Heiliges Tal

Ollantaytambo

Nach langen 5 Stunden schmeißt uns der Minibus in der Abenddämmerung am Plaza de Armas in Ollantaytambo raus. Nach ein wenig herumfragen finden wir unser Hotel und machen uns erstmal frisch. In dem Moment als wir wieder zur Tür hinaus wollen, ist plötzlich das ganze Dorf dunkel. So ein Mist…wir sind total hungrig, es ist schon recht spät zum Essengehen in einem kleinen Dorf und wir wissen noch nicht mal wo wir hin wollen. Bei der Ankunft am Hauptplatz hatten wir bereits gesehen, dass fast jedes Restaurant „Wood fired Pizza“ anbietet und wir wollen auf keinen Fall in so nem Touriladen essen. Wir laufen um den Block, aber finden im Dunkeln bei bestem Willen nichts Einheimisches außer am Markt zahlreiche frittiere Snacks. Als nun die ersten Tropfen herunterkommen stehen wir also wieder an dem kleinen Restaurant bei uns vor der Tür. Auch wenn sie einen Pizzaofen haben, steht immerhin Quinoasuppe auf der Karte und die junge Peruanerin lädt uns herzlich ein im leeren Restaurant Platz zu nehmen. Nur bei Kerzenschein und prasselndem Regen kommen wir nun also zu einem romantischen Dinner for two, dass man uns in Aguas Calientes an jeder Ecke verkaufen wollte. Wir hatten uns noch darüber lustig gemacht, dass wir als Langzeitreisende ja nicht jeden Abend romantisch und teuer essen gehen können und täglich die happy hour auskosten wollen. Heute kommen wir bei einer leckeren Quinoasuppe mit Gemüse und Käse als Vorspeise und (bitte nicht lachen) einer Pizza richtig auf unsere Kosten. Wir bleiben die einzigen Gäste zu später Stunde und wärmen uns ganz nah am Holzofen, bevor wir schnell im Regen in unsere Unterkunft hüpfen.

20191113_201817_compress43.jpgDie Regenwolken sind am nächsten Morgen wie weggeblasen. Ulrike ist schon super früh wach und wartet bis es unten endlich heißes Wasser für Tee gibt. Die Unterkunft ist ganz ok, aber das Frühstück das bisher schlechteste auf der Reise. Obwohl es theoretisch Obst und Saft gibt, sind die Mandarinen schon ganz verschrumpelt und der Saft evtl schon umgekippt und pappsüß. Aber die Härte sind im wahrsten Sinne des Wortes die sowie nicht so tollen peruanischen Brötchen, vermutlich vom Vortag und selbst mit Margarine und Erdbeermarmelade ungenießbar. Ulrike läuft also auf den kleinen Marktplatz um die Ecke und findet sogar noch warme peruanische Vollkornbrötchen, peruanischen Käse bei einer alten Bäuerin, Avocado und Obst. Am nächsten Morgen gönnen wir uns nochmal das gleiche peruanische Deluxfrühstück.

20191115_084423_compress82.jpgGestärkt machen wir uns auf den Weg zu den sehenswerten Ausgrabungsstätten des Städtchens. Ollantaytambos Pflastersteinstraßen sind noch im ursprünglichen Zustand erhalten, ebenso wie die 15 quadratisch angelegten Blocks. Die Häuser eines Blocks sind um einen Innenhof angeordnet und zu genauso einem Innenhof mit Garten ist unser Zimmer ausgerichtet.

Es ist ein hübsches, altes Städtchen und wir können es von einem Aussichtspunkt ganz überblicken. Hier oben am Berghang stehen alte Gemäuer, die einst als Vorratsspeicher für vermutlich Kartoffeln dienten. Auch die Ruinen „Pinkuylluna“, eine beschauliche Festung, liegen am Berghang und überblicken gleich 2 Täler. Wir finden ganz lustige, teils blühende Kakteen hier oben und verewigen uns in einem saftig grünen Blatt.

Ebenfalls können wir bereits die Ruinen von Ollantaytambo am Berg gegenüber sehen. Wir steigen wieder runter und laufen hinüber, nachdem wir auf dem Markt Snacks gekauft und eine Weile auf dem Hauptplatz verweilt haben. „Choclo con Queso“ ist der hier heimische Riesenmais und wird heiß und traditionell mit einem Stück Käse serviert. „Tamales“ nennt sich ein in Maisblätter gebackener Teig auf Maismehlbasis, heute in süßer Variante ohne deftige Füllung.

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Die Ruinen von Ollantaytambo sind eine der wichtigsten im Heiligen Tal und bestens erhalten. Ollantaytambo ist die letzte Stadt des Heiligen Tales vor Machu Picchu und beherberg unter anderem einen Sonnen- und Wassertempel, sowie ein noch funktionierendes Brunnensystem zur Wasserversorgung. Zum Glück sind wir mit der Besichtigung fertig bevor zahlreiche Tourbusse, die vermutlich aus Cusco kommen und an einem Tag alle Sehenswürdigkeiten im Heiligen Tag abklappern.

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Es ist wunderschönes Wetter, aber irgendwie gibt es keine gemütlichen Plätze draußen zu sitzen und auch unser Innenhof hat leider keine Sitzgelegenheiten oder Befestigungsmöglichkeiten für unsere Hängematte. Platt vom Rumlaufen sind wir also wieder am Spätnachmittag auf dem Zimmer und kommen nur nochmal raus, um abends eine heiße Hühnersuppe „sopa de polo y sémola“ in einem kleinen lokalen Restaurant zu essen. Simon ist schon ein bisschen genervt, weil Ulrike ständig auf der Suche nach Suppe ist, die schmeckt hier aber so köstlich und tut gut bei ungemütlichem Wetter.

Urubamba / Maras & Moray

Nach dem Checkout machen wir uns mit gepackten Rucksäcken bei leichtem Nieselregen auf den Weg nach Moray. Die Regenzeit hat bereits angefangen und so ist es mit dem Wetter wie beim Poker spielen. Am Hauptplatz will uns ein extrem aufdringlicher und unfreundlicher Taxifahrer für 120 Soles eine Fahrt verkaufen. Wir sind jedoch gut informiert um steigen zunächst in ein Collectivo, dass uns für 2 Soles pro Person in die Hauptstadt Urubamba bringt. Wir laufen durch die Stadt und halten uns dann eine Weile auf dem lokalen Markt auf. Wir warten den Regen ab, beobachten das wuselige Treiben und trinken einen riesigen Smoothie.

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Das Wetter klart auf und wir laufen über den Hauptplatz, entdecken „Los Pollos de Hermanos“ und mussten gleich an die Serie „Breaking Bad“ denken. Die bunte Regenbogenfahne hat hier übrigens nichts mit schwul-lesbischer Bewegung zu tun sondern ist die Flagge des Inkareiches.

Viel mehr gibt es im Örtchen nicht wirklich zu erkunden und so sitzen wir kurze Zeit später für den gleichen Preis im Collectivo nach Maras. Ab hier scheint es tatsächlich nur noch Taxen zu geben, wie uns ein paar Leute bereis aufklärten. Nachdem wir einen guten Gesamtpreis ausgehandelt haben, fahren wir zunächst zu den „Salinas de Maras“. Die Salzfelder bestehen aus ca 3000 kleinen Salzfeldern, damals gehörte jeder Familie in der Region somit ein Stück des weißen Goldes.

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Anschließend geht es auf holpriger Straße und vorbei an zahlreichen Feldern nach Moray. Das Wissen der Inkas über das Anlegen dieser kreisrunden Terassen, um verschiedene Klimazonen zu erzeugen, ist schier beeindruckt. Ohne Schutz vor Wind und Wetter ist es im wahrsten Sinne des Wortes arschkalt hier oben. Wir laufen nur den kleinen Rundweg und sparen uns den Abstieg zu den Terrassen. Simon wärmt sich an einem heißen „Choclo“ bevor wir wieder ins warme Taxi steigen.

Wir warten mit ein paar anderen Personen am Straßenrand auf den Bus nach Cusco. Es hält ein Auto und sammelt uns alle ein. Tatsächlich fahren hier auch viele inoffizielle Taxen, die sich mit Hupe oder Lichthupe bemerkbar machen. Im Zweifel einfach vorbeikommenden Autos den Arm rausstrecken. Wir sind auf jeden Fall froh, dass uns das Auto viel schneller zurück nach Cusco bringt und nicht überall hält. Wir sind zurück in unserem Airbnb – welcome back home!

Cusco

hallo again!

Wir schlafen aus und machen uns einen gemütlichen Samstag. Unsere ursprünglichen Pläne am Wochenende die Bar- und Clubszene von Cusco zu entdecken sind schnell vergessen. Werden wir etwa alt? 😂 So ein chilliger Tag zwischendurch muss auch mal sein und wir laden unsere Akkus wieder auf. Und wo könnte man das besser als in einem gemütlichen Airbnb mit allen Annehmlichkeiten? Unser Host Luis gibt uns den Tipp mal auf einem Samstagsmarkt um die Ecke vorbeizuschauen. Hier ist eine Bühne aufgebaut, man verkauft Kleidung, Kaffee, Schokolade und was eine Auswahl an Kuchen! Da hat man die Qual der Wahl…wir kosten ein Stück köstlichen Lemonpie mit dicker Baiserhaube.

Chinchero

Einen letzten Ausflug ins Heilige Tal nach Chinchero steht noch auf dem Programm. Man könnte sich noch viel mehr Ruinen anschauen, aber irgendwann ist man auch gesättigt vom Betrachten alter Steine. 😜 Wir lassen uns zunächst an einem Aussichtspunkt rausschmeißen, genießen die Aussicht und belästigen ein paar Esel und Schafe. Die 4km zurück in die Stadt Chinchero „trampen“ wir für 2 Soles.

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Den Tipp eher auf den untouristischen Sonntagsmarkt nach Chinchero statt Pisac zu fahren, stammt ebenfalls von Luis. Und er hatte Recht! Bauern aus der Umgebung verkaufen hier ihre Waren und die Einkäufer sind auch fast nur Einheimische. Die Einkäufe werden in ein großes Tuch gewickelt und von den Damen auf den Rücken gebunden, ebenso wie Kleinkinder, die uns mit großen Augen anstarren. Einfach zuckersüß! Das Obst und Gemüse ist super günstig und die Peruaner alle so lieb hier!

Simon gönnt sich einen 1 EUR Haarschnitt. Der Laden sieht chaotisch aus, aber der alte Mann gibt sich so viel Mühe und hat sich das Trinkgeld verdient!

Nachdem wir die Ruinen von Chinchero erkunden haben und dabei ein wenig nass geworden sind, quetschen wir uns zu ein paar Peruanern auf Plastikstühle und essen auf dem Markt zu Mittag. Es schmeckt mal wieder ausgezeichnet! Danach packen wir den Rucksack voll Obst und Gemüse.


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Wir sind nun soweit akklimatisiert, dass wieder ans Gym zu denken ist. Simon sucht eine geschlagene Stunde nach einem Gym in Cusco, da die Orte bei Google Maps einfach nicht stimmen oder zu ungenau sind. Es gibt gesundes, selbstgekochtes Essen, Proteine und Smoothies (sogar mit Spinat!). So gemütlich wie wir es uns gemacht haben – es wird nun langsam Zeit weiterzuziehen…

Die weitere Reiseroute zerbricht uns allerdings ein wenig den Kopf und wir verbringen viel Zeit mit Recherche und Planänderungen. Den Rainbow Mountain etwas südlich von Cusco lassen wir auf jeden Fall aus, da er uns zu touristisch und das Wetter einfach schon zu unbeständig ist. Eine Schlammpartie auf 5000m muss nicht sein…außerdem gibt es in den Anden noch andere 7-farbige Berge ergab unsere Recherche. Wir fahren also direkt durch nach Puno an den Titicacasee! Wir gewinnen an Höhe, sehen auf dem Weg die schneebedeckte Spitze des über 6000m Ausangate Berges und entdecken aus dem Bus die ersten wilden Flamingos, die aber leider nicht aufs Bild wollen!