Weihnachten in Argentinien

Wir werden von unserer Airbnb Familie an Heiligabend adoptiert

Wir starten den 24. Dezember erstmal mit einem gemütlichen Frühstück auf der Terrasse. Heute ist wieder wunderbares Wetter und so richtige Weihnachtsstimmung kommt bei der Hitze nicht so richtig auf.

Der wolkenlose Himmel eignet sich wunderbar, um auf den Aussichtsberg „Cerro San Bernando“ hochzuwandern. Von einem großen Park in der Stadt fährt auch eine Seilbahn, doch wir wollen heute noch eine Sporteinheit absolvieren. Tatsächlich laufen auch viele andere die ca. 1000 Stufen in Sportbekleidung hoch. Oben gibt es künstlich angelegte Wasserfälle. Und schaut mal, mein kleines „Perezoso“, spanisch Faultier hängt dort gemütlichen ab! 😂



Bevor wir wieder runter laufen genießen wir die Aussicht über Salta bei einem kleinen Snack im Café.


Anschließend müssen wir noch einkaufen, da am 25. Dezember alles geschlossen ist und bereuen es nicht bereits einen Tag vorher ein paar Lebensmittel besorgt zu haben. Denn auch wie in Deutschland ist der Supermarkt gerammelt voll. Der Einkaufswahnsinn findet jedoch vor allem an der Fleischtheke statt. Wir ziehen ein Märkchen und warten und warten und warten. Simon will nach einer halben Stunde aufgeben, da wir nur 500g Hack benötigen. Die meisten Argentinier machen an Weihnachten anscheinend Asado, also BBQ und die 2 Metzger holen in aller Seelenruhe ein halbes Rind nach dem andern aus dem Kühlhaus und schneiden dem Kunden das gewünschte Stück ab. In eine große blaue Tonne werden die überflüssigen Speckschwarten geschmissen, dicke Beile geschwungen, kiloweise Fleisch in die Theke geschmissen und noch eine Rinderhälfte über die Schulter geschwungen. Es ist ein wahres Spektakel! Gerne hätten wir ein Video für euch gemacht!

Es soll so um 19 Uhr oben auf der Dachterrasse losgehen, hat man uns gesagt. Da die Argentinier es bestimmt auch nicht mit deutscher Pünktlichkeit haben, tauchen wir erst um 19:30 Uhr auf. Wir sind die Ersten und helfen also beim Decken der Festtafel, bespaßen Kind und Hund und probieren schon mal die Getränke. Die anderen 4 Airbnb Gäste trudeln so langsam ein und zu späterer Stunde rückt nach und nach die Familie an. Als die Runde mit ca. 25 Gästen komplett ist, gibt es um 22 Uhr die ersten Snacks. Alles ist hübsch mit Lichtern geschmückt.




Wir sind natürlich wieder super hungrig und freuen uns als nach 23 Uhr richtig aufgetischt wird. Jeder hat heute etwas mitgebracht, hauptsächlich Gerichte mit Fleisch. Für Vegetarier wäre heute nicht viel dabei gewesen. Selene erklärt uns was alles am Buffet steht, aber wir schaffen nicht alles zu probieren. Auch wenn wir uns nicht an alle Namen der Gerichte erinnern, jedes einzelne schmeckt köstlich!



Wir sitzen an der Tafel und am süßesten ist der Opa. Wir versuchen auf Englisch und Spanisch hin und her zu übersetzten. Es reicht nicht für tiefgreifende Gespräche, aber wir fühlen uns sehr willkommen in der Familie. Kurz vor Mitternacht beginnt der Countdown, Wunderkerzen werden angezündet und stille Wünsche zum Himmel geschickt. Feliz Navidaaaaad!!!! Wir stoßen an und es wird herzlich gedrückt. Dann startet das Feuerwerk und von hier oben haben wir die ganze Stadt im Blick!

Es wird noch ordentlich Nachspeise aufgetischt und auch unser (gekaufter) Pie de Limon wird vernascht. Es gibt zudem noch viel mehr Wein und bei Latinomusik wird getanzt und gelacht. Wir quatschten noch lange mit einem Franzosen, der über Workaway einen Monat in dem Airbnb wohnt und arbeitet. Auch ein spanisches Pärchen ist auf Langzeitreise. Das Pärchen aus Uruguay spricht kaum Englisch, wir werden sie aber unverhofft noch 2x in anderen Städten auf der weiteren Reise treffen.


Wie feiert man denn Weihnachten eigentlich in Südamerika und gibt es hier andere Bräuche?

Der Großteil Südamerikas ist streng katholisch und so ist Weihnachten eins der wichtigsten Feste. In fast allen Haushalten wird eine Krippe aufgestellt. Auf den Märkten wird Moos verkauft sowie kleine Figuren. Reichere Familien haben teils sehr große Krippen im Vorgarten stehen, die die ganze Geschichte der Geburt Jesu erzählen. Die Weihnachtsbäume und Beleuchtung darf hier und da, so wie in Deutschland, jedoch auch nicht fehlen. Super finden wir die Deko aus leeren PET Flaschen, alten Autoreifen & Co!



In den Straßen werden überall „Panetones“, große, brotähnlich, süße Gebäckstücke mit Rosinen verkauft. Plätzchenbacken scheint hier nicht so üblich zu sein. Von einem brasilianischen Pärchen, dass wir nach Weihnachten in Cafayate treffen, erfahren wir das man in Brasilien sogar auch eine Art Glühwein trinkt. Den Namen haben wir uns leider nicht merken können.

Weihnachten feiert man ab Mitternacht am 24. Dezember und das Fest endet bereits abends am 25. Dezember. Ab dem 26. Dezember sind viele Geschäfte wieder geöffnet, wobei einige Büros und Geschäfte auch zwischen den Jahren Urlaub haben. Manchmal ist die Bescherung bereits am 24. Dezember nach Mitternacht, die meisten Kinder warten jedoch geduldig bis zum Morgen des 25. Dezember, um die Geschenke auspacken zu können.

Viele Familien besuchen die Mitternachtsmesse, die in Lateinamerika „La Misa de Gallo“ genannt wird. Dies war bei uns nicht der Fall, nur das typische Festessen im Freien und anschließendes Feuerwerk. In Argentinien gibt es noch eine Besonderheit, denn es steigen zudem Papierlaternen auf, die so genannten „Globos“. Die Lichter symbolisieren die Geburt Jesu und den Stern von Bethlehem.

Wir kommen erst spät ins Bett und es herrscht am nächsten Tag schon wieder Katerstimmung. Simon möchte nicht mal mit dem Hund Gassi gehen, umso mehr freut sich der vierbeinige Mitbewohner, dass Ulrike mit ihm eine große Runde durch das Wohnviertel dreht. Das einzig produktive, dass wir heute noch machen, ist eine Maschine Wäsche waschen! 🙈

Wir sind dankbar für die wundervolle Erfahrung Weihnachten inmitten einer argentinischen Familie feiern zu dürfen. Natürlich haben wir an diesen Tagen unsere Freunde, das Weihnachtsfrühshoppen im Hasslicher und ganz besonders unsere Familie vermisst. Auch wenn wir das Reisen lieben, manchmal möchte man sich mal kurz nach Hause beamen.