Bolivien 🇧🇴

wir reisen durch das ärmstes Land Südamerikas

Hier ist unsere geplante Route:

Villazón – Tupiza – Uyuni – Salar de Uyuni – Potosí – Sucre – Cochabamba – La Paz – Death Road – Coroico – Rurrenabaque – La Paz – Copacabana (Grenzübergang Peru: – Puno – Arequipa – Lima)

Der Grenzübergang von Argentinien nach Bolivien kann man nicht mit einer Busgesellschaft passieren. Wir sind ganz früh morgens von Salta gestartet und am Busbahnhof angekommen, geben wir die letzen Argentinischen Peso aus. Dann laufen wir einmal quer durch das Grenzörtchen La Quiaca und stellen uns an der Grenze an. Die Grenze verläuft entlang eines Flusses und vor der Brücke stehen auf beiden Seiten kleine Häuschen. Viele Träger schaffen Kisten mit Wein, Trauben und Öl auf die Bolivianische Seite. Hilfsmittel gibt es bis auf das Tuch, womit die schweren Güter auf den Rücken geschnallt werden, keine und auch die Frauen schleppen sichtlich schwer.


Das Ausstempeln funktioniert reibungslos und wir erhalten jeweils einen Papierschnipsel, den wir für die Ausreise aufbewahren sollen. Erst einen Tag später stellen wir zufällig fest, dass der Beamte Simon einen falschen Ausdruck mit falschem Namen ausgehändigt hat…wir sind gespannt ob die Ausreise nun auch so reibungslos funktioniert und er wieder ausreisen darf?! Wir laufen über die Brücke und suchen den Grenzbeamten am Schalter, um in Bolivien einzustempeln. Ein Polizist zeigt auf einen Aushang, der glücklicherweise auf Englisch ist. Man hat vor Kurzem den Grenzübergang vereinfacht und so gilt der Ausreisestempel gleichzeitig als Einreisestempel nach Bolivien. Das hatten wir vorher nicht gewusst, aber sind happy nicht noch länger anstehen zu müssen. Zu Fuß geht es also nun durch Villazón auf der Suche nach einem Geldautomaten, damit wir in den nächsten Bus steigen können. Beides ist nach kurzer Zeit gefunden und im Minivan fahren wir noch eine gute Stunde bis Tupiza.



Tupiza

Verschlafenes Nest und Ausgangspunkt für alternative Touren in die Salzwüste „Salar de Uyuni“

Ursprünglich war es unser Plan gewesen von Tupiza aus eine viertägige 4×4 Tour zu machen, die in Uyuni endet. Jedoch haben wir um San Pedro de Atacama bereits mit dem Camper die bizarre Landschaft, Lagunen, Geysire erkundet und Flamingos beobachtet. In Argentinien waren wir 8 Tage mit dem Motorrad unterwegs und sind in den Salinas Grandes selbst über Salz gebrettert. Hätten wir dies nicht erlebt, wäre die hier ähnliche Landschaft bei einer viertägigen Tour sicher ein Highlight unserer Reise gewesen. Die Touren ab Tupiza sind sicher eine gute Wahl auf einer nicht ganz so touristischen Strecke wie sie eher zwischen San Pedro de Atacama und Uyuni üblich ist. Außerdem sagt man den Fahrern auf dieser vielbefahrenen Strecke ein Alkoholproblem nach, was uns tatsächlich auch später die Dame bei der Agentur in Uyuni bestätigen wird.

Wir verbringen also 3 Nächte in Tupiza und genießen die ersten bolivianischen Vibes. Sicher fühlen wir uns hier allemal und wir laufen auch im Dunkeln aus dem Zentrum zurück in unsere Unterkunft. Auch wenn der kleine Ort Tupiza nicht Zentrum der Demonstration und Ausschreitungen von vor ein paar Wochen war, fallen uns direkt die Wahlkampanien von Evo Morales auf. Überall an freien Flächen, auf Steinen und Mauern steht „Evo Presidente 20-25“ oder „Evo Si“ und oft sind sie übersprayt mit „No“, „No Mas“ und „Fraude“. Ein Land das momentan politisch zerrissen scheint, jedoch vorerst ruhig ist, bis vermutlich die Neuwahlen anstehen. Es gibt aktuell keine Demonstrationen oder Straßenblockaden, sodass ihr zu Hause euch keine Sorgen um uns machen müsst. Statt nur einen kleinen Ausflug in die Salzwüste, wollen wir nun doch das ganze Land bereisen.

Wir erkunden den Ort, die Märkte und die regionale Küche. Die Lokals essen erstaunlich gern Pizza und es gibt in Tupiza ein ganz kreatives Restaurant namens „Tu Pizza“ haha. Wir sind happy das Humidas auch in Bolivien verbreitet sind und essen den leckeren Maissnack im Maisblatt auf dem Markt. Wir entdecken jedoch auch andere bizarre Dinge auf dem Markt, so wie getrocknete Lamababies und allerlei anderes „Hokuspokus“. Das Vergraben eines Lamafötus unterm Fundament eines neu errichteten Hauses soll den zukünftigen Bewohnern Glück, Schutz und Reichtum bescheren. Es ist ein Geschenk an „Pachamama“, Mutter Erde und uralte Tradition. Ob die Lamababies tatsächlich nur Totgeburten sind, können wir nicht bestätigen.


An den Ständen der lokalen Märkte entdecken wir außerdem massenweise rote und gelbe Unterwäsche. Sie soll Glück bringen, wenn man sie in der Silvesternacht trägt. Rot für die Liebe und gelb für Reichtum. Wir haben allerdings nicht rausfinden können, was einem im neuen Jahr beschert, wenn man einen Vogel drunter trägt? 😂

Am Tag vor der Silvesternacht werden überall Böller und Feuerwerkskörper verkauft. Wir decken uns nur mit einem Paket Wunderkerzen ein. Außerdem ist es Brauch falsches Geld eingebettet auf Grünzeug und anderer Deko in der Silvesternacht zu verbrennen.



Auf der Suche nach ein wenig Silvester Bling Bling finden wir einen Stand von ein paar süßen Schulkindern betrieben. Ein kleines Mädchen begutachtet uns ganz neugierig und traut sich erst mit ihrer großen Schwester zum Hallo sagen rüber zu kommen. Wir entscheiden ein selbstgebasteltes Hütchen für Ulrike und eine Krawatte für Simon zu kaufen. Die Kinder sind mächtig stolz und freuen sich uns etwas verkauft zu haben. Ganz aufgeregt traut sich das kleine Mädchen ein Foto mit den exotischen Einkäufern zu machen. Grundsätzlich geben wir bettelnden Kindern kein Geld, weil wir es nicht korrekt finden das Eltern die Kinder zum Betteln statt in die Schule schicken. Ein kleines Schulprojekt wie dieses unterstützen wir jedoch gerne und die glücklichen Gesichter hättet ihr mal sehen müssen!



Wie feiert man denn Silvester in Bolivien?

So genau wussten wir es auch nicht und fanden es ganz spannend an einem absolut untouristischen und kleinen Ort ins neue Jahr zu starten. Großes Feuerwerk und schicke Parties, für die wir eh kein Outfit dabei gehabt hätten, gibt es sicher in jeder größeren Stadt auf der Welt. Wir fragen im Hotel und beim Einkaufen nach und beide empfehlen uns so gegen 22-23 Uhr auf dem Hauptplatz zur Fiesta zu gehen. Bewaffnet mit unseren schicken Accessoires, Bier und Sekt gehen wir der Empfehlung nach. Um 23 Uhr ist noch nicht allzu viel los, da der Silvesterabend hauptsächlich im Freundes- und Familienkreis zu Hause gefeiert wird. Wir tun es den Bolivianern nach und setzten uns ganz Stilecht mit Plastikbecher auf die Parkbank und warten ab was passiert. Kurz vor Mitternacht füllt sich der Platz ganz langsam mit Groß und Klein. Aus der Ferne hört man Trommeln und Flöten näher kommen und am Ende sind es 3 Karnevalsgruppen, die mit Trommeln und Tanz das Neujahr einläuten. Viele schließen sich den Gruppen an und drehen tanzend unendliche Runden um den Platz. Konfetti wird nach Mitternacht über die Köpfe gestreut und natürlich dürfen auch ein paar Böller und Feuerwerk nicht fehlen. Sehr lustig finden wir die traditionell gekleideten Frauen, die mit einem Büschel Maisblättern herumwedeln. Wir sind die einzigen Gringos auf dem Fest und genießen das Spektakel.




Neujahr schlafen wir aus und gehen erst spät auf Essenssuche, was gar nicht so leicht ist, da fast alles geschlossen hat. Neujahr ist auch hier Feiertag und viele lassen sich am oder bis zum heutigen Tag volllaufen. Wir finden ein paar Schnapsleichen und einige, die noch nicht genug haben, sitzen mit Flaschen bewaffnet auf der Ladefläche eines Pickups und lassen sich vom hoffentlich nüchternen Fahrer herumfahren. Wir finden ein geöffnetes Parilla Restaurant, jedoch gibt es nur noch verkohltes Fleisch auf dem Grill, keine Beilagen mehr und der Kellner hat eine üble Fahne. Wir suchen weiter und haben schon Bedenken bei „Tu Pizza“ zu landen, als wir ein kleines Restaurant finden. Es ist unsere einzige Option heute etwas zu Essen zu bekommen und Lomito und Milanese schmecken besser als erwartet.

Wir machen noch einen Spaziergang und laufen zur Chistusstatue hoch. Von hier oben hat man einen schönen Blick über Tupiza und heute ist auch der bisher schönste und wärmste Tag. Für größere Wanderungen durch die bizarren Felslandschaften war das Wetter leider zu unbeständig. Am ersten Abend hatte es ein heftiges Gewitter gegeben, mit lautem Donner und pinken Blitzen, die die Straßen taghell erleuchtet haben. Ulrike hatte richtig Angst bei dem heftigen Gewitter draußen rumzulaufen. Wir hatten es gerade so noch heim geschafft, bevor es ordentlich angefangen hat zu schütten.

Am 2. Januar geht das normale Leben im Örtchen weiter und wir fahren mit dem Bus weiter nach Uyuni. Am Busbahnhof werden die Städte ausgerufen, wie von Marktschreiern. Säcke mit Lebensmitteln werden unten in den Bussen verfrachtet. Wir haben Glück noch Plätze in einem passablen, großen Bus zu ergattern und das unser Rucksack in einer anderen Klappe als das ganze Grünzeug Platz findet. Simon tauft den neben uns stehenden Schrottbus „Cruz del Muerte“, denn wer mit diesem Gefährt lebend ankommt, kann sich glücklich schätzen.


In Deutschland wäre es undenkbar, dass dieser Bus eine Straßenzulassung erhält und wir würden da auch nicht einsteigen. Hier in Bolivien müssen wir wohl dennoch wieder etwas Komfort und Hygiene einbüßen, denn die super ausgestatteten Busse wie von „Cruz del Sur“ in Peru gibt es eher weniger. Auch auf den öffentlichen Toiletten kann man sich freuen, wenn es fließendes Wasser gibt. Ansonsten wird eben mit Kanistern aus der Tonne geschöpft… Grundsätzlich finden wir es bisher in Südamerika aber viel sauberer und weniger vermüllt als in Südostasien.

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