8 Tage Motorradroadtrip durch Nordargentinien

Salta – Yala – Tilcara – Humahuaca – Hornocal – Iruya – Maimará – Purmamarca – Salinas Grandes – San Antonio – La Poma – Cachi – Parque National Los Cardones – Valle Encantado – El Carril – Cafayate – Quebrada del Río Las Conchas – Alemanía – Lago Cabra Corral – Salta

Und hier ist unsere 1530km Route veranschaulicht auf der Karte:

Tag 1 – Salta nach Tilcara

Nach ein paar Kilometern verlassen wir den Stadtverkehr und fahren auf die Route 9 Richtung Norden. Die Serpentinen sind ein wahres Motorradparadies und Verkehr gibt es außerdem kaum, da Autos und LKWs die Hauptstraße fahren. Wir sehen dafür mehr Kühe, Pferde, Ziegen und Schweine sowie wenige entlegene Ranches. Zum Teil ist die Vegetation hier richtig tropisch und wird sich in den nächsten Tagen täglich ändern. Wir fahren an 3 Seen vorbei, finden jedoch irgendwie keinen guten Picknickplatz.

Wir fahren und fahren mit mittlerweile knurrendem Magen also weiter bis in den Parque Provincial Potrero de Yala. Die letzten paar Kilometer sind beschwerlich über steile Schotterpisten. Das Motorrad bricht ein paar mal etwas aus. Die Natur hier ist jedoch wunderschön und am Wegesrand blühen bunte Blumen. Wir erreichen den letzten der 3 Lagunen und packen unser Mittagessen aus und genießen es mit Blick über die Lagune. Danke Paula für den leckeren Kürbisauflauf!

Nun heißt es nochmal ein paar Kilometer schrubben. Ursprünglich wollten wir versuchen heute bis Humahuaca zu fahren und hatten dort bereits ein Hotel rausgesucht, aber die Hintern tun nach 220km weh. Wir entscheiden lieber morgen früh zu starten und schieben die letzten 50km auf morgen. Wir halten kurz vor Tilcara bei einer Jesusstatue auf einem Hügel und bewundern die hübschen Berge bei Maimará.

Wir hatten eine SIM Karte gekauft, um die Unterkunftsuche zu vereinfachen und mal schnell was nachschauen zu können, kaum raus aus Salta hatten wir jedoch kein Netz mehr. Nach langem Suchen nach einer passenden Unterkunft landen wir in einem Zottelhostel in Tilcara. Fausto ist jedoch ein korrekter Kerl aus Buenos Aires und wir quatschten lange. Das Doppelzimmer mit externem Bad ist ausreichend für eine Nacht und liegt im Budget, Internetempfang scheint jedoch auch hier in der Stadt im Moment nicht zu sein. Wir laufen auf den Hauptplatz und snacken ein Tortilla, gegrilltes Brot meist mit Käse und eventuell noch Schinken, Salami oder Mais gefüllt, das es hier an jeder Ecke zu kaufen gib. Wir probieren außerdem Api, ein lilafarbener Saft aus Mais, der einfach nur fürchterlich süß schmeckt…den kaufen wir nicht nochmal. Da es morgen früh losgehen soll, sind wir heute früh im Bett.

Tag 2 – Tilcara nach Iruya

Fausto bereitet uns vor der üblichen Frühstückszeit unser erstes landestypische, argentinische Frühstück mit getoasteten Baguettescheiben und Dulce de Leche vor. Oft wird in Argentinien aber auch ein süßes Hörnchen zum Frühstück gereicht. Tatsächlich überlegte Argentinien sein Dulce de Leche zum Kulturerbe zu benennen. Durchschnittlich 3kg pro Jahr isst jeder Argentinier von der süßen, zähflüssigen Karamellcreme bestehend aus Milch, Zucker und Vanille, aufs Brot, als Eis oder in Gebäck- und Kuchenspezialitäten. Die Deutschen schaffen es hingegen nur 1kg Nutella pro Kopf und Jahr zu verzehren. Es dauert nicht lange bis wir auch Dulce de Leche im Reisegepäck haben, praktisch im Quetschiformat. Ich finde außerdem, dass dieses Bild aus dem Supermarkt nach Dulche-de-Leche-Liebe der Argentinier schreit…so viel Auswahl ist doch unglaublich!

Ein Schwätzchen mit Fausto später und nach Beladen des Motorrads kommen wir schließlich doch nicht vor 8:30 los. Die Fahrt bis Humahuaca verläuft auf asphaltierter Strecke schnell, danach sind es 30km Schotterpiste bis zu den 14-farbigen Bergen „Hornocal de 14 Colores“. Der Aussichtspunkt liegt auf 4350m und wir haben fertig geschaut bevor die meisten Tagestouristen eintreffen. Trotz „Warnschild“ wegen der Belastung bei Höhe laufen wir hinunter zu einem weiter vorgelagerten Aussichtspunkt. Klar schnaufen wir auf dem Rückweg nach oben ein wenig wegen des fehlenden Sauerstoffs, doch unsere Körper haben sich gut angefreundet mit der Höhe und selbst das ständige auf und ab scheint uns nichts mehr auszumachen. Da knattert das Motorrad bei der Höhe mehr als wir!

Den weißen Weg sind wir hochgekommen!

Mittagessen gibt es auf dem Rückweg in Humahuaca und wir finden leider nur ein mittelprächtiges Mittagsmenü. Wir laufen durch das kleine Dorf, bewundern die Architektur rund um den Hauptplatz mit schöner Kirche und die coole Streetart.

Während wir mit einer Kugel Dulce de Leche Eis (wir sind nun auch auf den Geschmack gekommen! 🙈) am Hauptplatz sitzen, sehen wir dunkle Wolken aufziehen. Es sind noch 70km bis nach Iruya. Wir schwingen uns also schnell wieder aufs Bike und düsen zunächst auf Asphalt gegen Norden Richtung Bolivianische Grenze. Die letzten 50km auf Schotterpiste und bei erneuten Anstieg von über 4000m werden ein klein bisschen nass. Das Regenoutfit ist einfach nur zum Lachen! 😂 Wir schlängeln uns Serpentine um Serpentine den Pass hinauf und auch wieder hinunter.

Der große Regen scheint glücklicherweise westlich an uns vorbeiziehen. Mit dicken, schwarzen Regenwolken im Nacken können wir jedoch leider die schöne Strecke nicht richtig genießen und machen kaum Halt. Auf den Wetterbericht ist auch kein Verlass, denn für heute war strahlender Sonnenschein angekündigt und nur morgen etwas Regen. Mit Sonne wären die Berge und Aussichten sicher viel schöner…

Als wir Iruya erreichen kommt die Sonne doch nochmal raus. Das Dörfchen ist von Weitem ganz leicht an der großen weiß angestrichenen Lehmkirche zu erkennen. Wir finden auf Empfehlung von Carlos schnell sein Lieblingshotel und obwohl es etwas überm Budget liegt, gönnen wir uns heute Nacht das schöne Zimmer mit himmlischem Bett. Hier werden wir nach der anstrengenden Fahrt wie auf Wolken schlafen!

Wir erkunden die kleinen Gassen des Lehmdörfchens, dass tatsächlich mal Filmkulisse für den teuersten Werbefilm von Guinessbiers war. Das ganze Dorf hat damals mit gedreht und mit dem Geld hat so mancher sicher seine Fassade saniert. Denn auch wenn die Häussschen aus Lehm gebaut sind, verdecken fast überall die hübschen Fassaden das traditionelle Gemäuer. Wir genießen dennoch den Spaziergang durch die Gassen aus Pflastersteinen und laufen sogar in den zweiten Dorfteil über eine große Hängebrücke. Der Fluss führt kein Wasser, aber wir können uns den reißenden Fluss zur bevorstehenden Regenzeit gut vorstellen. Ausgehungert kehren wir zurück an den Hauptplatz, wo es jedoch kaum Restaurants zur Auswahl gibt. Auf dem Platz findet heute ein Kinderfest statt und es ist ganz schön was los. Grad zur richtigen Zeit öffnet ein kleiner Laden mit regionaler Küche für uns die Pforte. Wir essen herzhafte Pfannkuchen gefüllt mit Quinoa und Käse sowie „Pechuga de Pollo Relleno“, Schinken und Käse gefüllte Hähnchenbrust und den kleinen Andino Kartoffeln als Beilage.

Tag 3 – Iruya nach Maimará

Die Sonne lacht und es ist keine Regenwolke zu sehen! Heute werden wir den Rückweg über den Pass in vollen Zügen genießen können. Es gibt wahnsinnig gutes Frühstück mit frischem Osaft, Obst, warmem landestypischem Brot und richtiger Butter. Gestärkt für die Fahrt durch die Berge und 1000 Serpentinen starten wir diesen sonnigen Tag. Ich bin stolz auf Simon, wie er es meistert mit mir und samt Gepäck geschickt über die schlechten Straßen zu manövrieren. Anfängern können wir die Pisten hier nicht empfehlen! Ich hab mich auch mal aufs Bike gesetzt, aber für mich ist es viel zu schwer und kaum zu halten.

Zurück auf der Hauptstraße, diesmal wieder zurück Richtung Süden, stehen Millionen uralte Kakteen am Wegesrand. Wir parken das Motorrad und laufen in den Kaktuswald. Wir erschrecken uns als plötzlich ein fetter Hase vor uns Haken schlägt und davonläuft…schade keine Hasenmaus, dieses possierliche Tierchen würden wir gern mal sichten. Der erste Regen der bevorstehenden Regenzeit lässt die Wüste blühen. Direkt aus dem Boden sprießen hier und da einzelne ca 1cm große Blümchen. Von klein bis groß sind hier sämtliche Kaktusarten vertreten und blühen in unterschiedlichsten Farben. Die Hunderte von Jahren alten Riesen, die „Cardones“ Kakteen, wachsen nur 1cm pro Jahr! Wir sind erstmal baff, aber werden in ein paar Tagen im „Parque National Los Cardones“ noch mehr erstaunliche Fakten über diese Riesen sammeln.

Zurück in Humahuaca laufen wir über den Markt und trinken einen frischen Saft. Auch hier scheint es viele Fans der Kakteen zu geben und man kann handgefertigte Souvenirs kaufen. Danach laufen wir noch auf einen Aussichtspunkt. Hier steht ein alter Kirchenturm aus Lehm und wir können das Dorf überblicken.

Die Wahl fällt heute auf ein wesentlich besseres Restaurant, dass wir beim letzten Besuch der Stadt zu spät entdeckt hatten und rappelvoll war. Wir essen „Milanese“, Hähnchen oder Fleisch in knuspriger Panade, und überraschenderweise ist dieses Schnitzel hier sehr verbreitet, sowie „Pescado al Horno“, Fisch aus dem Ofen. Wir chillen am hübschen Hauptplatz bevor wir die Fahrt ins 5000 Seelen Örtchen Maimará antreten.

Sergio und seine 3 Lamas warten bereits auf uns. Er ist ein sehr herzlicher Gastgeber und wir üben ein bisschen Spanisch während er mit uns auf einen kleinen Aussichtsberg auf seinem Grundstück wandert. Wir waschen ein paar Teile durch und gehen im Minimarkt im Dorf einkaufen. Heute Abend kochen wir nur noch ein bisschen Kürbisgemüse in der Küche und schauen einen Film.