Tag 4 – Maimará nach San Antonio de los Cobres
Wir starten mit einem schnellen Porridge in den Tag und verabschieden die neugierigen Lamas. Wir ahnen noch nicht, dass heute der anstrengendste Motorradtag unseres Trips wird. Dazu jedoch später mehr… Auch heute meint der Wettergott es jedoch gut mit uns und wir fahren nur knappe 20km bis ans erste Tagesziel. Es sind die 7-farbigen Berge von Purmamarca und ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Die Berge sind tatsächlich sehr schön gefärbt und da man etwas näher heran kann und teils sogar durchfahren, finden wir das sich dieser Ort mehr lohnt als die 14-farbigen Berge. Tatsächlich hatten wir dort keine 14 Farben zählen können!
In nicht endenden Serpentinen der „La Cuesta de Lipán“ und über den nächsten Ü4000m Pass gelangen wir zu den „Salinas Grandes“. Oben wird es ganz schön kühl mit dem Fahrtwind und wir ziehen unsere Jacken an. Gut, dass wir uns gestern Abend noch angestellt hatten um vollzutanken, denn wir brauchen hier ganz schön Sprit so wie Simon das Gas aufdreht wo es sicher möglich ist.😜 Carlos hatte uns die wenigen Tankstellen in der abgelegenen Region eingezeichnet und wir tanken vorsichtshalber an jeder voll, auch wenn man ganz schön lang anstehen muss. Fast liegenbleiben, wie mit dem Camper in San Pedro, haben wir diesmal nicht vor! Die Aussicht vom Pass ist auf jeden Fall der Hammer!
Wir erreichen die Salinas Grandes zur Mittagszeit und sind enttäuscht, dass es hier nur Empanadas oder Tortillas gibt. Irgendwie verpassen wir es immer Tamales oder Humidas zur Mittagszeit zu essen. Wir machen kurz Rast am salzigen Picknickplatz. Neben Salzfiguren sind hier tatsächlich sogar Tische und Bänke aus Salzblöcken gefertigt!
Die 212 km² große weiße Salzwüste wollen wir mit dem Motorrad erkunden und am liebsten einmal durchqueren, doch wo findet man eine Zufahrt? Wir hatten gelesen, dass man mit PKW über das Salz fahren kann und auch Carlos gab uns grünes Licht. Nur in den Spuren der Autos sollen wir bleiben, da man nicht weiß was unter der Salzkruste ist und man Gefahr läuft im Morast darunter einzubrechen. Die „Straßen“ im Salz, die von der Hauptstraße abzweigen, sind mit Schranken verschlossen und dürfen nur mit Guide in einer begleiteten Tour gebucht werden. Außerdem führt die 40min Tour nicht wirklich weit hinaus und beinhaltet mehr oder weniger eine Führung zu den Abbaustellen und Pools. Das finden wir natürlich ganz schön doof! Wir schauen uns ein Stückchen weiter um und fahren kurz eine Straße zu einer Abbaustelle rein, die nicht versperrt ist, und fragen nach Zugang. In der Arbeitszone gewährt man uns jedoch keine Durchfahrt. Nungut, wir versuchen weiter südlich unser Glück – so der Plan – und setzten die Fahrt auf der staubigen Route 40 Richtung Süden fort. Und wir haben Glück nach ein paar Kilometern und einer zunächst fragwürdigen, staubigen Zufahrt mit dem Motorrad in den Salinas Grandes zu fahren. Zunächst schlagen wir ein Stück Richtung Norden ein um die großen Pools und Abbau von Salz mit Baggern und sonstigen Geräten zu beobachten.
Dann fahren wir auf nimmer weißer Piste Richtung Süden in den Autospuren in der Hoffnung der Weg möge irgendwann wieder auf die Straße, Route 40 führen. Ein paar mal zweigt die Straße ab, die Spuren werden schwächer bis wir sie irgendwann nicht mehr sehen können. Sch*** und nun? Auch wenn die Richtung stimmt wir wagen uns nicht weiter vor aufs „Eis“. Wenn wir hier einbrechen findet uns sicher niemand, denn uns begegnete die letzten schätzungsweise 40km niemand. Wir fahren ein Stück zurück und versuchen nochmal eine andere Abzweigung, aber auch diese verläuft im Salz. Uns bleibt also nichts anderes übrig als die gesamte Stecke zurückzufahren. Ganz schöner Umweg, aber trotzdem cooler Ausflug auch wenn es uns nicht möglich war die Salzwüste ganz zu durchqueren.
Zurück auf der Schotterpiste fahren wir nun erneut Richtung Süden, nur das es sich hier gar nicht so schön fahren lässt wie auf recht ebenem Salz. Die Rillen sind heftig und dann besteht die Strecke teils wieder nur aus Sand, wo wir natürlich kaum Grip haben. Gut das wir noch eine Notfallbanane und Nüsse im Gepäck haben, damit der Fahrer bei Kräften bleibt. Die 120km Piste ist mehr als mühselig und wir werden extrem durchgeschüttelt. Es ist so abgelegen und ohne jeglichen Verkehr, dass wir sogar einem seltenen südamerikanischen Nandu Strauß begegnen. Er ist natürlich sehr scheu und will sich nicht von Nahem ablichten lassen. Später finden wir heraus, dass diese Piste die Extension der Route 40 und gar nicht die wohl teils asphaltierte Route 40 war. Das würde auch erklären, warum niemand an dieser Seite der Salzwüste unterwegs war. Egal wir sind lebendig angekommen. 🙈
San Antonio ist ein ziemlich kleiner, eingestaubter Ort und gefällt uns irgendwie gar nicht. Ist aber nicht schlimm, da wir hier nur einen Schlafplatz suchen. Online war gar nichts zu finden, was wieder an Türen klopfen heißt. Beim zweiten Hospedaje haben wir jedoch schon Glück und finden ein kleines, sauberes Zimmer. Wir sind völlig erledigt und die Hintern wund von 270km auf teils übelster Strecke heute. Nach einer heißen Dusche machen wir uns nur schnell die Reste von gestern warm, gepimpt mit ner Dose Erbsen aus dem Supermarkt nebenan. Wir sind viel zu fertig noch irgendwo was essen zu gehen und schlafen völlig fertig bereits um 9 Uhr.
Tag 5 – San Antonio de los Cobres nach Cachi
Ziemlich ausgeschlafen gibt’s Frühstück im Hospedaje, bevor wir uns wieder aufs Bike schwingen. Die Unterkunft scheint recht beliebt bei Motorradfahrern zu sein und wir treffen noch 2 Argentinier, die auch ein Motorrad bei Carlos geliehen haben und in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. Was ein lustiger Zufall finden wir und tauschen noch schnell ein paar Tipps zur Route aus. Nachdem wir vollgetankt haben geht’s erstmal ein paar Kilometer über herrlich asphaltierter Strecke. Simons Laune sinkt zunächst als wir wieder auf eine staubige Hubbelpiste abbiegen, aber wir sind richtig und auch die zwei Argentinier klagten über die nicht so tollen Straßenkonditionen. Bald geht es jedoch Kurve um Kurve aufwärts und wer kann bei so schöner Landschaft und Aussicht nicht ins Staunen kommen! Wir überqueren den nächsten 5000m Pass „Abra del Acay“.
Ganz oben können wir uns nicht lang aufhalten, da recht frischer Wind weht. Unterwegs sehen wir wieder viele Herden Vikuñas, die friedlich in der Pampa grasen. Einige Stellen sind wie mit runden, grünen Moosteppischen bewachsen. Beim Versuch sich drauf zu setzten muss Ulrike allerdings feststellen, dass sie gar nicht flauschig sondern ziemlich piksen wie ein Kaktus. Wir winden uns auf Serpentinen die andere Seite des Passes wieder hinunter und die Piste führt teils an sehr schmalen Passagen am Berg vorbei.
Wir passieren ein abgelegenes Häuschen mit vielen Ziegen- und Alpakababys. Sie und die Bewohnerin mit zwei Kleinkindern sind genauso neugierig wie wir. Die Alpakas versuchen die Helme, die sie wahrscheinlich zuvor noch nie gesehen haben, ganz nah zu betrachten und zu beschnüffeln. Wir sind schockverliebt! Wir beobachten die kleinen Ziegen noch eine Weile über die Felsen hüpfen und fahren schließlich weiter.
So langsam kommen wir wieder in die Täler und müssen auch einige kleine Bäche passieren, da bleiben die Füße natürlich nicht trocken. Wir erreichen das Dörfchen „La Poma“, unser Zwischenziel für Mittagessen und kleiner Siesta im Park des Hauptplatzes. Das kleine Dorf ist schnuckelig hat nur wenige Häuser und 2/3 Restaurants. Wir essen ein Steak mit köstlichem Salat, den wir schon gefühlt ewig nicht mehr hatten. Die Tomaten sind hier knallrot und vielleicht sogar im Garten geerntet. Zufällig kommen wir an einen Babyziegenstall vorbei und hätten uns am liebsten mal in den „Streichelzoo“ begeben.
Gerne wollen wir die nahegelegene „Puente del Diablo“ mit den hübsch gefärbten Stalaktiten besichtigen. In La Poma gibt es nur einen Guide, der einen mit Neopren und Seilen ausstatten, um die Höhle im Fluss zu erkunden. Wir versuchen ihn zu erreichen und klopfen sogar an seine Tür, jedoch nur sein Großvater öffnet und den krassen Akzent können wir nicht verstehen. Tatsächlich ist es etwas schwieriger in Argentinien, da die Aussprache teils ziemlich anders ist als zB in Peru. Nunja, wir gebens auf mit der Tour und da wir eh dran vorbeifahren, machen wir einen kleinen Stop an der Höhle. Hinein können wir jedoch nicht ohne Seil als Sicherung. Ob es dort wohl auch Fledermäuse gäbe? Ulrike sieht ihr zumindest heute ziemlich ähnlich – Euli wäre begeistert! 😂
Wir durchqueren ein wunderschönes Tal auf Schotterpiste, was sonst! Entlang eines Flusses fahren wir bis nach Chachi und müssen für zahlreiche Fotostops halten. In der späten Nachmittagssonne sehen das Tal und die Berge einfach nach jeder Kurve noch viel schöner aus!
Cachi heißt auf Quechua übersetzt „Salz“ und die in weiß getünchten Lehmhäuser sehen in der Abendsonne besonders schön aus. Heute finden wir auf Anhieb eine super günstige und nette Unterkunft ein paar Blocks vom Hauptplatz. Nachdem wir abgeladen haben meldet sich der Hunger und wir laufen durchs hübsche Städtchen. Die Wahl ist schnell auf ein belebtes Restaurant mit den letzten Sonnenplätzen auf dem Platz gefallen. Wir bestellen eine Flasche Wein aus der Region, da wir uns nun schon am Anfang der Weißweinregion in Argentinien befinden, ein Tamales und Suppe zur Vorspeise und schließlich eine Pizza. Letztere schmeckt überraschend gut, denn die sonnengetrockneten Tomaten und Schinken kommen aus der Region. Es gibt außerdem richtig gutes Craftbeer. Wir lassen es uns heute Abend richtig gut gehen und gönnen uns zum Abschluss noch ein Mousse au Chocolate mit Orange. Das Abendessen fällt heute etwas teurer aus, aber war wirklich ein Gedicht!