8 Tage Motorradroadtrip durch Nordargentinien

Salta – Yala – Tilcara – Humahuaca – Hornocal – Iruya – Maimará – Purmamarca – Salinas Grandes – San Antonio – La Poma – Cachi – Parque National Los Cardones – Valle Encantado – El Carril – Cafayate – Quebrada del Río Las Conchas – Alemanía – Lago Cabra Corral – Salta

Und hier ist unsere 1530km Route veranschaulicht auf der Karte:

Tag 1 – Salta nach Tilcara

Nach ein paar Kilometern verlassen wir den Stadtverkehr und fahren auf die Route 9 Richtung Norden. Die Serpentinen sind ein wahres Motorradparadies und Verkehr gibt es außerdem kaum, da Autos und LKWs die Hauptstraße fahren. Wir sehen dafür mehr Kühe, Pferde, Ziegen und Schweine sowie wenige entlegene Ranches. Zum Teil ist die Vegetation hier richtig tropisch und wird sich in den nächsten Tagen täglich ändern. Wir fahren an 3 Seen vorbei, finden jedoch irgendwie keinen guten Picknickplatz.

Wir fahren und fahren mit mittlerweile knurrendem Magen also weiter bis in den Parque Provincial Potrero de Yala. Die letzten paar Kilometer sind beschwerlich über steile Schotterpisten. Das Motorrad bricht ein paar mal etwas aus. Die Natur hier ist jedoch wunderschön und am Wegesrand blühen bunte Blumen. Wir erreichen den letzten der 3 Lagunen und packen unser Mittagessen aus und genießen es mit Blick über die Lagune. Danke Paula für den leckeren Kürbisauflauf!

Nun heißt es nochmal ein paar Kilometer schrubben. Ursprünglich wollten wir versuchen heute bis Humahuaca zu fahren und hatten dort bereits ein Hotel rausgesucht, aber die Hintern tun nach 220km weh. Wir entscheiden lieber morgen früh zu starten und schieben die letzten 50km auf morgen. Wir halten kurz vor Tilcara bei einer Jesusstatue auf einem Hügel und bewundern die hübschen Berge bei Maimará.

Wir hatten eine SIM Karte gekauft, um die Unterkunftsuche zu vereinfachen und mal schnell was nachschauen zu können, kaum raus aus Salta hatten wir jedoch kein Netz mehr. Nach langem Suchen nach einer passenden Unterkunft landen wir in einem Zottelhostel in Tilcara. Fausto ist jedoch ein korrekter Kerl aus Buenos Aires und wir quatschten lange. Das Doppelzimmer mit externem Bad ist ausreichend für eine Nacht und liegt im Budget, Internetempfang scheint jedoch auch hier in der Stadt im Moment nicht zu sein. Wir laufen auf den Hauptplatz und snacken ein Tortilla, gegrilltes Brot meist mit Käse und eventuell noch Schinken, Salami oder Mais gefüllt, das es hier an jeder Ecke zu kaufen gib. Wir probieren außerdem Api, ein lilafarbener Saft aus Mais, der einfach nur fürchterlich süß schmeckt…den kaufen wir nicht nochmal. Da es morgen früh losgehen soll, sind wir heute früh im Bett.

Tag 2 – Tilcara nach Iruya

Fausto bereitet uns vor der üblichen Frühstückszeit unser erstes landestypische, argentinische Frühstück mit getoasteten Baguettescheiben und Dulce de Leche vor. Oft wird in Argentinien aber auch ein süßes Hörnchen zum Frühstück gereicht. Tatsächlich überlegte Argentinien sein Dulce de Leche zum Kulturerbe zu benennen. Durchschnittlich 3kg pro Jahr isst jeder Argentinier von der süßen, zähflüssigen Karamellcreme bestehend aus Milch, Zucker und Vanille, aufs Brot, als Eis oder in Gebäck- und Kuchenspezialitäten. Die Deutschen schaffen es hingegen nur 1kg Nutella pro Kopf und Jahr zu verzehren. Es dauert nicht lange bis wir auch Dulce de Leche im Reisegepäck haben, praktisch im Quetschiformat. Ich finde außerdem, dass dieses Bild aus dem Supermarkt nach Dulche-de-Leche-Liebe der Argentinier schreit…so viel Auswahl ist doch unglaublich!

Ein Schwätzchen mit Fausto später und nach Beladen des Motorrads kommen wir schließlich doch nicht vor 8:30 los. Die Fahrt bis Humahuaca verläuft auf asphaltierter Strecke schnell, danach sind es 30km Schotterpiste bis zu den 14-farbigen Bergen „Hornocal de 14 Colores“. Der Aussichtspunkt liegt auf 4350m und wir haben fertig geschaut bevor die meisten Tagestouristen eintreffen. Trotz „Warnschild“ wegen der Belastung bei Höhe laufen wir hinunter zu einem weiter vorgelagerten Aussichtspunkt. Klar schnaufen wir auf dem Rückweg nach oben ein wenig wegen des fehlenden Sauerstoffs, doch unsere Körper haben sich gut angefreundet mit der Höhe und selbst das ständige auf und ab scheint uns nichts mehr auszumachen. Da knattert das Motorrad bei der Höhe mehr als wir!

Den weißen Weg sind wir hochgekommen!

Mittagessen gibt es auf dem Rückweg in Humahuaca und wir finden leider nur ein mittelprächtiges Mittagsmenü. Wir laufen durch das kleine Dorf, bewundern die Architektur rund um den Hauptplatz mit schöner Kirche und die coole Streetart.

Während wir mit einer Kugel Dulce de Leche Eis (wir sind nun auch auf den Geschmack gekommen! 🙈) am Hauptplatz sitzen, sehen wir dunkle Wolken aufziehen. Es sind noch 70km bis nach Iruya. Wir schwingen uns also schnell wieder aufs Bike und düsen zunächst auf Asphalt gegen Norden Richtung Bolivianische Grenze. Die letzten 50km auf Schotterpiste und bei erneuten Anstieg von über 4000m werden ein klein bisschen nass. Das Regenoutfit ist einfach nur zum Lachen! 😂 Wir schlängeln uns Serpentine um Serpentine den Pass hinauf und auch wieder hinunter.

Der große Regen scheint glücklicherweise westlich an uns vorbeiziehen. Mit dicken, schwarzen Regenwolken im Nacken können wir jedoch leider die schöne Strecke nicht richtig genießen und machen kaum Halt. Auf den Wetterbericht ist auch kein Verlass, denn für heute war strahlender Sonnenschein angekündigt und nur morgen etwas Regen. Mit Sonne wären die Berge und Aussichten sicher viel schöner…

Als wir Iruya erreichen kommt die Sonne doch nochmal raus. Das Dörfchen ist von Weitem ganz leicht an der großen weiß angestrichenen Lehmkirche zu erkennen. Wir finden auf Empfehlung von Carlos schnell sein Lieblingshotel und obwohl es etwas überm Budget liegt, gönnen wir uns heute Nacht das schöne Zimmer mit himmlischem Bett. Hier werden wir nach der anstrengenden Fahrt wie auf Wolken schlafen!

Wir erkunden die kleinen Gassen des Lehmdörfchens, dass tatsächlich mal Filmkulisse für den teuersten Werbefilm von Guinessbiers war. Das ganze Dorf hat damals mit gedreht und mit dem Geld hat so mancher sicher seine Fassade saniert. Denn auch wenn die Häussschen aus Lehm gebaut sind, verdecken fast überall die hübschen Fassaden das traditionelle Gemäuer. Wir genießen dennoch den Spaziergang durch die Gassen aus Pflastersteinen und laufen sogar in den zweiten Dorfteil über eine große Hängebrücke. Der Fluss führt kein Wasser, aber wir können uns den reißenden Fluss zur bevorstehenden Regenzeit gut vorstellen. Ausgehungert kehren wir zurück an den Hauptplatz, wo es jedoch kaum Restaurants zur Auswahl gibt. Auf dem Platz findet heute ein Kinderfest statt und es ist ganz schön was los. Grad zur richtigen Zeit öffnet ein kleiner Laden mit regionaler Küche für uns die Pforte. Wir essen herzhafte Pfannkuchen gefüllt mit Quinoa und Käse sowie „Pechuga de Pollo Relleno“, Schinken und Käse gefüllte Hähnchenbrust und den kleinen Andino Kartoffeln als Beilage.

Tag 3 – Iruya nach Maimará

Die Sonne lacht und es ist keine Regenwolke zu sehen! Heute werden wir den Rückweg über den Pass in vollen Zügen genießen können. Es gibt wahnsinnig gutes Frühstück mit frischem Osaft, Obst, warmem landestypischem Brot und richtiger Butter. Gestärkt für die Fahrt durch die Berge und 1000 Serpentinen starten wir diesen sonnigen Tag. Ich bin stolz auf Simon, wie er es meistert mit mir und samt Gepäck geschickt über die schlechten Straßen zu manövrieren. Anfängern können wir die Pisten hier nicht empfehlen! Ich hab mich auch mal aufs Bike gesetzt, aber für mich ist es viel zu schwer und kaum zu halten.

Zurück auf der Hauptstraße, diesmal wieder zurück Richtung Süden, stehen Millionen uralte Kakteen am Wegesrand. Wir parken das Motorrad und laufen in den Kaktuswald. Wir erschrecken uns als plötzlich ein fetter Hase vor uns Haken schlägt und davonläuft…schade keine Hasenmaus, dieses possierliche Tierchen würden wir gern mal sichten. Der erste Regen der bevorstehenden Regenzeit lässt die Wüste blühen. Direkt aus dem Boden sprießen hier und da einzelne ca 1cm große Blümchen. Von klein bis groß sind hier sämtliche Kaktusarten vertreten und blühen in unterschiedlichsten Farben. Die Hunderte von Jahren alten Riesen, die „Cardones“ Kakteen, wachsen nur 1cm pro Jahr! Wir sind erstmal baff, aber werden in ein paar Tagen im „Parque National Los Cardones“ noch mehr erstaunliche Fakten über diese Riesen sammeln.

Zurück in Humahuaca laufen wir über den Markt und trinken einen frischen Saft. Auch hier scheint es viele Fans der Kakteen zu geben und man kann handgefertigte Souvenirs kaufen. Danach laufen wir noch auf einen Aussichtspunkt. Hier steht ein alter Kirchenturm aus Lehm und wir können das Dorf überblicken.

Die Wahl fällt heute auf ein wesentlich besseres Restaurant, dass wir beim letzten Besuch der Stadt zu spät entdeckt hatten und rappelvoll war. Wir essen „Milanese“, Hähnchen oder Fleisch in knuspriger Panade, und überraschenderweise ist dieses Schnitzel hier sehr verbreitet, sowie „Pescado al Horno“, Fisch aus dem Ofen. Wir chillen am hübschen Hauptplatz bevor wir die Fahrt ins 5000 Seelen Örtchen Maimará antreten.

Sergio und seine 3 Lamas warten bereits auf uns. Er ist ein sehr herzlicher Gastgeber und wir üben ein bisschen Spanisch während er mit uns auf einen kleinen Aussichtsberg auf seinem Grundstück wandert. Wir waschen ein paar Teile durch und gehen im Minimarkt im Dorf einkaufen. Heute Abend kochen wir nur noch ein bisschen Kürbisgemüse in der Küche und schauen einen Film.

Campertrip Video

Nachtrag zu unserem 4-tägigen Roadtrip um San Pedro de Atacama

Bitte seid geduldig mit uns – wir versuchen 1000 Fotos und Videos so bald wie möglich alle zu sichten. Wir hoffen in Bolivien ist das Internet ausreichend stark, um dann auch alles hochzuladen. In 3 Tagen geht es über die Grenze. Nun aber erstmal viel Spaß mit unserem letzten Video und Nachtrag aus Chile!

Argentinien 🇦🇷

Salta – La Linda
übersetzt „Die Schöne“

Und das ist diese Stadt wirklich! Die weißen Kolonialgebäude, alten Kirchen, Streetart, schicke Restaurants und Bars und die zahlreichen Parks in der Stadt verbreiten ihren Charme. Die Stadt ist modern und es haben sich viele namhafte Geschäfte angesiedelt, dennoch sieht man zahlreiche Straßenhändler und traditionelle Märkte. Viele lassen den Norden Argentiniens bei der Routenplanung außer acht, zu unrecht wie wir finden. Wir werden bei unserem Abstecher nach Argentinien stattdessen nur die Region um Salta erkunden und Steaks essen – was sonst?! 🥩😂

Simon im Fleischparadis

Nachdem wir den ganzen Tag im Bus gesessen haben, erreichen wir gegen 21 Uhr den Busbahnhof in Salta. Die letzten Chilenischen Peso haben wir bereits ausgegeben und die zwei Geldautomaten sind leer. Dollar wechseln geht ab 10$ Note, wir haben noch 9$…puh! Wir verhandeln mit dem Taxifahrer, dass er uns in der Stadt zunächst zu einem Geldautomaten fährt, da wir ihn ansonsten nicht bezahlen können. An einigen Banken stehen, wie hier grundsätzlich oft beobachtet, eine Menge Leute auch um diese Uhrzeit an. Bei Bank und Versuch Nummer 3 gibt es dann endlich Bares und wir fahren in unser Airbnb im Stadtzentrum. Paula und ihr Hund Isaac warten bereits auf uns. Die WG ist richtig gemütlich, unser Zimmer groß und das Bett super bequem. Wir haben kein Wasser mehr und sind zudem noch etwas hungrig. Sonntagabends ist fast alles geschlossen, einen Kanister Wasser können wir im Minimarkt um die Ecke jedoch auftreiben und stehen um 22 Uhr Schlange, um ein nach Belieben belegtes Sandwich zu bekommen. Der Laden ist extrem beliebt und der Geschmack verrät auch warum. Guten Appetit!

Am nächsten Tag versuchen wir zunächst erfolglos einen Motorradladen etwas außerhalb des Zentrums aufzusuchen, leider geschlossen. Wir haben nicht wirklich gefrühstückt, weil Paula die Küche vormittags für ihr Cateringbusiness in Anspruch nimmt. Also lassen wir uns vom Taxifahrer eine Empfehlung für ein Restaurant mit guten Steaks oder Asado geben und hierher hat sich vermutlich noch kein Tourist verirrt (es gibt im Zentrum schließlich mehr als genug Auswahl). Es gestaltet sich etwas schwierig die Karte zu lesen, da die Cuts hier anders heißen und das typische „Asado“, hier eine BBQ Platte, scheinbar Innereien beinhaltet. Unsere Wahl fällt auf Fleisch aus dem Ofen, mit Ofenkartoffeln und Gemüse. Ausgezeichnet! Dazu wurden pikant eingelegte, schwarze Bohnen und Aubergine gereicht. Wir kommen wieder!

Wir laufen zurück ins Stadtzentrum und gehen auf Erkundungstour. Die Stadt ist bereits weihnachtlich dekoriert, auch wenn bei der Hitze irgendwie keine Stimmung bei uns aufkommt. Das erste Mal fällt uns auf, dass die Siesta hier richtig gelebt wird. Die Fußgängerzone ist wie ausgestorben und Geschäfte öffnen erst wieder um 17-18 Uhr. Wir finden ungelogen das beste Eis der Welt und setzten und eine Weile in den schönen Park am Hauptplatz. Als der „Mercado San Miguel“ gegen Abend seine Pforten wieder öffnet, kaufen wir Gemüse fürs Abendessen ein.

Zurück im Airbnb wartet bereits Hund Isaac auf uns und auch die kleine Babykatze von Paulas Mitbewohnerin ist neugierig und ständig in Spiellaune. Die gemütliche WG Atmosphäre gefällt uns sehr und Ulrike fühlt sich an die schöne FFM WG Zeit erinnert. Bevor wir später noch kochen, sitzen wir lange im begrünten Innenhof mit Pool und recherchieren für die nächsten Tage. Per WhatsApp kann Simon den Motorradverleih erreichen und wir schmieden erste Pläne.

Am nächsten Morgen geht es erstmal ins Gym und man freut sich dort über europäische Gäste. Auch wenn es super heiß ist, ist es das netteste Gym bisher mit tollem Personal. Wir werden noch zu Gym-Testern in Südamerika! 😂 2,5 Stunden Training später und frisch geduscht, laufen wir völlig ausgepowert und ausgehungert ein paar Blocks bis an den Hauptplatz. Wir kaufen im Supermarkt für schlappe 3 EUR ein ganzes, frisch gegrilltes Hähnchen und machen Picknick im Park. Die Sonne scheint und wir liegen unter Limettenbäumen. Der süßen Eisversuchung um die Ecke können wir nicht widerstehen…wir teilen uns ein Hörnchen mit Choco Rocher, Dulce de Leche und Tiramisu in super knuspriger Schoko&Krokant Waffel. Warum ist es in Deutschland so schwer gutes Eis zu finden?

Den Rest des Tages heißt es wieder Recherche, Recherche, Recherche und Routenplanung im Hof (mit der süßen Babykatze natürlich). Ab morgen sind wir nämlich für 8 Tage motorisiert! Wir quatschen auch ein bisschen mit unserer Gastgeberin Paula, die uns aufklärt, was alle hier in diesen lustigen Bechern trinken. Tatsächlich ist es der typische argentinische Mate-Tee im „Guampa“. Sogar im Gym und auch im Park waren uns Leute mit dem besonderen Becher und Thermoskanne aufgefallen. Paula gießt uns Tee auf, der hier oft geteilt und rumgereicht wird. Der starke und strenge Geschmack ist jedoch nichts für unsere Gaumen!

Am nächsten Morgen sind wir vor Paula in der Küche und starten mit einem gesunden Frühstück in den Tag. Gestern hatten wir sogar Erdbeeren beim Straßenhändler gefunden. Die Babykatze strollt neugierig durch unser Zimmer, sobald die Tür aufgeht, und hilft sogar beim Packen oder will sie etwa mit auf den Roadtrip?

Wir lernen die Frohnatur Carlos vom Motorradverleih endlich persönlich kennen. Wir sind nicht nur vom fast neuen Motorrad begeistert, sondern auch von Carlos korrekter Art und Service. Wir bekommen zum Motorrad eine gute Ausstattung ohne Aufpreis und er leiht und Koffer, Schloss, Helme und zwei paar Handschuhe. Gerne geben wir die Kontaktdaten weiter, falls jemand Interesse hat hier eine Tour zu machen.

Wir fahren ins Airbnb und beladen das Motorrad. Der große Rucksack bleibt bei Carlos. Wir müssen nun selbst über uns lachen…ein Rucksack in Arequipa, Peru und der andere nun in Salta eingelagert während wir mit minimalem Gepäck unterwegs sind. Man braucht tatsächlich so wenig zum Glücklichsein! Glücklich ist auch Paula als wir ihr noch ein Mittagessen abkaufen, da sie heute nicht so viel verkaufen konnte. Wir packen ihren köstlich duftenden Kürbis-Fleischauflauf fürs Picknick später ein und auf geht’s!

Salar de Atacama

4 Tage mit dem Camper durch die Wüste

Unser erstes Ziel liegt 2,5 Stunden Fahrt entfernt und ist somit das am weitesten entfernte. Wir werden uns in der kurzen Zeit nur sternförmig in alle Richtungen um San Pedro de Atacama bewegen können, doch hier gibt es mehr als genug zu erkunden. Bereits nach kurzer Fahrt aus San Pedro eröffnet sich die spektakuläre Landschaft und die Vegetation wird sich in den nächsten Stunden je nach Höhe und Ort ändern. Wir sehen viele Esel nahe der ersten kleinen Dörfchen und die wilden Vikuñas (Lamas) in der Pampa am Wegesrand.




Die Straße bahnt sich durch karge Wüstenlandschaft, vorbei an der großen Salzwüste „Salar de Atacama“, große und aktive Vulkane im Hintergrund, in der Höhe wachsen nur noch zahlreiche, gelb-grüne Büschel Tussockgras. Der erste Regen lässt die Wüste hier und da rosa und rot blühen. Die Abgeschiedenheit und Weite – wir sind total hin und weg!




Die letzten Kurven geben bereits den Blick auf die Piedras Rochas, eine rote Felsformation und den davorliegenden Salzsee „Laguna de Talar“ frei. Angekommen an dem Aussichtspunkt können wir alles überblicken und es ist einfach nur atemberaubend! Bevor wir ausgestiegen sind, haben wir uns noch schnell warme Kleidung angezogen, denn auf 4000m Höhe ist es kühl und der Wind eiskalt. Länger als für ein paar Fotos können wir hier nicht verweilen und hier oben nachts zu campen unvorstellbar…brrrr




An unserem nächsten Ziel sind wir auf dem Hinweg schon fast vorbeigefahren: die Laguna Miscanti und Miñiques. Das letzte Stück führt über eine extrem holprige und schlechte Staubstraße. Es sind ebenfalls nur 2 andere Touristen hier und so genießen wir den Ausblick und die Ruhe. Da hier ebenfalls kühler Wind weht, gibt es den Nudelsalat mit Blick auf die Lagune eben im Van.


Gestärkt machen wir uns wieder auf den Rückweg Richtung San Pedro. Hätten wir da nicht nur ein kleines Problem…nämlich einen ziemlich leeren Tank. Wir waren mit gut halb vollem Tank gestartet und Wicked hatte uns nicht darüber informiert, dass die einzige Tankstelle weit und breit in San Pedro ist. Wir waren davon ausgegangen in dem Ort Socaire unterwegs nachtanken zu können und, da wir permanent bergauf gefahren sind, war der Spritverbrauch natürlich etwas höher. Typisch Ulsiontour denken wir uns und lachen nochmal über unser „kein Sprit im Collectivo“ Erlebnis am Colca Canyon. Unsere liebe Betty Geröllheimer hätte es besser gewusst! 😂 Auch wenn es bergab geht, wir schaffen niemals 110km mehr bis San Pedro. Wir rollen also mit rot leuchtender Tankanzeige in den kleinen Ort und fragen nach ein paar Litern Sprit, wie damals Betty Geröllheimer. 😂 Geradeaus, rechts, links…klingelt mal an dem orangefarbenen Haus. Es macht keiner auf…entmutigt rollen wir die Straße weiter runter. Dort steht noch jemand im Tor…lass uns da nochmal fragen. Und seine Antwort ist: Wollt ihr 5 oder 10 Liter? Juhuuu…wir freuen uns über Sprit gezapft in zwei 5 Liter Wasserkanister und der gute Mann über eine außerordentliche Gewinnmarge von fast 100%. Aus welchem Land wir kommen, will er noch wissen…jaja die Deutschen…Anfängerfehler in der Pampa!

Über uns selbst lachend rollen wir nun mit ausreichend Sprit im Tank in niedrigere Gefilde. Wir sind auf der Suche nach einem Schlafplatz und der größte Busch weit und breit in der rund 4000qkm Salar der Atacama, scheint ausreichen Windschutz zu bieten. Wir überlegen nicht lange und parken unseren Van pünktlich zum Sonnenuntergang in der einsamen Wüstenlandschaft. Ein Abendessen ist schnell zubereitet: Tee, Nudelsalat und eine heiße Tütensuppe. Etwas Warmes tut richtig gut, denn sobald die heiße Wüstensonne sich senkt, wird es richtig kalt.


Wir kuscheln uns in den Camper und schauen noch einen Film. Zwei Decken und einen Schlafsack hatten wir uns beim „free stuff“ bei Wicked geliehen und hofften, dass es ausreichend wärmt. Zunächst war dem auch so, doch mitten in der Nacht wachen wir beide durchgefroren auf und müssen auch noch auf Toilette. Wir schlüpfen schnell in die Schuhe und verschwinden hinterm Busch, als wir bei der Totenstille plötzlich zusammenzucken. Da ist das Geräusch nochmal und wir enttarnen es als empörtes Wiehern und Schnaufen eines Esels. 😂 Ein paar trampende Hufgeräusche und erneutes Wiehern, der Esel bleibt jedoch ungesehen. Jetzt sind wir wach! Wir klettern zurück in den Van und schauen bei offener Vantür in den atemberaubenden Sternenhimmel. Wenn der Mond nachts verschwunden ist, so wie jetzt, kann man alle Sterne groß und hell leuchten sehen. Sogar die Milchstraße ist ganz deutlich zu erkennen – so etwas haben wir noch nicht gesehen! Und so liegen wir hier noch eine Weile und kuscheln uns wie die Pinguine zum gegenseitig Wärmen ganz nah aneinander. Wir frieren trotzdem den Rest der Nacht und nur die ersten Sonnenstrahlen wärmen den Van langsam wieder auf. Eins steht fest: Heute Abend müssen wir mehr Klamottenschichten anziehen!

Ziemlich zerknittert kochen wir Kaffee, Tee und Porridge. Die ungemütliche Nacht steckt uns beiden noch in den Knochen. Es wird trotzdem Zeit aufzubrechen, da wir ansonsten unser Tagesprogramm nicht schaffen. Wir fahren zur „Laguna Chaxa“, die Mitten in der Salar de Atacama im Flamingo National Reserve liegt. Aus er Ferne hatten wir auf unserer Reise bereits Flamingos gesehen, hier können wir sie jedoch hautnah erleben. Die Spiegelung des Wassers gibt tolle Fotoeffekte.



Jeder kennt und liebt die bizarren, rosafarbenen Federfreunde, die in den letzten Jahren ziemlich gehypt wurden. Doch was fressen eigentlich Flamingos und warum sind sie eigentlich rosa, hatten wir uns bereits gefragt?! Falls ihr es auch nicht wusstet, hier ein paar fun facts zu Flamingos:

Es gibt 3 Arten Flamingos: James Flamingo, Chilean Flamingo und den hier am weitesten verbreiteten Andean Flamingo, den man leicht an den schwarzen Flügelspitzen und der Größe erkennen kann.

Wie ihr auf den Bildern sehen könnt stecken die Köpfe der Flamingos ständig im Wasser, denn sie fischen nach den kleinen Salzwasserkrebsen „Brine Shrimps“. Sie haben sich den extremen Bedingungen in den salzigen Biotopen angepasst und die Eier können bei Trockenheit sogar Dekaden überstehen. Und von diesen kleinen, possierlichen Tierchen erhalten die Flamingos durch das enthaltene Betacarotin auch ihre rosa Farbe!


Wir sehen in der Lagune vornehmlich den Andean Flamingo und am Rande der Lagune flitzen kleine, bunte Fabianleguane. Auf einem kleinen Sinnespfad können wir die Hitze der nun brennenden Mittagssonne deutlich spüren, wir entdecken Millionen quirlige Salzwasserkrebse in einer kleinen Lagune und probieren sogar das weiße Gold!



Da wir für weitere Ausflüge mehr Sprit benötigen, führt unser Weg nun unweigerlich nach San Pedro rein. Da sich unsere Ziele sternförmig um den Ort befinden und es kaum Querstraßen gibt (und keine weiteren Tankstellen weit und breit 😜), müssen wir zwangsläufig immer mal wieder durch den Ort fahren. Außerdem lädt Ulrikes iPhone nicht und, da sie die Navigation mit offline Karten machen muss, brauchen wir dringend Strom! An den Copec Tankstellen gibt es landesweit gratis WLAN und wir gönnen uns ein Rum-Rosinen-Eis. Das sind die Vorteile der Zivilisation haha. Leider lädt Ulrikes iPhone jedoch auch an richtiger Steckdose nicht, wir suchen also das einzige Elektronikgeschäft auf. Und siehe da…nur Kabel kaputt und Problem in 2 Minuten gelöst. Ulrike fällt ein Stein vom Herzen. Kennt ihr das Gefühl unterwegs zu sein und das Akku ist fast platt? …nun stellt euch vor auf der so einer langen Reise ist das Handy plötzlich ganz tot…alle Daten und Fotos auf dem Handy, Onlinebanking, soziale Medien und Kontakt nach zu Hause…will ich mir nicht vorstellen! Bewaffnet mit neuem Obst geht es nun endlich weiter. Es wird auch mal Zeit zu duschen und so haben wir nun einen Badestop an der „Laguna Cejar“ eingeplant. Das besondere an den Salzseen ist nicht nur das einzigartige Ökosystem, sondern auch der hohe Salzgehalt, der einen wie auch beim Toten Meer oben auf dem Wasser treiben lässt. Die meisten Salzseen in den Nationalparks dürfen nicht betreten und erstrecht nicht drin gebadet werden. Es gibt also nur wenige Optionen dieses besondere Floatingerlebnis außerhalb des Toten Meeres auszuprobieren und so zahlen wir zähneknirschend die fast 20 EUR Eintritt pro Person. Eine andere Lagune hätte nur ein Drittel gekostet, jedoch wäre der Weg dorthin nur mit einem 4×4 Geländewagen möglich gewesen. Da die meisten Touristen mit einer Tour hierher kommen und wir etwas zeitversetzt ankommen, haben wir den kleineren Teil des Salzsees zum Schluss ganz für uns alleine. Auch wenn der Badespaß den Preis nicht rechtfertigt, ist die Kulisse traumhaft schön und wir planschen fröhlich im kühlen Nass. Sobald man rauskommt trocknet der Wind einen super schnell und zurück bleibt ein unangenehm spannender, krustiger Salzfilm auf der Haut. Gut das es oben noch richtige Duschen gibt!



„Duftebiene“ machen wir uns nun auf den Weg zum Sonnenuntergang an der „Laguna Tebinquiche“. Wir kochen schnell einen Kaffee und hungrig fällt uns eine Tüte Chips zum Opfer, während wir auf den Sonnenuntergang warten. Die letzten Sonnenstrahlen spiegelt sich wunderschön in der Lagune und die Berge im Hintergrund färben sich ganz rosa. Es ist ein tolles Spektakel! Natürlich sind wir hier nicht alleine, aber die Anzahl an Personen ist sehr überschaubar. Ein Mädel schießt heimlich ein Foto von uns beiden und will es unbedingt mit uns teilen – vielen Dank! ❤️




Nun heißt es wieder Schlafplatz suchen. Wir hatten schon auf dem Hinweg den einzigen Baum weit und breit ins Auge gefasst, doch dieser ist als wir ankommen bereits von einem anderen Wicked Camper belegt. Hatten wir uns jedoch schon fast gedacht, da der Platz von Wicked empfohlen wird. Wir finden ein paar Kilometer weiter in die richtige Richtung jedoch wieder einen schönen Busch und umso weniger Kilometer müssen wir morgen früh zurücklegen. Wir backen schnell Eier und essen im Dunkeln, obwohl der Halbmond ausreichend Licht spendet und legen uns nun mit 4 Schichten Kleidung ins Bett. Heute Abend ist auch wesentlich weniger Wind und warm eingepackt frieren wir diese Nacht nicht. Erst am nächsten Morgen als wir zum Sonnenaufgang aufstehen, ist es jedoch bitterkalt. Ohne Zähneputzen und Tee kochen entscheiden wir uns erstmal loszufahren und die Heizung anzuschmeißen. Nach ein paar Kilometern erreichen wir San Pedro und kaufen uns beim Minimarkt ein heißes Empanada „Piña“. Diese chilenische Version der Teigtasche ist mit geschmortem Fleisch in würziger Sauce, einem Stück Ei und einer Olive gefüllt. Warmes Frühstück tut gut und nachdem wir noch einige Kilometer gefahren sind und es langsam wärmer wird, machen wir Halt für einen Kaffee und morgendliches Frischmachen bei traumhafter Kulisse.



Unser Ziel heute ist das Geysirfeld „El Tatio“, dass rund 2-2,5 Stunden Fahrt auf miserabler Piste von San Pedro entfernt liegt und fast an Bolivien grenzt. Es geht permanent bergauf und wir hätten gern ein paar mehr PS. Außerdem ist der Van extrem schlecht gefedert und klappert und wackelt unaufhörlich – unsere rohen Eier gehen dabei sogar zu Bruch. Die Piste wird so schlecht, dass sich Fahrzeuge neue Wege im Gelände suchen und so suchen auch wir die beste Spur abseits des staubigen, welligen Hauptweges und können die Schlaglöcher nicht mehr zählen. Ob wir uns wohl noch einen Platten fahren? Die Kulisse entschädigt jedoch den beschwerlichen Weg! Wir halten ein paar Mal, um Fotos von der atemberaubenden Landschaft zu machen. Zahlreiche Vikuñas kreuzen den Weg und wir sehen auch jede Menge Flamingos, dazu auf dem Rückweg jedoch mehr!





Wir können uns auf dem Hinweg nicht allzu lange aufhalten, da die Geysire bei den morgendlich kühlen Temperaturen am aktivsten sind. Touren ab San Pedro starten bereits um 4-5 Uhr morgens, um zum Sonnenaufgang oben zu sein. Wir entscheiden uns jedoch bewusst gegen eine so frühe Tour. Zum Einen wollen wir nicht im dunkeln diese Piste fahren und erstrecht nicht bei -10 Grad oder teils noch kälter uns den A*** morgens abfrieren. Sicherlich ist es morgens toll den Sonnenaufgang mit den dampfenden und wasserschießenden Geysiren zu sehen, jedoch machen zu viele Leute die Atmosphäre auch einfach kaputt. Wir kommen an als die letzten Tourbusse vom Parkplatz fahren und haben eine gute Entscheidung mit der Uhrzeit getroffen! Die Geysire sind noch immer aktiv, dampfen und schießen bis zu 1m hohes Wasser. Es ist das 3 größte Geysirfeld der Welt mit 800 Geysiren und wir können sie ganz in Ruhe und vorallem ganz alleine bestaunen. Anschließend ziehen wir uns Badesachen an und steigen in einen großen, natürlichen Pool, der mit heißem Wasser der Geysire gespeist wird. Es dauert nicht lange und auch die letzten Badegäste steigen in ihre Autos und geben den ganzen Pool frei. Der Pool ist so groß, dass man auch richtig drin schwimmen kann. Im flachen Wasser Nähe der heißen Quellen ist es deutlich wärmer, auch wenn natürlich nicht ganz konstant heiß oder kalt. Wir planschen bis die richtige Temperatur um uns erreicht ist und bleiben als letzte bis wir ganz schrumpelig sind!






Wir sind hungrig, aber wissen nicht ob wir bei den Geysiren den Gas-Campingkocher anschmeißen dürfen. Es ist außerdem unangenehm windig und auf 4320m immer noch etwas frisch, auch wenn nicht mehr so schlimm wie bei kühlem Wind aus dem heißen Pool steigen. Wir entscheiden uns erstmal ein Stück runter zu fahren und einen geeigneten „Rastplatz“ zu finden…ein paar Schokokekse tun es auch erstmal. Wir kommen durch das kleine Bergdorf „Machua“ und essen ein frisch gegrilltes Lamaspieß. Es ist total überteuert, da es auf dem Touripfad liegt, aber wir sind um ein Geschmackserlebnis reicher. Tatsächlich schmeckt es gar nicht so streng, auch wenn die vermutlich nicht ganz abgebrannten Borsten nicht ganz so appetitlich sind.

Kurz später erreichen wir wieder die Lagune mit hunderten Flamingos und anderen Wasservögeln. Auch wenn sie etwas scheuer sind als im Flamingo National Park und gleich wegwackeln, wenn man näher kommt, ist diese Lagune und die Flamingos in freier Wildbahn viel beeindruckender. Der Fahrer Simon ist nach kurzer Nacht und Stunden Fahrt völlig platt und macht ein Nickerchen im Van, während Ulrike ihr Flamingobeobachtungslager aufschlägt. Die Ruhe und die Geräuschkulisse der schnatternden Vogel und Flamingos, die teils wie Entchen ihren Po aus dem Wasser strecken während sie nach Shrimps fischen, ist unbeschreiblich.


Irgendwann müssen wir jedoch weiter und Simon wird geweckt. Es geht weiter bergab bis wir einen coolen Spot zum kochen und Sonnenuntergang schauen finden, man sieht von hier oben nämlich das ganze Tal und die Salar de Atacama Wüste. Da wir den ganzen Tag nur gesnackt haben, gibt es nun was richtiges. Wir machen Bratkartoffeln mit Speck und dem letzten ganzen Ei. Wir hatten überlegt hier zu nächtigen, jedoch bläst der Wind ganz schön und wir sind ohne jeglichen Schutz. Außerdem sind wir schätzungsweise noch 400-500 Meter höher als San Pedro und was die nächtliche Temperatur betrifft, zählt jeder Meter.




Nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, machen wir uns weiter unten auf die Suche nach einem geeigneten Platz zum Campen. Ein paar Kilometer vor San Pedro werden wir fündig und machen uns ein schönes Lagerfeuer. So ein Feuer hat schon etwas sehr beruhigendes! Und erst der Sternenhimmel!

Der letzte Tag mit unserem Camper hat begonnen. Einerseits freuen wir uns auf ein richtiges Bett heute Abend, andererseits war es einfach toll ganz unabhängig und frei zu sein in dieser tollen Landschaft. Wir könnten uns durchaus vorstellen mit einem etwas größeren und komfortableren Gefährten, Sprinter oder Wohnwagen, länger zu reisen. Bevor wir unser zu Hause auf Zeit jedoch abgeben, wollen wir die mondartige Landschaft des „Valle de la Luna“ erkunden. Die Landschaft ist wieder völlig anders als bisher und wirkt total unreal. Große Sanddünen, weißes Salzgestein und die verschiedenen Schichten in den Bergen, die durch die Verschiebung der Kontinentalplatten zum Vorschein kamen.





Wir brauchen den ganzen Vormittag, um die Gegend zu erkunden. An einem Aussichtspunkt begleitet uns ein Hund – was macht er hier mitten in der kargen Gegend und rennt bei der Hitze mit den Touris den Berg rauf und runter. Schnell merkt er, dass er uns zum Auto begleiten darf und trinkt gefühlt einen ganzen Kanister Wasser und frisst den Rest von unserem gekochten Reis. Und dann kommt es wie es kommen muss: Zwar haben wir keinen Platten, aber die Batterie ist tot. In Chile muss man auch tagsüber mit Licht fahren und da muss man bei strahlendem Sonnenschein mal dran denken das Licht am Van manuell auszuschalten. Unsere Retter in der Not sind ein älteres, !französisches! Ehepaar, die uns kurzerhand Starthilfe geben. Wie ihr seht heißt es mal wieder Pleiten, Pech und Pannen bei Ulsiontour! Aber gut das wir uns mit Humor nehmen können und irgendwie gehört es auf so einer Reise auch irgendwie dazu, oder?




Nach Abgabe des Campers gehen wir mal wieder ein Mittagsmenü essen, diesmal mit der Variante aus dem Ofen „Pollo al Horno“ und chillen dann im Hostel in den Hängematten, mit WLAN. 😜 Ja tatsächlich, die nächste Nacht schlafen wird das erste Mal im 6-Bett Dorm. Morgen früh geht es nämlich schon weiter nach Argentinien und wir wollen aus praktischen Gründen in der Nähe des Zentrums und Busbahnhofs nächtigen. Hotels und Hostels in San Pedro sind trotz schwachem chilenischen Wechselkurs immer noch sehr teuer. Das Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad im Hostel hätte fast das doppelte gekostet und, da die Lage perfekt ist und wir nach den hohen Ausgaben für Camper und Eintritte mal ein paar Euros einsparen wollen, werden wir diese Nacht also um eine Erfahrung reicher. Nachdem wir so viel im Van gehockt haben, wollen wir nochmal in das coole Gym um die Ecke gehen. Auch wenn nach den kurzen Nächten die Verlockung in der Hängematte liegenzubleiben groß ist, überwinden wir unseren inneren Schweinehund und besuchen das coole Pumperlama.

Dann heißt es Eiernudeln in der Gemeinschaftsküche backen und den Rest des Abends zu versuchen die alternativen, singenden Hippster mit Joints und Gitarre zu ignorieren. Es ist Samstagabend und alle in Partylaune. Wir sind allerdings viel zu platt, um uns von denen oder den 3 Franzosen im Zimmer stören zu lassen. Wir schlafen wie ein Stein!!!

Das letzte Frühstück in Chile! Fit und ausgeschlafen sitzen wir heute morgen schon auf gepackten Taschen und haben ausnahmsweise mal richtig viel Zeit und keinen Stress vorm Bus! 11 Stunden bis nach Salta, Argentinien werden wir wohl irgendwie schaffen und schon mal 1000 Bilder und Videos von unserem Campertrip sichten!

San Pedro de Atacama

Eingebettet in einer surrealen Landschaft – Wüste, Salzseen, Vulkane, Flamingos und ein Camper!

Wir haben eine Unterkunft etwas außerhalb des touristischen Örtchens gebucht. Das Taxi schmeißt uns auf einer staubigen Straße raus und auf der Nachbarfarm werden grad ein paar Schafe und Lamas über den Weg getrieben – wie süß! Wir checken in unser Häuschen, sogenanntes „Cabaña“ ein und, da die anderen beiden Zimmer nicht belegt sind, haben wir Wohnzimmer, Küche und Feuerstelle für uns allein. Außer kurz im Minimarkt einkaufen, kochen und ein paar Mücken vor dem Schlafengehen erledigen, passiert am ersten Abend nicht viel. Wir bereuen es unser Mückennetz in Arequipa gelassen zu haben… Ohne funktionierendes WLAN heute Abend können wir auch keine Recherche für Ausflüge am nächsten Tag planen, also vertagen wir dies auf morgen.


Wir laufen 2,5 km ins Stadtzentrum und die heiße Wüstensonne brutzelt von oben. Wir hatten gelesen, dass die Unterkunft Mountainbikes verleiht…mit 10 EUR pro Tag und Bike hatten wir allerdings nicht gerechnet… Taxen gibt es in dem Ort komischerweise auch kaum und wir waren froh gestern Abend eins am Bahnhof erwischt zu haben. In der Fußgängerzone reiht sich ein Tourbüro ans andere und werben mit Trips nach Salar de Uyuni, die große Salzwüste in Bolivien und natürlich Ausflüge in die surreale Landschaft um San Pedro. Wir befinden uns jetzt im Dreiländereck von Chile, Bolivien und Argentinien. Mitten in San Pedro steht eine alte Kirsche gebaut aus Lehm, es gibt an jeder Ecke Handwerkskunst und natürlich lockt der hübsche Ort jede Menge Backpacker. Wir sind froh um unser ruhiges Plätzchen außerhalb der Tourimeile. Unschlüssig, ob wir einen Mietwagen leihen oder ein Ausflugspaket für 3-4 Tage buchen, holen wir erstmal Infos ein. Beim Mittagessenmenü diskutieren wir unsere Optionen und schlürfen dabei eine leckere „Cazuela de Vacuno“, Rindfleischsuppe mit Gemüseeinlage.



Auf der Suche nach einer kalten Coke und Eis kommen wir zufällig bei „Wicked Campers“ vorbei und die Idee einen Camper für ein paar Tage zu leihen gefällt uns. Wir erkundigen uns nach Konditionen und Preis und, da der Camper nur 10 EUR mehr pro Tag als ein Mietauto kostet, wollen wir das Abenteuer wagen. Jedoch müssen wir vorab klären, ob wir 2 Nächte in der Unterkunft stornieren können. Gesagt, getan…mit ein paar Brocken Spanisch, Google Translater und ein wenig hin und her bekommen wir letztendlich zumindest einen Teil erstattet.

Abends kochen wir zu Hause. Während Ulrike ein Plätzchen für Ihre Yogamatte findet sammelt Simon Feuerholz und macht danach Feuer. Wir grillen Chorizos und Marshmallows auf zwei langen Stöcken. Es ist richtig gemütlich am Feuer und die Sterne leuchten am Himmel. Tatsächlich ist San Pedro auch für Sternbeobachtung bekannt und nun wissen wir auch warum. So einen beeindruckenden Sternenhimmel haben wir noch nie gesehen und hier ist noch etwas Licht von dem Ort. Nur wir, der Camper und ein leuchtender Sternenhimmel in der Pampa – die Vorfreude steigt!




Wir haben mal wieder ein cooles Gym ausgemacht und nach dem Frühstück gehen wir erstmal „pumpen“. Wir befinden uns wieder auf knapp 2500m Höhe, aber dies macht uns scheinbar nichts mehr aus. Wir sind mittlerweile gut im Training! Dann gibt’s im gleichen Restaurant wie gestern das Menü mit „Cazuela“ und „Polla a la Plancha“ Hähnchenbrust, Reis und Salat. Ein richtiges Sportleressen, was auch die Trainer aus dem Gym wissen, und uns freundlich rüber winken. Als Erfrischung trinken die Chilenen gern „Mote con Huesillo“, übersetzt Pfirsich und Graupen. Klingt jetzt erstmal nicht so lecker, aber eiskalt serviert schmeckt uns das süße Getränk überraschend gut! Getrocknete Pfirsiche werden 24 Stunden eingelegt, dann mit Wasser, Zucker und Zimt gekocht und zum Schluss kommen die Graupen rein – abkühlen lassen und fertig ist das chilenische Erfrischungsgetränk.



Wir zahlen den Camper für 3,5 Tage, ein Schnäppchen ist es nicht gerade, aber das Abenteuer ist es uns wert. Nun steht die Routenplanung an und wir bekommen ein paar Tipps von Wicked, auch wo man gut campen kann. Grundsätzlich darf man seinen Camper in Chile jedoch überall abstellen, nur nicht an als privat markierten Orten oder in den Nationalparks. Auf dem Heimweg stolpern wir in eine schweizer Bäckerei und die haben wieder diese leckeren Apfeltörtchen, denen wir nicht widerstehen können. So wie die Katzen Simon nicht widerstehen können und Zack sitzt sie auf seinem Schoß! 😂 Wir treffen noch ein paar Vorbereitungen und bereiten eine große Portion Nudelsalat für morgen vor.


Wir sind dann doch viel später im Bett gewesen als gedacht und nach einer irgendwie unruhigen Nacht und Packstress am frühen Morgen, gehen wir den Camper abholen. Hier ist unser buntes, klappriges zu Hause für die nächsten 3 Nächte.

Nach einer kleinen Grundreinigung, die Kühlbox stank fürchterlich und das Geschirr wollte auch nochmal gespült werden, beladen wir unser Gefährt. Im Minimarkt kaufen wir noch ein paar Lebensmittel und einen 20l Kanister Wasser – damit sind wir für eine Weile autonom. Zum Spülen kann man mit einem Pumphahn Wasser aus einem Kanister pumpen, mit dem Campingkocher ist es möglich kleine Mahlzeiten zuzubereiten und 3 kleine Matratzen lassen sich zu einem recht komfortablen Doppelbett umbauen – genug Stauraum für Backpacks befindet sich darunter. Also Tschüss Zivilisation!!!

Iquique

Leider nur aus der Ferne eine hübsche Stadt

6 Busstunden weiter südlich liegt die Küstenstadt und wir kommen nachmittags an. Das letzte Stück der Strecke bietet einen fantastischen Ausblick auf die Dünen, die Stadt und das Meer.

Vom Busterminal sind es gerade mal 1 km zu unserem Airbnb, die wir natürlich laufen. Das 27-stöckige Wohngebäude ist eins der höchsten und nicht zu verfehlen. An der Rezeption bekommen wir den hinterlegten Schlüssel, doch nach Betreten des Zimmers im 13. Stock folgt erst mal eine Ernüchterung. Eigentlich hatten wir uns mehr von der Unterkunft versprochen. Wir hatten uns wegen diverser Annehmlichkeiten wie Pool auf dem Dach, Fitnessraum, Grillbereich und natürlich der eigenen Küche für das recht teure Apartment entschieden, allerdings stimmt das Preisleistungsverhältnis hier leider gar nicht. Was auf den Bildern alles strahlend und picobello aussieht, ist in Natura eher etwas abgewohnt und noch schlimmer, offensichtlich noch nicht richtig geputzt. Auf dem Bett befinden sich noch lange, schwarze Haare und Chipskrümmel, im Spülbecken kleben die Essensreste vom Vorgänger und wir haben weder Handtücher noch Toilettenpapier. Das müssen wir natürlich erstmal per WhatsApp an die Vermietern texten. Sie verspricht sich darum zu kümmern sobald sie mit der Arbeit fertig ist und tatsächlich steht sie ca. eine Stunde später mit einer weiteren Dame als Englisch-Dolmetscherin in dem Apartment. Sie erklärt uns, dass ihre Putzfrau wohl wegen den aktuellen Geschehnissen und Protesten in Chile irgendwelche Probleme hatte und flüchten musste oder so ähnlich…kann man glauben, muss man aber nicht. 🤣 Wie auch immer, wir machen den Deal das wir kurz die Gegend erkunden und Einkaufen gehen und sie in der Zwischenzeit die Bude poliert. Leider überträgt sich der erste Eindruck der Wohnung auch auf die ganze Innenstadt, eher runtergekommen und wieder ziemlich viele abgeranzte Persönlichkeiten. Es scheint als wären wir voll in einer Säuferecke gelandet. Auch fällt auf, dass viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen mit Blechwänden oder Ähnlichem verbarrikadiert sind bzw. man, vermutlich wegen den Protesten und baldigen Neuwahlen, gerade aufrüstet und alles mit Stahlplatten verschweißt. Besonders schön ist es dadurch hier auch nicht, bis auf die erste Weihnachtsdeko! Naja, uns schockiert nichts mehr so leicht und wir haben ohnehin eine These: Wenn man sich selbstbewusst gibt und den Klamottenstil etwas der Umgebung anpasst, fällt man weniger auf und ist nicht mehr ganz das „Beuteschema“ von Taschendieben und Ganoven. Hier ist aber nochmal zu vermerken, dass wir bis auf Falschgeldbetrug in Höhe von 1,20 Euro, noch überhaupt keine negative Sitaution erlebt haben. Wir empfinden es hier überwiegend als sicher, entgegen einiger Meinungen im Internet oder Hörensagen. Protestemärsche sind in der Innenstadt momentan täglich zu beobachten, aber völlig friedlich und eine überschaubare Anzahl an Personen. Oben von unserem Balkon haben wir auf jeden Fall alles im Blick! 😂 Zurück im Apartment sind die Damen bereits weg und das Zimmer sagen wir mal semi-sauber, aber man kann jetzt zumindest damit leben. Wir bereiten ein großes Blech Ofengemüse vor!

Verbarrikadierte Bank von Chile

„Minidemo“ – kein Grund zur Sorge!


Am nächsten Tag laufen wir eine etwas größere Runde durch die Stadt, aber wirklichen Großtadtcharme finden wir an keiner Ecke. Standwetter ist heute nicht und das Meer rau und neblig. Für abends steht ein fettes BBQ auf dem Programm und wir besorgen alles dafür im Supermarkt. Die Fleischauswahl und Qualität ist aufgrund der bekannten, nahegelegenen Fleischproduzenten Argentinien und Brasilien groß und vor allem super günstig. So entscheiden wir uns für ein 1 KG brasilianisches Rib-Eye am Stück für umgerechnet 8 Euro! Simon ist den Tränen nah, denn in Deutschland müsste man mindestens um die 30 Euro für das gleiche Stück in guter Qualität vom heimischen Rind berappen, importiert eher 40-50. Ausserdem gibts noch Chorizo-Griller. Wir bereiten soweit alles in unserer Küche vor und dann gehts zum Grillbereich in den 27. Stock. Der Ausblick ist einfach der Knaller, nur ist es leider heute den ganzen Tag schon etwas bewölkt und einen Tag später waren beide Grillbereiche bereits reserviert. Naja, das Essen ist jedenfalls köstlich und wir genießen noch eine ganze Weile den schönen Ausblick auf die Lichter der Stadt, die von oben ganz hübsch anzuschauen ist.




Am nächsten Tag ist Pooltag angesagt, zuvor geht es aber erstmal ins hauseigene Mini-Gym mit 3 Cardiogeräten und einer Multi-kann-alles-aber-nix-richtig-Maschine. Es reicht aber durchaus für ein kleines Workout. Rumtrödelnd schaffen wir es dann erst gegen Mittag in der größten Hitze hoch zum Pool. Wir haben den ganzen Bereich für uns, aber leider gibt es kein bisschen Schatten. Nur der kühle Wind und das Wasser machen es ganz erträglich – achja und der 360° Ausblick! Es gibt die ersten „Plätzchen“ am Pool, denn es ist das erste Adventswochenende. Trotz Sonnencreme und Kopfschutz verbruzelt sich Ulrike ganz schön den Pelz und Simon hat abends nen leichten Stich (mehr als üblich 🤪)…die Höhensonne ist einfach nicht zu unterschätzen!




Wir kommen erst zum Sonnenuntergang wieder hoch und genießen den traumhaften Blick über die Stadt!

Eigentlich sind wir ja auch wegen dem Strand hier, also sollten wir auch wenigstens nochmal Baden gehen. Am nächsten Tag scheint die Sonne auch wieder prächtig. So starten wir den Tag erneut mit dem Formen der Beachbodys, diesmal im voll ausgestatteten Gym ums Eck…wir geben alles! Zum knapp 2 km entfernten Strand brechen wir erst nachmittags auf, da wir beruhend auf den Erfahrungen vom Vortag der heftigen Mittagsonne entgehen wollen und noch knallrot sind. So kommen wir erst gegen 16 Uhr an den ziemlich vollen Strandabschnitt und gönnen uns einen großen Sonnenschirm. Wir beobachten die unzähligen Strandverkäufer und jeder hat etwas anderes anzubieten. Wir haben aber Snacks dabei und genießen ein leckeres Apfeltörtchen vom Lieblingsbäcker um die Ecke. Kurz vor Sonnenuntergang steuern wir den Heimweg an, denn schon morgen geht es weiter und wir müssen noch packen.



Früh versucht Simon noch in unserer Lieblingspanaderia (Bäckerei), welche auch herrliche selbstgemachte Küchlein und (Weihnachts-) Plätzchen hat, Brötchen fürs Frühstück zu besorgen. Doch leider ist Sonntagmorgens fast alles geschlossen und somit müssen halt die Pappdeckel ausm Minimarkt herhalten – de Hunger treibts rinn! Dann marschieren wir zum Busterminal, um die nächste Busfahrt nach San Pedro de Atacama anzutreten. Der erste Abschnitt führt uns knapp 6 Stunden nach Calama, wo wir uns erstmal bis zum Anschlussterminal durchfragen müssen. Dort fährt zum Glück sofort ein anderer Bus, der uns weitere 1,5 Std. mitten ins Zentrum der gnadenlosen Atacamawüste befördert….unterwegs nichts als Staub und Sand zu sehen!

Chile 🇨🇱

ein Abstecher in das reichste Land Südamerikas

Wusstet ihr das Chile eins der schmalsten Länder der Welt ist? Am breitesten Punkt sind es gerade mal 240km! Es ist außerdem auch eins der längsten, mit unterschiedlichsten Landschaften und Klimazonen. Schade das wir nicht mehr „Zeit“ haben bis in an den südlichsten Zipfel nach Feuerland zu reisen, aber dies steht für eine andere Reise auf unserer Liste. Wir werden diesmal nur im Norden die Gegend um die Atacamawüste erkunden und vorher ein ein paar schöne Strände auschecken.

Arica

Chillige Grenzstadt am pazifischen Ozean

Ohne Chilenische Peso im Portemonnaie und einen Plan wie wir zum Airbnb an den Strand gelangen, stehen wir am Hauptbahnhof in Arica. Keiner kann uns sagen wo es eine „banco“ gibt und die Wechselstube hat zu. Wir laufen zum benachbarten nationalen Busterminal und finden hier zum Glück einen Geldautomaten. Denn ohne Moos nix los…kein Bus, Taxi oder Abendessen. Nachdem wir uns kurz orientiert haben und feststellen müssen, dass hier eigentlich gar keine Collectivos fahren, entscheiden wir uns erst etwas essen zu gehen. Rund um einen Bahnhof gibt es meist zahlreiche, günstige Optionen und wir werden schnell fündig. Ein Menü für 3000 Peso / 3,50 EUR hatten wir gar nicht erwartet, da man überall liest es sei so teuer in Chile. Wir teilen uns ein Menü und es schmeckt fantastisch. Es gibt eine Art Minestronesuppe mit Hähnchen und richtig leckere Spaghetti mit Gemüsesauce und ebenfalls Hähnchen. Wir kommen bestimmt wieder!

Wir stellen uns gegenüber an die Bushaltestelle und gucken mal was so für Busse vorbeikommen. Keiner fährt in unsere Richtung…hmm ok dann laufen wir erstmal vorne zur Mall an die Kreuzung und schauen, ob es dort noch eine andere Haltestelle gibt. Was uns direkt positiv auffällt sind die Autos, die Fußgänger über die Straße lassen. In Peru musste man höllisch aufpassen denn da bremst niemand für Fußgänger, nicht mal am Zebrastreifen oder bei grüner Fußgängerampel. Fast schlimmer als in Hanoi! 😂 Normalerweise gönnen wir uns mit Gepäck bei An- und Abreise ein Taxi oder Ähnliches. Heute sind wir aber irgendwie zu geizig und haben eh den ganzen Tag nur im Bus gesessen. Da wir keinen Bus ausfindig machen können, entscheiden wir unten an der Strandpromenade die 2,5km zum Airbnb zu laufen. So können wir direkt ein paar Eindrücke vom neuen Land aufschnappen sowie die ersten „Beachvibes“ mit tiefstehender Sonne. Wir mussten die Uhr in Chile 2 Stunden vorstellen und in der Sommerzeit ist es hier daher bis 20 Uhr hell. Während wir an der Promenade entlanglaufen, steigt uns der Duft von frischen Churros in die Nase. Viele Leute stehen an dem Foodtruck an und auch wir ziehen eine Nummer. Es gibt so viele verschiedene Churrovariationen und diese hier sind ein riesengroßer Kringel, der nach dem Ausbacken in Stücke geschnitten und mit einer Menge Puderzucker serviert wird. Achtung heiß und fettig!

Emilio wartet bereits an der Kreuzung auf uns und hilft uns beim Einchecken. Wir haben ein großzügiges und sauberes Zimmer mit Doppelbett, Kühlschrank und extrem viel Ablageplätzen, was wirklich selten zu finden ist. Unser großes, externes Badezimmer erreicht man über einen kleinen Innenhof mit Sitzmöglichkeit und Wäscheleinen. Das Beste an der Unterkunft sind jedoch die 2 alten Mountainbikes, mit denen wir direkt zum Sonnenuntergang an den 3 Blocks entfernten Strand fahren. Es ist toll so schnell und flexibel überall hinzukommen und so ist auch die 3-4km entfernte Mall und Innenstadt die nächsten Tage schnell erreicht. Den Sonnenuntergang schauen wir jetzt hier jeden Abend!

Wir schauen im Bett noch ein Filmchen und fühlen uns richtig wohl. Wo ist nur der Haken bei dieser Unterkunft? Ist es das spanische Pärchen nebenan, dass bereits den ganzen Abend lautstark Liebe macht? 😂 Normalerweise findet man nie eine Unterkunft, bei der alles 200% passt. Aber wir werden heute Abend noch fündig…plötzlich steht Simon mit meinem Kissen samt Krabbeltier neben mir im Bad. Der „Quetschtest“ zeigt eindeutig – ES IST EINE BETTWANZE – und nun jetzt nur noch ein fetter Blutfleck. Oh F*** und es ist bereits fast 1 Uhr nachts, wohin sollen wir denn jetzt gehen?! Nach erster Sichtung scheint die Matratze lupenrein. Hätten wir das Bett beim Einchecken auf Bettwanzen untersucht, hätten wir keine Anzeichen gefunden. Kein Fleckchen und quasi wie neu, ebenso die Bettlaken. Zwischen den beiden dicken Matratzen findet Simon jedoch noch ein Prachtexemplar. Auf Bali waren sie nur halb so groß…schnell fangen wir sie ein und es steht fest: HIER schlafen wir nicht. In Emilios Zimmer brennt noch Licht und mit Bettwanze und der spanischen Übersetzung „Chinche“ bewaffnet, informieren wir ihn über den Fund. Er ist ernsthaft überrascht und reagiert ganz cool. Nachdem wir zu Dritt keine weiteren Tiere mehr finden konnten, nur eine leere „Hülle“, macht er noch mitten in der Nacht ein anderes Zimmer für uns sauber. Wir hatten zum Glück kaum etwas ausgepackt, unsere Klamotten sind größtenteils immer luftdicht in Packsäcken gelagert und haben kaum etwas in der Nähe des Bettes abgestellt. Sicherheitshalber werden wir aber morgen unser Zeug in schwarzen Tüten in der Sonne im Hof grillen. Dies hatte sich damals auf Bali als sehr effektiv erwiesen. Erstmal schaffen wir jedoch unser Gepäck ins externe Bad und inspizieren die Matratzen im neuen Zimmer ganz, ganz genau. Wir finden zum Glück nichts und sind daher bereit mit einem etwas mulmigen Gefühl hier zu schlafen. Ein teures oder sauberes Zimmer sind wie man sieht leider kein Garant für bettwanzenfreies Schlafen. Bettwanzen diskriminieren nicht! Und so sind sicher 2/3 Bettwanzen aus dem Gepäckstück des Vormieters hier rausgeschlüpft und hatten sich noch nicht allzu breit gemacht. Leider ist das neue Zimmer wesentlich kleiner und hat 2 Einzelbetten, was wir aber mitten in der Nacht gern in Kauf nehmen. Als wir grad versuchen wollen uns schlafen zu legen, es ist nun bereits 2 Uhr früh, entdeckt Ulrike eine Spinne an der Wand. Panik macht sich breit, denn vor ein paar Tagen hatte sie zufällig gelesen, dass es sehr giftige Spinnen in Südamerika gibt. Sie sind mit bis zu 2cm und brauner Farbe recht unscheinbar und leben in geschätzt in jedem 3 chilenischen Haushalt. Die Spinne ist zwar nicht aggressiv, jedoch gibt es regelmäßig Unfälle, da Leute sie schier übersehen wenn sie in eine dunkle Ecke greifen oder sich eine im Kleidungsstück versteckt. Mit Bissen muss man sofort ins Krankenhaus, da das Gift dieser kleinen Spinne das Gewebe zersetzt und Menschen bei fehlender Behandlung sogar sterben. Simon tötet grundsätzlich keine Spinnen, aber ich habe ihn zu dem Deal verpflichtet, dass wir bei einer braunen Spinne in entsprechender Größe keine Ausnahmen machen werden. Wer will da prüfen ob die giftige Spinne nur 6 statt 8 Augen hat? Nach Ulrikes Devise ist nur eine tote Spinne eine gute Spinne und so erledigt Simon sie mit seinem Schlappen. Na dann mal gute Nacht nach der ganzen Aufregung heute Abend!

Wie ihr euch vorstellen könnt, schlafen wir erstmal recht lange. Zumal wir die 2 Stunden Zeitverschiebung drauf rechnen müssen. Im Minimarkt um die Ecke hatten wir bereits gestern Abend für ein ausgiebiges Frühstück eingekauft, dass nun Mittagessen in einem ist. Wir waschen Wäsche, packen unser Zeug in schwarze Tüten und Brunchen erstmal gemütlich. Dann fahren wir zum Strand und leihen uns einen großen Schirm. Wir machen uns einen chilligen Nachmittag am Strand. Das Wasser ist zwar eiskalt und der Wind bläst recht stark, wir genießen es aber wieder am Meer zu sein. Wir machen nicht mehr viel, außer am Abend nochmal in die Stadt zu radeln und ein Menü mit Suppe und leckerem Spinatauflauf zu essen.

Neuer Tag, neues Glück. Wir fühlen uns auf 0m über Meeresspiegel super fit und radeln nach dem Frühstück ins Gym. Es ist mit Abstand das schlechteste und dafür teuerste Gym, aber immerhin gibt es heute keine Latino-Musik. Unsere Räder warten draußen auf uns! Sie sind mit fetter Kette und Vorhängeschloss gesichert. Die Suche nach einem Laden für Sportnahrung, also Eiweißpulver, und einem eiweißreichen Mittagessen führt uns ins nahegelegene Stadtzentrum. Wir werden in einer Polleria fündig und verdrücken fast ein ganzes Hähnchen. Es ist sogar günstiger als in Peru! Um den Bahnhof herum war uns die „asoziale“ Atmosphäre bereits aufgefallen und auch hier in der Stadt sind viele Penner, Betrunkene oder Drogenabhängige nebst ranzigen Säuferläden zu finden, quasi ein „Frankfurter Bahnhofsviertel ohne Rotlicht“ und das mitten am Tag. Im Gegensatz zu Peru, wo wir auch immer fröhlich und unbekümmert durch alle Stadtviertel gelaufen sind, gab es irgendwie nicht so viel „Abschaum der Gesellschaft“. Auch wenn Chile grundsätzlich ein wohlhabenderes Land ist, scheint die Kluft zwischen Arm um Reich noch größer zu sein. Wir haben auf jeden Fall in der Stadt ein mulmigeres Gefühl als bisher und die Wertsachen noch besser im Blick. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir gefühlt mehr beobachtet werden, da wir die einzigen „Gringos“ weit und breit sind und man den Anblick von Touristen nicht so sehr gewohnt ist.

Einen richtig guten Deal für 2×1 kg Eiweißpulver zum Preis von einem machen wir nach einigem Suchen schließlich im Supermarkt. Zwar hätten wir lieber einen Beutel gekauft, da er sich besser im Rucksack verstauen lässt, doch es gab nur Säcke mit 3kg und mehr. Die zwei Dosen sind jedoch nur halb hoch gefüllt und so gibt es nicht nur 2 für 1 sondern umgefüllt 2 in 1. Eine Dose bekommen wir locker im Rucksack verstaut und werden es auch nicht in eine Tüte oder so umfüllen…könnte bei der nächsten Grenzkontrolle imqa „Kokainkontinent“ Südamerika etwas komisch aussehen… Der Supermarkt ist jedenfalls richtig gut sortiert und neben einer krass bestückten Kuchentheke, finden wir sogar deutschen Christstollen. Simon entdeckt eine riesige Theke voll brasilianischen und argentinischem Rindfleisch zu unschlagbar günstigen Preisen. Fast hätte ich ihm hier ein Zelt zum Übernachten aufbauen müssen! 😂 Aber wir machen einen Deal – die nächste Unterkunft hat einen Grill! Da die Brötchen in Chile viel besser aussehen als in Peru und es eine ordentliche Auswahl an Käse, Schinken und Gürkchen an der Frischetheke gibt, machen wir heute deutsches Abendbrot im Bett.

Auf die Nachfrage, ob wir eine Nacht verlängern könnten, hatte Emilio uns angeboten wegen der Unangenehmlichkeiten mit den Bettwanzen diese nicht zu berechnen – top! Heute ist wohl nationaler Demonstrationstag in Chile und wer weiß ob wir mit dem Bus überhaupt weggekommen wären. Außerdem finden wir es hier echt chillig. 😎 Am letzten Tag vertreiben wir uns also den Vormittag mit Recherche und Zimmerbuchung und gehen dann nochmal an den Strand. Von Demos ist in dem ruhigen Wohnviertel und am Strand nichts zu merken. Da es schon etwas später ist, lohnt es sich nicht mehr einen Schirm zu leihen und Simon baut uns kurzerhand einen schattigen Unterschlupf. Wir beobachten eine Gruppe Pelikane, die ganz nah am Strand fischt und dösen ein bisschen im warmen Sand.

Später fahren wir nochmal zum Abendessen bei Sonnenuntergang auf die Promenade. Wir probieren einen „Completo“, die chilenische Version eines Hotdogs, der hier sehr beliebt ist und an jeder Ecke zu kaufen gibt. Er wird traditionell mit Sauerkraut, Avocadocreme und verschiedenen Saucen serviert. Die lilafarbene ist Olivenmayo und unser Favorit, den wir euch bestimmt auch mal zu Hause zum Grillen servieren werden. Wir hatten noch mit den leckeren Churros geliebäugelt, aber vielleicht hat dieser Foodtruck so wie auch ein paar andere wegen den Demos heute geschlossen.