinen Eltern und 11 Geschwistern in einer einfachen Hütte im Amazonas am Rio Beni großgeworden ist. Sie lebten von dem was dort wuchs oder gejagt werden konnte. Auch heute lebt dort noch die größte Indigene Gemeinschaft, verstreut auf ein ziemlich großes Areal. Der nächste Nachbar kann da mal gut 1,5km weit weg wohnen. Seine Großeltern haben nie westliche Kleidung getragen und Oscar berichtet, dass Kleidung das einzige war was „gekauft“ wurde. Geld gab es natürlich keins! Sein Wissen über den Amazonas, die Tiere und Heilpflanzen ist schier unglaublich. Er ist wohl einer der wenigen Menschen, die überleben würden, wenn man ihn mitten im Dschungel aussetzen würde. Könnt ihr euch vorstellen, dass Leute vor nur 40 Jahren noch so gelebt haben? Und die Wahrscheinlichkeit ist sogar sehr groß, dass immernoch „wilde“ Stämme irgendwo im Amazonas leben! Bei einer 2 wöchigen Tour ist Oscar sogar vor Jahren auf so eine Gemeinde getroffen. Beide Seiten waren neugierig, aber unsicher was der andere im Schilde führt. Der Stammesälteste hatte sie nach einer Nacht Bedenkzeit jedoch empfangen und sie durften sich im bescheidenen Dorf umsehen und einen Abend mit ihnen essen und feiern. Oscar war sich jedoch nicht sicher, ob man sie nur mästete und danach aufs Feuer schmeißt, oder man sie überhaupt wieder gehen ließe. Alle sind jedoch ungeschoren davon gekommen, bis auf heftigen Durchfall für ein paar Tage. Als er zwei Jahre später an den Ort zurückkehrt, sind die Häuser nur noch Ruinen und der Stamm sicher weitergezogen. Gern würden wir mit ihm mal eine längere Tour tief in den Amazonas wagen, zumindest Ulrike ist von der Idee begeistert, Simon ist eher skeptisch und würde ein richtiges Bett zu sehr vermissen. 😂

Beim Jagen verschwand auch mal ein junger Mann und wurde Jahre totgeglaubt. Er wurde von einem Stamm Kanibale gefangen gehalten und nur nicht gegessen, da er aus der westlichen Welt berichten konnte. Er spielte also ein paar Jahre den Clown, bis er es irgendwann schaffte zu fliehen. Wir kleben förmlich an Oscars Lippen und hören begeistert seine Geschichten. Wir könnten uns die ganze Nacht noch Geschichten erzählen lassen, aber plötzlich schaut er auf die Uhr. Es ist bereits 21:15 und in 15 Minuten geht das Licht aus. Storm und Licht gibt es nur abends sehr begrenzt. Wir schaffen es noch rechtzeitig in die Hütte, aber nicht uns noch bei Licht bettfertig zu machen. Aber dafür stehen Kerzen bereit! Im Schilfdach unserer Hütte wohnen kleine Fledermäuse, die uns aber keine Angst machen. Als Simon nochmal mit der Taschenlampe vom Balkon leuchtet, entdecken wir ein „Capybara“, Wasserschwein, das sich grad dort zum Schlafen niedergelassen hat. Es ist geblendet und dreht genervt den Kopf weg – ok was für ein aufregender Tag! Gute Nacht!

Unter Pampas hatten wir uns zunächst eine Graslandschaft vorgestellt, eher wie eine Steppe. Tatsächlich gäbe es hier neben den Mangroven sicherlich auch Gras- oder Schilfflächen im Umland, jedoch ist grad Regenzeit, was bedeutet dass die gesamte Fläche hier mehr oder weniger unter Wasser steht. Die Tour führt auf dem Fluss Yacuma, der mehr als übers Ufer getreten ist. In der Trockenzeit ist er nur maximal 1,5m tief und nicht besonders breit, nun ca 6-7m und weiterer Regen lässt ihn bis auf den Höhepunkt von 8m anschwellen. Uns war bewusst, dass die Chancen Tiere zu sehen in der Regenzeit geringer sind – aber von diesen krassen Dimensionen waren wir nicht ausgegangen. In der Trockenzeit kommen natürlich alle Tiere zum Wasser und außerdem konzentrieren sich Kaimane und Piranhas in dem flachen Flusswasser. Sie sind auch wesentlich besser zu sehen, da das Wasser dann klar ist. Nun ist das Wasser tiefschwarz und riecht auch etwas faulig, da es von den Graslandschaften auch viel Erde und Vegetation anspült. Wiederkommen würden wir auf jeden Fall nochmal in der Trockenzeit wegen der Tiere, dennoch ist es auch ein Erlebnis dieses Ökosystem komplett geflutet zu erleben.

Wir versuchen heute also nochmal unser Glück und nachdem wir üppig gefrühstückt haben, steigen wir ins Boot. Immerhin ist es heute trocken und zum Glück etwas bewölkt, sodass es nicht ganz so brütend heiß ist wie gestern. Heute wollen wir versuchen Anacondas oder andere Schlangen zu finden und legen daher an einer Stelle an, die nicht so tief überflutet ist. Wir sind mit Gummistiefeln und ein paar langen Stöcken bewaffnet. Um unsere Chancen zu erhöhen, verteilen wir uns und suchen die ganze Wiese ähnlich der Suche nach einer vermissten Person in einer Reihe ab. Das Wasser steht so hoch das es fast bis in die Stiefel hinein läuft. Schritt für Schritt tasten wir uns langsam und vorsichtig vorwärts. Den Stock stechen wir vor uns in den Sumpf, denn es könnte ansonsten passieren das wir auf einen gut versteckten Kaiman treten. Schnell wird uns klar, dass es die Suche nach der Nadel in Heuhafen wird. Oscar hat uns als Moskitoköder auf der Wiese ausgesetzt, obwohl es auf freier Fläche mit leichtem Wind wesentlich erträglicher ist. An der Anlegestelle im Dickicht hatte Simon den „Moskitorave“ erfunden: von einem Bein aufs andere springen und wild mit den Armen um sich schlagen, bloß in Bewegung bleiben, denn sie stechen auch durch die Klamotten! Ulrikes gesamten Oberschänkel und Po sind bereits komplett zerlöchert, da die dünne Sporthose keinen Schutz bietet. Vorallem das Sitzen auf den aus Schnüren gespannten Stühlen auf dem Boot ist gefährlich, da man sie von unten kommend nicht sieht. Heute sind wir schlauer und sitzen auf unseren Jacken! Denn jeder Stich weniger zählt! Wir fragen uns ernsthaft, ob wir uns bereits irgendwelche Krankheit eingefangen haben? Die Chancen auf Malaria sind hier laut Oscar jedoch gering und werden eher weiter im Norden im tiefsten Amazonas übertragen, auch Dengue ist mehr in den Städten verbreitet. Bei 5-10 Tagen Inkubationszeit dürften wir uns dann jedoch im medizinisch besser aufgestellten Costa Rica behandeln lassen! Recht ernüchtert fahren wir nach 2,5 anstrengenden Stunden erfolgloser Suche wieder zurück in die Lodge. Das Stapfen durch das fast kniehohe Wasser bei tropischem Klima war übelst anstrengend. Der vegane Engländer war zum Schluss sogar plötzlich einfach ohnmächtig umgekippt. Kein Wunder wenn man isst wie ein Vögelchen und kaum trinkt vor so einer Wanderung bei der schwülen Hitze.

Es wartet wieder eine reichlich gedeckte Tafel auf uns und nach dem Essen sind wir furchtbar müde und machen einen Mittagsschlaf. Am Nachmittag steht dann ein weiteres Highlight auf dem Programm. Wir suchen pinke Flussdelfine und wer sich traut darf sogar mit ihnen schwimmen! Unschlüssig, ob wir diese einmalige Gelegenheit nutzen wollen, ziehen wir also unsere Badesachen drunter. Nach recht langer Fahrt erreichen wir eine Stelle, an der sich die Delfine gern aufhalten und sie sind heute da! Neugierig und angelockt von den Wellen des Bootes und Oscars Trommeln umkreisen sie uns friedlich. Wie aufregend! Kurz zögern wir, ob wir ins tiefschwarze, muffelige Wasser springen wollen. Schließlich wissen wir das es hier auch meterlange Anacondas gibt und Piranhas und Kaimane…man weiß nicht wirklich was sich im tiefen Wasser unter einem tummelt. Oscar bestätigt uns aber das das Risiko recht gering sei, solange die Delfine in der Nähe sind. Schließlich fressen sie auch Piranhas und solange man keine Wunden hat, wird man auch nicht direkt bis auf die Knochen abgenagt so wie es in manchen Horrorfilmen dargestellt wird. Wir wollen ihm glauben, auch das sich keine gefährlichen Keime oder Parasiten im Wasser befinden, obwohl es schon echt ekelig riecht. Einer der ruhigen Engländer ist überraschend mutig und der erste im Wasser, wir zwei folgen ihm (als wir sehen das er noch an der Oberfläche schwimmt haha), doch die anderen bleiben lieber im Trockenen.

Wir sind ganz aufgeregt und ein paar wenige Male stupsen uns die Delfine kurz zum Hallo sagen an. Oder war es doch etwas anderes? 😂 Nach einer Weile schwimmen wir aber ganz entspannt im überraschend erfrischenden Wasser. Nach der Überwindung ist es gar nicht mehr so schlimm und auch die Mücken können uns hier grad nix anhaben! Die Define kreisen friedlich um uns und das Boot herum und alle sind ganz hin und weg. Es ist sonst ganz ruhig um uns herum und wir lauschen dem Schnaufen der Define, wenn sie an der Wasseroberfläche ausatmen. Zwei von ihnen schwimmen stets dicht beieinander, sie sind laut Oscar „deep in love“. Das heißt man sollte lieber nicht zu Nahe kommen, da einer der beiden schnell eifersüchtig werden könnte und vielleicht doch mal nach uns schnappen würde. Happy über diese tolle Erfahrung steigen wir zurück in unsere hölzerne Nussschale und fahren zurück zur Lodge für eine ausgiebige Dusche!

Ob sich das frühe Aufstehen zum Sonnenaufgang lohnen wird, ist am Vorabend ungewiss. Ein heftiges Gewitter tobt sich am Abend und in der Nacht aus. Wir machen mit Oscar aus, dass er uns alle weckt sofern es morgens klar ist und man den Sonnenaufgang von der Aussichtsplattform der Lodge sehen kann. Leider ist dem nicht so, aber immerhin können wir getrost etwas länger schlafen. Zum Frühstück gibt es heute etwas ganz besonderes, frisch zubereitete „Cuñapes“. Sie bestehen aus recht aufwändig hergestelltem Yukumamehl, das in Kringel ausgebacken wird. Hier im Norden Boliviens werden sie gern zum Frühstück oder als Snack gegessen. Sie sind frittiert und sicher nicht mega gesund – aber super köstlich! Wir lassen uns ausgiebig Zeit beim Frühstück, denn nun hat es schon wieder angefangen in Strömen zu regnen und keiner ist besonders motiviert im Boot klatschnass zu werden. Wir warten also erstmal ab und Oscar erzählt wieder Geschichten aus seinem Leben.

Seine Eltern lehrten ihm und seinem Geschwistern alles über Heilpflanzen im Dschungel. Eines Tages wurde sein Vater von einer Schlange gebissen und seine Mutter forderte die Kinder auf, schnellstmöglich eine bestimmte Pflanze zu finden. Aus der Frucht kochten sie einen Tee, den der Vater jede Stunde trank und so überlebte. Er erzählt die Geschichte so lebendig als wäre es gestern gewesen. Oscar liebt die Natur und seinen Job als Guide, das merkt man ihm direkt an. Er ist sicher einer der faszinierendsten Menschen, die wir auf unserer Reise getroffen haben. Leider hat es sich nun eingeregnet und Oscar überlässt uns die Entscheidung, ob wir mit dem Boot hinausfahren wollen. Wir sind zwar nicht begeistert, aber wollen auch bei Regen unser Glück versuchen Piranhas zu fischen. Oscar erzählt, dass ein Israeli sich mal unbedingt von einem Piranha beißen lassen wollte. Warum zur Hölle?! Oscar riet ihm natürlich ab, doch er wollte diese schmerzhafte Erfahrung machen. Der gefischte Piranha biss kräftig zu, die wie Widerhaken nach hinten gewachsenen Zähne rissen ihm die Fingerkuppe ab und es blutete wie sau. Aber hey, er hat nun eine beeindruckende Geschichte zu erzählen, warum ein Finger nun etwas kürzer ist. Wir ziehen uns Gummistiefel und Regenponchos über, da haben die Mücken heute FAST keine Angriffsfläche, außer natürlich Hände und Gesicht. Ja wir haben uns auch Mückenspray ins Gesicht gesprüht, doch spätestens der platschende Regen wäscht es ruckzuck wieder ab. Eigentlich verlagert sich nur die Körperstelle, die ihnen zum Opfer fällt.

Wir legen an einer Stelle nahe der Mangroven an, wo nicht allzu viel Strömung ist. Bewaffnet mit einer sehr einfachen Angel bestehend aus einem Holzklötzchen, um die eine Nylonschnur gewickelt ist, versuchen wir unser Glück. Als Köder dient ein kleines Stückchen rohes Fleisch. Ihr fragt euch nun sicher was mit den Engländern ist? Die zwei Vegetarier werfen schön das Fleisch aus, wohingegen der vegane Engländer seinem Motto treu bleibt und nur beim Angeln zuschaut. Einmal beißt was an und wir sind alle ganz aufgeregt…doch leider geht der Fisch vom Haken.

Danach fischen wir nur Mangroven, denn ständig bleibt der Haken an einer Wurzel im Wasser hängen. Ganz schön ernüchternd dieser Ausflug im Regen… Ohne Ausbeute geben wir irgendwann auf und kehren fürs letzte richtig gute Mittagessen zurück in die Lodge. Frederick, der einäugige Kaiman ist vom Regen wenig beeindruckt und hängt am Steg ab. Er scheint hier zu wohnen und ist nur ein wenig scheu.

Dann heißt es auch schon wieder Taschen wasserfest verpacken und ab aufs Boot. Zurück zum Anleger nehmen wir nun den kürzesten Weg und als wir 45min später ankommen, hat es endlich aufgehört zu regnen. Wir wechseln in teils trockene Klamotten und warten auf unseren Fahrer, der wegen Starkregen etwas verspätet ist. Nun sind wir richtig froh das unser Touranbieter als einziger einen Geländewagen nutzt. Die Staubpiste hat sich durch den heftigen Regen in eine Schlammpiste verwandelt. Ein LKW steht quer und versperrt die weitere Durchfahrt. Zum Glück können wir über einen Acker die Straße umfahren und rutschen danach zurück Richtung Rurrenabaque. Selbst der Allradwagen findet auf sehr schlammigen Passagen kaum Halt und wir brechen nach links und rechts aus…zum Glück ist die Straße breit genug. Ein paar „Cowboys“ auf Pferden treiben ebenfalls eine Herde Rinder auf der Straße.

Wir sind alle müde und platt und kurz vor dem einschlafen, als der Fahrer plötzlich heftig bremst. Perezoso!!! Er zeigt in die Baumkrone und dort turnt ein Faultier. Wir sind plötzlich alle hellwach und springen aus dem Auto. Heute ist es etwas kühler und bewölkt, sodass sich das Faultier blicken lässt. Unser erstes Faultier in freier Wildbahn! Wir sind hin und weg! Ganz verwundert darüber, wie schnell es sich doch bewegen kann, stehen wir eine ganze Weile am Straßenrand. Glücklich über das Highlight des sonst recht erfolglosen Tages, kehren wir zurück nach Rurrenabaque.

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