ein Abstecher in das reichste Land Südamerikas
Wusstet ihr das Chile eins der schmalsten Länder der Welt ist? Am breitesten Punkt sind es gerade mal 240km! Es ist außerdem auch eins der längsten, mit unterschiedlichsten Landschaften und Klimazonen. Schade das wir nicht mehr „Zeit“ haben bis in an den südlichsten Zipfel nach Feuerland zu reisen, aber dies steht für eine andere Reise auf unserer Liste. Wir werden diesmal nur im Norden die Gegend um die Atacamawüste erkunden und vorher ein ein paar schöne Strände auschecken.
Arica
Chillige Grenzstadt am pazifischen Ozean
Ohne Chilenische Peso im Portemonnaie und einen Plan wie wir zum Airbnb an den Strand gelangen, stehen wir am Hauptbahnhof in Arica. Keiner kann uns sagen wo es eine „banco“ gibt und die Wechselstube hat zu. Wir laufen zum benachbarten nationalen Busterminal und finden hier zum Glück einen Geldautomaten. Denn ohne Moos nix los…kein Bus, Taxi oder Abendessen. Nachdem wir uns kurz orientiert haben und feststellen müssen, dass hier eigentlich gar keine Collectivos fahren, entscheiden wir uns erst etwas essen zu gehen. Rund um einen Bahnhof gibt es meist zahlreiche, günstige Optionen und wir werden schnell fündig. Ein Menü für 3000 Peso / 3,50 EUR hatten wir gar nicht erwartet, da man überall liest es sei so teuer in Chile. Wir teilen uns ein Menü und es schmeckt fantastisch. Es gibt eine Art Minestronesuppe mit Hähnchen und richtig leckere Spaghetti mit Gemüsesauce und ebenfalls Hähnchen. Wir kommen bestimmt wieder!
Wir stellen uns gegenüber an die Bushaltestelle und gucken mal was so für Busse vorbeikommen. Keiner fährt in unsere Richtung…hmm ok dann laufen wir erstmal vorne zur Mall an die Kreuzung und schauen, ob es dort noch eine andere Haltestelle gibt. Was uns direkt positiv auffällt sind die Autos, die Fußgänger über die Straße lassen. In Peru musste man höllisch aufpassen denn da bremst niemand für Fußgänger, nicht mal am Zebrastreifen oder bei grüner Fußgängerampel. Fast schlimmer als in Hanoi! 😂 Normalerweise gönnen wir uns mit Gepäck bei An- und Abreise ein Taxi oder Ähnliches. Heute sind wir aber irgendwie zu geizig und haben eh den ganzen Tag nur im Bus gesessen. Da wir keinen Bus ausfindig machen können, entscheiden wir unten an der Strandpromenade die 2,5km zum Airbnb zu laufen. So können wir direkt ein paar Eindrücke vom neuen Land aufschnappen sowie die ersten „Beachvibes“ mit tiefstehender Sonne. Wir mussten die Uhr in Chile 2 Stunden vorstellen und in der Sommerzeit ist es hier daher bis 20 Uhr hell. Während wir an der Promenade entlanglaufen, steigt uns der Duft von frischen Churros in die Nase. Viele Leute stehen an dem Foodtruck an und auch wir ziehen eine Nummer. Es gibt so viele verschiedene Churrovariationen und diese hier sind ein riesengroßer Kringel, der nach dem Ausbacken in Stücke geschnitten und mit einer Menge Puderzucker serviert wird. Achtung heiß und fettig!
Emilio wartet bereits an der Kreuzung auf uns und hilft uns beim Einchecken. Wir haben ein großzügiges und sauberes Zimmer mit Doppelbett, Kühlschrank und extrem viel Ablageplätzen, was wirklich selten zu finden ist. Unser großes, externes Badezimmer erreicht man über einen kleinen Innenhof mit Sitzmöglichkeit und Wäscheleinen. Das Beste an der Unterkunft sind jedoch die 2 alten Mountainbikes, mit denen wir direkt zum Sonnenuntergang an den 3 Blocks entfernten Strand fahren. Es ist toll so schnell und flexibel überall hinzukommen und so ist auch die 3-4km entfernte Mall und Innenstadt die nächsten Tage schnell erreicht. Den Sonnenuntergang schauen wir jetzt hier jeden Abend!
Wir schauen im Bett noch ein Filmchen und fühlen uns richtig wohl. Wo ist nur der Haken bei dieser Unterkunft? Ist es das spanische Pärchen nebenan, dass bereits den ganzen Abend lautstark Liebe macht? 😂 Normalerweise findet man nie eine Unterkunft, bei der alles 200% passt. Aber wir werden heute Abend noch fündig…plötzlich steht Simon mit meinem Kissen samt Krabbeltier neben mir im Bad. Der „Quetschtest“ zeigt eindeutig – ES IST EINE BETTWANZE – und nun jetzt nur noch ein fetter Blutfleck. Oh F*** und es ist bereits fast 1 Uhr nachts, wohin sollen wir denn jetzt gehen?! Nach erster Sichtung scheint die Matratze lupenrein. Hätten wir das Bett beim Einchecken auf Bettwanzen untersucht, hätten wir keine Anzeichen gefunden. Kein Fleckchen und quasi wie neu, ebenso die Bettlaken. Zwischen den beiden dicken Matratzen findet Simon jedoch noch ein Prachtexemplar. Auf Bali waren sie nur halb so groß…schnell fangen wir sie ein und es steht fest: HIER schlafen wir nicht. In Emilios Zimmer brennt noch Licht und mit Bettwanze und der spanischen Übersetzung „Chinche“ bewaffnet, informieren wir ihn über den Fund. Er ist ernsthaft überrascht und reagiert ganz cool. Nachdem wir zu Dritt keine weiteren Tiere mehr finden konnten, nur eine leere „Hülle“, macht er noch mitten in der Nacht ein anderes Zimmer für uns sauber. Wir hatten zum Glück kaum etwas ausgepackt, unsere Klamotten sind größtenteils immer luftdicht in Packsäcken gelagert und haben kaum etwas in der Nähe des Bettes abgestellt. Sicherheitshalber werden wir aber morgen unser Zeug in schwarzen Tüten in der Sonne im Hof grillen. Dies hatte sich damals auf Bali als sehr effektiv erwiesen. Erstmal schaffen wir jedoch unser Gepäck ins externe Bad und inspizieren die Matratzen im neuen Zimmer ganz, ganz genau. Wir finden zum Glück nichts und sind daher bereit mit einem etwas mulmigen Gefühl hier zu schlafen. Ein teures oder sauberes Zimmer sind wie man sieht leider kein Garant für bettwanzenfreies Schlafen. Bettwanzen diskriminieren nicht! Und so sind sicher 2/3 Bettwanzen aus dem Gepäckstück des Vormieters hier rausgeschlüpft und hatten sich noch nicht allzu breit gemacht. Leider ist das neue Zimmer wesentlich kleiner und hat 2 Einzelbetten, was wir aber mitten in der Nacht gern in Kauf nehmen. Als wir grad versuchen wollen uns schlafen zu legen, es ist nun bereits 2 Uhr früh, entdeckt Ulrike eine Spinne an der Wand. Panik macht sich breit, denn vor ein paar Tagen hatte sie zufällig gelesen, dass es sehr giftige Spinnen in Südamerika gibt. Sie sind mit bis zu 2cm und brauner Farbe recht unscheinbar und leben in geschätzt in jedem 3 chilenischen Haushalt. Die Spinne ist zwar nicht aggressiv, jedoch gibt es regelmäßig Unfälle, da Leute sie schier übersehen wenn sie in eine dunkle Ecke greifen oder sich eine im Kleidungsstück versteckt. Mit Bissen muss man sofort ins Krankenhaus, da das Gift dieser kleinen Spinne das Gewebe zersetzt und Menschen bei fehlender Behandlung sogar sterben. Simon tötet grundsätzlich keine Spinnen, aber ich habe ihn zu dem Deal verpflichtet, dass wir bei einer braunen Spinne in entsprechender Größe keine Ausnahmen machen werden. Wer will da prüfen ob die giftige Spinne nur 6 statt 8 Augen hat? Nach Ulrikes Devise ist nur eine tote Spinne eine gute Spinne und so erledigt Simon sie mit seinem Schlappen. Na dann mal gute Nacht nach der ganzen Aufregung heute Abend!
Wie ihr euch vorstellen könnt, schlafen wir erstmal recht lange. Zumal wir die 2 Stunden Zeitverschiebung drauf rechnen müssen. Im Minimarkt um die Ecke hatten wir bereits gestern Abend für ein ausgiebiges Frühstück eingekauft, dass nun Mittagessen in einem ist. Wir waschen Wäsche, packen unser Zeug in schwarze Tüten und Brunchen erstmal gemütlich. Dann fahren wir zum Strand und leihen uns einen großen Schirm. Wir machen uns einen chilligen Nachmittag am Strand. Das Wasser ist zwar eiskalt und der Wind bläst recht stark, wir genießen es aber wieder am Meer zu sein. Wir machen nicht mehr viel, außer am Abend nochmal in die Stadt zu radeln und ein Menü mit Suppe und leckerem Spinatauflauf zu essen.
Neuer Tag, neues Glück. Wir fühlen uns auf 0m über Meeresspiegel super fit und radeln nach dem Frühstück ins Gym. Es ist mit Abstand das schlechteste und dafür teuerste Gym, aber immerhin gibt es heute keine Latino-Musik. Unsere Räder warten draußen auf uns! Sie sind mit fetter Kette und Vorhängeschloss gesichert. Die Suche nach einem Laden für Sportnahrung, also Eiweißpulver, und einem eiweißreichen Mittagessen führt uns ins nahegelegene Stadtzentrum. Wir werden in einer Polleria fündig und verdrücken fast ein ganzes Hähnchen. Es ist sogar günstiger als in Peru! Um den Bahnhof herum war uns die „asoziale“ Atmosphäre bereits aufgefallen und auch hier in der Stadt sind viele Penner, Betrunkene oder Drogenabhängige nebst ranzigen Säuferläden zu finden, quasi ein „Frankfurter Bahnhofsviertel ohne Rotlicht“ und das mitten am Tag. Im Gegensatz zu Peru, wo wir auch immer fröhlich und unbekümmert durch alle Stadtviertel gelaufen sind, gab es irgendwie nicht so viel „Abschaum der Gesellschaft“. Auch wenn Chile grundsätzlich ein wohlhabenderes Land ist, scheint die Kluft zwischen Arm um Reich noch größer zu sein. Wir haben auf jeden Fall in der Stadt ein mulmigeres Gefühl als bisher und die Wertsachen noch besser im Blick. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir gefühlt mehr beobachtet werden, da wir die einzigen „Gringos“ weit und breit sind und man den Anblick von Touristen nicht so sehr gewohnt ist.
Einen richtig guten Deal für 2×1 kg Eiweißpulver zum Preis von einem machen wir nach einigem Suchen schließlich im Supermarkt. Zwar hätten wir lieber einen Beutel gekauft, da er sich besser im Rucksack verstauen lässt, doch es gab nur Säcke mit 3kg und mehr. Die zwei Dosen sind jedoch nur halb hoch gefüllt und so gibt es nicht nur 2 für 1 sondern umgefüllt 2 in 1. Eine Dose bekommen wir locker im Rucksack verstaut und werden es auch nicht in eine Tüte oder so umfüllen…könnte bei der nächsten Grenzkontrolle imqa „Kokainkontinent“ Südamerika etwas komisch aussehen… Der Supermarkt ist jedenfalls richtig gut sortiert und neben einer krass bestückten Kuchentheke, finden wir sogar deutschen Christstollen. Simon entdeckt eine riesige Theke voll brasilianischen und argentinischem Rindfleisch zu unschlagbar günstigen Preisen. Fast hätte ich ihm hier ein Zelt zum Übernachten aufbauen müssen! 😂 Aber wir machen einen Deal – die nächste Unterkunft hat einen Grill! Da die Brötchen in Chile viel besser aussehen als in Peru und es eine ordentliche Auswahl an Käse, Schinken und Gürkchen an der Frischetheke gibt, machen wir heute deutsches Abendbrot im Bett.
Auf die Nachfrage, ob wir eine Nacht verlängern könnten, hatte Emilio uns angeboten wegen der Unangenehmlichkeiten mit den Bettwanzen diese nicht zu berechnen – top! Heute ist wohl nationaler Demonstrationstag in Chile und wer weiß ob wir mit dem Bus überhaupt weggekommen wären. Außerdem finden wir es hier echt chillig. 😎 Am letzten Tag vertreiben wir uns also den Vormittag mit Recherche und Zimmerbuchung und gehen dann nochmal an den Strand. Von Demos ist in dem ruhigen Wohnviertel und am Strand nichts zu merken. Da es schon etwas später ist, lohnt es sich nicht mehr einen Schirm zu leihen und Simon baut uns kurzerhand einen schattigen Unterschlupf. Wir beobachten eine Gruppe Pelikane, die ganz nah am Strand fischt und dösen ein bisschen im warmen Sand.
Später fahren wir nochmal zum Abendessen bei Sonnenuntergang auf die Promenade. Wir probieren einen „Completo“, die chilenische Version eines Hotdogs, der hier sehr beliebt ist und an jeder Ecke zu kaufen gibt. Er wird traditionell mit Sauerkraut, Avocadocreme und verschiedenen Saucen serviert. Die lilafarbene ist Olivenmayo und unser Favorit, den wir euch bestimmt auch mal zu Hause zum Grillen servieren werden. Wir hatten noch mit den leckeren Churros geliebäugelt, aber vielleicht hat dieser Foodtruck so wie auch ein paar andere wegen den Demos heute geschlossen.