Cafayate 2.0

Wir kehren zurück in dieses wunderschöne Örtchen, da wir 1 Tag auf der Motorradreise einfach zu kurz fanden. Unsere letzte Unterkunft dort war über Weihnachten ausgebucht, aber da wir alternativ in Salta Weihnachten verbracht haben, ist danach ein Zimmer frei und wir checken wieder im gemütlichen und blitzsauberen Zimmer ein. Der Busbahnhof liegt zwar auf der anderen Seite des Ortes, aber Cafayate ist recht klein und so kann man die 1,5 km bis ans andere Ende locker mit Gepäck laufen. Wir machen unterwegs dennoch für ein spätes Mittagessen halt und die in Argentinien wesentlich kleineren Empanadas, werden hier mit einer scharfen Tomatensalsa gereicht. Wir erkunden diesmal den nördlichen Teil des Städtchens zu Fuß, verpassen Simon einen neuen Haarschnitt und kaufen Gemüse fürs nächste Mittagessen. Ulrike verhandelt mit einem Melonenverkäufer, da wir niemals eine riesige Melone in 2 Tagen verputzen können. Eine halbe kleine Melone soll es werden, aber schließlich verlässt sie den Stand mit der ganzen Melone. Auf der anderen Straßenseite hatte ein älterer Mann sie beobachtet und will nun wissen wie viel Geld sie gelassen hat. Er nickt zufrieden! 😂

Der nächste Tag wird ein Freibadtag, denn irgendwie haben wir grad nicht mehr so viel Lust auf Weinverkostung…warum nur?! Das Schwimmbad ist riesig und liegt direkt neben dem Busbahnhof, jedoch hatten wir es beim ersten Besuch gar nicht wahrgenommen. Wir sind fast die einzigen Gäste zur Öffnung um 11 Uhr und genießen die Ruhe. Ulrike zieht eine ganze Stunde Bahnen und endlich kommt die Schwimmbrille nochmal zum Einsatz. Nur in Iquique, Chile war der Pool grad groß genug um ein wenig zu schwimmen – hier ist die Bahn mindestens 100m lang. Der Grund warum das Schwimmbad mittags so leer ist, ist vermutlich das man sich im Wasser fürchterlich den Pelz verbrennen kann…da hilft auch später nur noch im Schatten liegen und Melone essen nichts.

Als es gegen 16 Uhr so richtig voll wird, laufen wir Heim. Eine Spezialität in Cafayate ist Weineis und so probieren wir das erfrischende Torrontés-Eis auf dem Heimweg. So ganz ohne Promille kommt man in Cafayate wohl doch nicht durch den Tag, wobei wir nicht so genau wissen wie viel Umdrehungen das Weineis hatte.

Das „Mittagessen“ kochen wir erst um 18 Uhr und soll nur als Vorspeise dienen, denn wir wollen zu späteren Stunde noch Fleisch essen bevor wir Argentinien bald schon verlassen. Es ist ohnehin nur unsere Portion Gemüse und die Restaurants öffnen, wie ihr nun auch wisst, erst sehr spät. Wir hatten einen Laden empfohlen bekommen für Asado oder auch Parilla genannt, gut schmecken jedoch nur die Empanadas bei „El Hornito“. Sie werden auf Holzkohle in 2 Öfen auf der Straße vor dem Restaurant gebacken und es qualmt ganz schön. Das „Lomo de bife“ ist jedoch dünn und zäh wie eine Schuhsole…eine Schande für jeden argentinischen Koch! In Deutschland hätten wir es ihm um die Ohren gehauen, aber so schlagfertig sind wir noch nicht in Spanisch. Egal, morgen wollen wir nochmal auf dem Weingut unser bisher bestes Steak in Argentinien essen gehen…doch wenn wir uns da mal nicht täuschen…

Wir starten den nächsten Tag wieder mit argentinischem Frühstück gepimpt mit ein paar Vitaminen und dödeln ein bisschen im Garten rum. Es ist heute ein super heißer Tag!

Dann entscheiden wir uns mit dem Taxi zum Weingut „Finca de las Nubes“ hochzufahren. Denn in der Mittagssonne zieht sich der Weg über ein paar Kilometer ohne Schatten ganz schön. Wir nehmen gemütlich Platz in dem wunderschönen Garten mit Blick über die Stadt und freuen uns bereits auf ein leckeres Steak. Wir verstehen nicht warum, jedoch gibt heute kein Fleisch! Wie blöd, dass wir nun doch umsonst mit dem Taxi hochgefahren sind, obwohl Simon gestern noch abgeklärt hat das das Restaurant zwischen den Jahren überhaupt offen ist. Jetzt direkt runter zu laufen ist, sowie die Taxifahrt in eine andere Bodega, ist keine Option…zumal man bei der Hitze hier oben im Schatten mit leichter Brise echt toll sitzt. Wir wollten hier eigentlich ein bisschen am Blog arbeiten. Aus Mangel an Alternativen bei nur 2 Hauptgerichten auf der Karte und vor lauter Verzweiflung bestellen wir ne Flasche Torrontés und eine Käseplatte. Heute lautet das Motto “Defrustation” statt “Degustation” und es scheint zu wirken. Wir chillen auf der Decke und statt zu bloggen erzählen wir aus unserem Leben. Auch nach über 5 Jahren und fast 1,5 Jahren 24/7 auf Reisen gehen uns die Gesprächsthemen noch nicht aus.

Gut angetüddelt laufen wir die 6 km zurück in die Stadt. Was macht man mit dem angebrochenen Tag? Noch eine Degustation bei der „Bodega El Tránsito“ auf dem Heimweg!

Wir kaufen spontan noch eine leckere Flasche Torrontés fürs Abendessen und haben bereits einen sicheren Plan geschmiedet, um noch ein letztes Mal an gutes argentinisches Fleisch zu kommen: Simon grillt heute selbst! Der Metzger öffnet jedoch Samstagabend erst um 19:30! Echt jetzt? Obwohl eigentlich schockt uns hier nichts mehr. Wir besorgen schon mal Kohle, Zwiebeln und ein Wartebier für Simon. Als der Metzger endlich die Pforten öffnet, hat Simon die Qual der Wahl. Es ist auch nicht so einfach, da die Cuts hier ganz anders heißen. Aber der Metzger berät uns gut und präsentiert viele Stücke. Wir zahlen schlappe 8 EUR für 1,4kg Fleisch – ein riesiges Ribeye und Rinderfilet!

Als wir heim laufen erblicken wir dicke, schwarze Regenwolken…jedoch ist nun alles besorgt und wir müssen Grillen! Es blitzt und grollt in der Ferne während wir den Grill anschmeißen. Heute will doch einfach nichts reibungslos klappen, denken wir! Doch das heftige Gewitter wartet bis wir pünktlich um 22:30 das Filet vom Grill holen. Wir haben uns der späten Abendessenzeit nun also endlich angepasst und ändern das Motto des Tages: Death by meat! 🥩😂

Am nächsten Morgen heißt es schon wieder die Rückkehr nach Salta antreten. Wir haben entschieden wegen den ungünstigen Busverbindungen noch eine kurze Nacht dort zu verbringen, bevor wir über die Grenze nach Bolivien fahren. Wenn wir mit dem 7 Uhr Bus in Salta starten, können wir sicherstellen die Grenze bei Tageslicht zu passieren. Zudem müssen wir uns somit nicht auf die pünktliche Ankunft des Busses in Salta für den reibungslosen Anschluss verlassen, denn man weiß ja nie! Allerdings, denn letzte Nacht kam ein heftiges Unwetter runter und nachdem wir den Fußmarsch zum Bahnhof in Cafayate antreten, können wir das ganze Ausmaß erfassen. Unser Hotel lag glücklicherweise auf der anderen Seite der Stadt und ist etwas höher gelegen. Das Ufer des Flusses vorm Busbahnhof war letzte Nacht übergetreten und eine dicke Schlammlavine war fast bis an den Hauptplatz gerollt. Viel war um kurz vor 10 bereits wieder geräumt, doch immernoch steckten Leute teils knietief mit Schaufeln im Schlamm. Die Polizei, teils barfuß, versucht den Verkehr auf der einzigen Zufahrt über die Brücke zu regeln, während Bagger die Straßen freischaufeln. Viele Schaulustige stehen am Straßenrand und machen uns das Durchkommen noch schwerer. Wir tapsen im Schlamm zwischen den Autos und über die Brücke. Kaum jemand schafft es mit trockenen Füßen zum Bus. Den Busbahnhof hat es nur teilweise erwischt, sodass wir einigermaßen pünktlich wegkommen, doch das schöne kühle Nass im Schwimmbad ist nur noch eine braune Brühe und kein Grashalm mehr auf der Wiese zu sehen.

Zum Glück haben wir keinen Stress, da wir eine Nacht in Salta eingebaut haben. Auch auf der Strecke nach Salta müssen an einigen Stellen ebenfalls Räumungsarbeiten betrieben werden, doch wir kommen recht gut durch. Wir lassen uns nochmal durch die Stadt treiben und essen ein leckeres Eis. Außerdem buchen wir einen Weiterflug! Am 31. Januar fliegen wir von Lima nach Costa Rica. Wir haben nun also noch fast einen Monat Zeit durch Bolivien zu reisen, bevor wir in Arequipa unseren zweiten Rucksack einsammeln und wieder an unseren Startpunkt Lima zurückfahren müssen.