Puno / Titicaca-See

Nachmittags am Busterminal Puno angekommen, quetschen wir uns direkt in ein Tuktuk und lassen uns zu unserer Unterkunft kutschieren. Nach kurzem frischmachen zieht es uns gleich Richtung See-Promenade. Die Sonne lacht, jedoch verpasst der kühle Wind einem eine Gänsehaut.

Hier passiert nun etwas, wovon wir grundsätzlich weit Abstand nehmen, wir lassen uns vom erstbesten „Touristentoureneinfangjäger“ anbabbeln, da wir tatsächlich eine Bootstour für den nächsten Tag suchen und noch sehr wenig Infos dazu haben. Hier ist es leider auch eher schwierig den See auf eigene Faust zu erkunden. 😜 Er erklärt uns die Eckdaten auf spanenglisch, was fürs Erste gut klingt und wir folgen ihm ohne Waffengewalt in sein Büro. Dort wird alles nochmals von einem gut englischsprechenden Kollegen erörtert und wir entscheiden uns kurzfristig das Angebot ohne einen Vergleich mit anderen Anbietern anzunehmen. Auf dem Weg zum Hauptplatz meldet sich dann auch mal wieder der Kollege weiter unten…Gib mir Futter! Zum Glück ist gefühlt jedes 3 Gebäude eine Polleria, sprich Grillhähnchenrestaurant. Wir entscheiden uns vermutlich für das Beste der ganzen Stadt, hier laufen die Rotissieren über Holzkohle und es sieht einfach nur köstlich aus, vom Duft ganz zu schweigen. Wenn wir gerad vom Essen sprechen, die Peruaner lieben Pommes und zwar am liebsten dick, latschig und viel, fast alles wird mit „Papas“ gereicht, wir hatten sogar schon welche in der Suppe. 😅 Auf jeden Fall sehr gewöhnungsbedürftig und wir versuchen ja eher Junkfood zu vermeiden. Nach kurzem Verdauungsspaziergang über die Tourimeile, fallen wir erledigt ins Bett und ausserdem wird der blöde Wecker um 5.45 Uhr klingeln…

Wie erwartet startet der Tag früh, es reicht aber noch, ein recht akzeptables Frühstück einzunehmen bevor wir dann mit dem Van abgeholt werden. 10 min später stehen wir am Pier und steigen mit einer 20-köpfigen Truppe in eins der 100 Boote. Die dicht aneinander gereihten Boote müssen erstmal steuerbordsseitig raus geschoben werden, dann heißt es – volle Kraft voraus!

Facts zum Titicacasee:

Der Name soll ursprünglich aus zwei Wörtern aus der Aymara Sprache stammen (neben Quecha und Guarani die meist gesprochene indigene Sprache) und steht für Titi=Puma & Kaka=Grau, also im Prinzip „Grauer Puma See“

Er ist der größte See in Südamerika, Gesamtfläche 8372km² – 15x größer als der Bodensee / Höhe ü. NN 3812m / max. Tiefe 281m / Umfang 1125km und hat erstaunlicherweise keine Anbindung ans Meer.

Wir steuern zunächst bei trübem Wetter und trübem Gewässerdie ca. 30 Minuten entfernten Uros-Inseln an. Dabei handelt es sich um komplett durch Menschenhand errichtete, schwimmende Inseln aus Totora-Schilf. Hier wird das weit verbreitete Gewächs samt Wurzel in quadratischen Stücken aus dem seichten Seegrund gestochen und aneinander gereiht. Da das Schilf im inneren Luft enthält, schwimmt dieses wie eine Boje. Darauf kommen mehrere Lagen Schilfstängel die zwischenzeitlich immer wieder trocknen müssen, die Ähnlichkeit zu Stroh beschreibt es am besten. Auch Häuser und „Einrichtungen“ bestehen aus selbigen, also praktisch eine Bauweise die in der heutigen Zeit gern gesehen wäre – biologisch, vegan, CO2-neutral, mikroplastik-, gluten- und lactosefrei 😅…ja essen kann man die Unterteile der Stängel sogar auch! Die „Seebanane“ schmeckt auch tatsächlich etwas wie eine grüne, unreife Banane.

Kaum sind die Inseln sichtbar, wird einem auch direkt klar wie die Inselbewohner ihr Einkommen regeln: das sind nämlich heutzutage ausschließlich die Touristen. Jede der unzählbaren Inseln schwimmt autonom für sich und wird jeweils von einigen wenigen Menschen bewohnt, welche alle winkend und rufend am Inselrand stehen und sich um die Gunst des Kapitäns bemühen, damit dieser das Boot dort anlegt. Die Insel, die wir ansteuern, beherbergt ca. 10 Personen und wir werden freundlichst empfangen. Wir dürfen im Halbkreis auf einer Totorabank Platz nehmen und unser Guide erzählt uns erstmal die Geschichte und ein paar Fakten über das Leben dort und den Titicacasee. Im Anschluss treten die Dorfbewohnerinnen ins Programm, jede schnappt sich ein paar der Touris und nimmt sie mit in ihre Behausung, so auch uns. In der 5 qm Hütte gibt es den obligatorischen Namensaustausch bevor wir dann mit zu ihrem „Shop“ gehen, mehr ein Bauchladen vor der Hütte. Wir lassen uns darauf ein 2 Armbändchen zu kaufen, um die Dorfbewohner für die gratis Führung zu unterstützen, aber beim aufgerufenen Preis natürlich nicht ohne zu handeln. Der nächste Stopp ist dann eine 5 Minuten entfernte Insel mit kleinem Cafe-Bistro. Optional kann man sich auch mit einer traditionellen „Nussschale“ rüber rudern lassen, das Geld sparen wir uns jedoch. Und spätestens als die Inselbewohner zum Abschied „Vamos ala Playa“ singen, sind wir froh wieder den Anker mit dem motorisierten Boot zu lichten! 😂

Gute 2,5 Stunden später kommen wir endlich an unserem heutigen Hauptziel an, der Insel Taquile mit 1700 quechasprachigen Einwohnern mitten auf dem See. Der Himmel hat sich von trist grau am frühen Morgen in strahlend blau verwandelt. Widererwartend liegen kaum andere Tourikutter vorm kleinen Pier. Erst steigen wir 20 Minuten bergauf, verweilen etwas und dann laufen wir nochmal 45 Minuten quer über die Insel und machen immer wieder halt für einen Ausblick und Facts von unserem richtig guten Guide. Von hier oben kann man in der Ferne Boliviens Festland am anderen Ende des Sees erkennen – die Grenze zwischen Peru und Bolivien „verschwimmt“ durch den See.

Bolivien in der Ferne

Man könnte fast meinen auf irgendeiner griechischen Insel zu sein: Schafe, Sträucher (wir pflücken sogar frischen Muña für Tee heute Abend), Feldterassen, einfach ein richtig tolles Feeling. Wir merken auch das wir doch nicht die unfittesten sind, so manch einer aus unserer Gruppe ist ganz schön am schnaufen. Taquile selbst ist bekannt für Textilhandwerk, welches hier Männersache ist und zu den besten in ganz Peru gehören soll. Bestimmte Farben der Hüte kennzeichnen z.B. verheiratet oder Politiker, usw. Es gibt keine motorisierten Fahrzeuge und ein generelles Hunde- und Katzenverbot. Wir sind traurig nicht einen Tag hier zur Übernachtung bei einer Gastfamilie eingeplant zu haben. Wir wussten nicht, dass man hier über Nacht bleiben kann und es wäre sicher ein tolles Erlebnis gewesen!

Cantuta – Perus Nationalblume

Dann kommt endlich was kommen muss…das langersehnte Mittagessen! Und zwar mit feinstem Seepanorama bei leckerem Local-Food, Suppe, Fisch und Omlette.

Das Boot wartet bereits unterhalb des Restaurants, um uns für die Rückfahrt einzusammeln. Der Abstieg ist schnell erledigt und wir krallen uns die besten Sonnenplätze auf dem Heck. Wir schalten den Seefaultiermodus an und genießen die knapp 3 stündige Rückfahrt zum Puno Pier. Das Wasser ist’s teils sooo türkisblau und wir wären gern ne Runde schwimmen gegangen. Je näher wir an Uros kommen desto trüber wird das Wasser und es werden wieder mehr Boote und Fischer!

Statt dem inkludierten Rücktransfer im Van zu unserem Hostel, laufen wir lieber und trinken noch einen genialen, frischen Smootie in der Markthalle. Zum Dinner finden wir nach langem Suchen ein kleines Restaurant mit günstigem & superleckerem Menüangebot (natürlich nicht auf der Tourimeile).

Den nächsten Tag können wir ganz entspannt angehen, der Bus nach Arequipa geht erst um 15 Uhr. Die Zeit vertreiben wir uns mit vielen, vielen Treppenstufen zu einem Aussichtspunkt mit super Blick über den Titicacasee.

Zum Mittagessen kehren wir wieder ins Restaurant vom Vorabend ein. Wenn man weiß wo sehr gut gekocht wird, muss man ja keine Experimente machen. Der neongelbe „Wackelpudding“ mit Incacola-Geschmack trifft jedoch überhaupt nicht unseren deutschen Geschmack. Eis mit flüssigem Schokokern lässt unser Herz jedoch hört schlagen und so sitzen wir noch eine Weile auf dem Marktplatz und beobachten das Gewusel in der Stadt. Bewaffnet mit Snacks fürs Abendessen im Bus geht es zum Terminal und mal wieder ins schöne Arequipa…