Cusco

einst Hauptstadt im Inkareich in den peruanischen Anden

Wir sind nun auf 3400m Höhe und heilfroh nach dem furchtbaren Nachtbus schon um 8 Uhr morgens in unserem Airbnb einchecken zu dürfen. Normalerweise ist es ja immer zu kalt im Bus, aber die Heizung war dermaßen aufgedreht, dass wir förmlich Hitzestau hatten. Da es das Personal nicht interessierte, dass es unter unseren Sitzen so heiß wurde das man sich dran verbrennt, ziehen wir auf Plätze weiter hinten. Hier ist es aber letztlich nicht viel besser und so ziehen wir alles aus was geht…Ulrike, die sonst immer kalte Füße hat, entledigt sich sogar ihrer Socken. Wir haben nun ein schönes, großes Zimmer mit Balkon, riesigem Bett und heißer Dusche im 5 Stock eines neuen Hauses in einer ruhigen Wohngegend. Da wir kaum geschlafen haben und wir die Höhe nun ordentlich merken, geht am ersten Tag nicht viel. Obwohl wir uns bereits langsam an die Höhe gewöhnt haben müssten, sind wir nach ein paar Stufen völlig außer Atem und haben ein leicht beklemmendes Gefühl in der Brust. Da es hier auch wesentlich kühler ist, machen wir es uns mit Tee im warmen Bett gemütlich und planen die nächsten Tage, buchen Unterkünfte und das Ticket für Machu Picchu. Die Tickets sind limitiert und es wird empfohlen die Tickets plus einem der beiden Aussichtsberge mindestens 2-3 Monate im Voraus zu buchen. Da wir aber nicht wussten, wann wir hier sein werden, haben wir unser Glück herausgefordert…und, da bereits Nebensaison ist, noch 2 Tickets für Machu Picchu und Mountain ergattert. 🤗

Der Hunger treibt uns dann doch irgendwann raus. Wir laufen auf den nicht allzu weit entfernten lokalen Markt und kaufen Kartoffeln und Gemüse fürs Abendessen ein. Die Küche ist super ausgestattet und das Airbnb mit vielen Details durchdacht. Da fast unsere ganze Kleidung schmutzig ist, hatten wir auch darauf geachtet eine Unterkunft mit Waschmaschine zu buchen. Wie ihr seht ganz ohne „Haushalt“ geht es dann doch nicht auf Reisen.

Am nächsten Morgen fühlen wir uns immernoch leicht benommen. Fürs Gym wird uns die Sauerstoffkonzentration hier in Cusco wohl nicht reichen. Ulrike startet den Tag mit sanftem Yoga und nach dem Frühstück machen wir uns auf dem Weg in die Altstadt. Am Plaza de Armas buhlen Verkäufer und Tourguides um die Aufmerksamkeit der vielen Touristen, schrecklich anstrengend wie wir finden…aber verständlich, denn obwohl der Großteil Cuscos Bevölkerung vom Tourismus lebt, gibt es viel Konkurrenz! Was wir sehr cool finden ist, dass McDonalds, Starbucks & Co in der Altstadt ihre Leuchtreklamen nicht anbringen dürfen und ganz dezent rund um den Plaza de Armas in den alten Gemäuern eingebettet sind.

Wir hatten uns bereits vorab für die Free Walking Tour vom Team Blue entschieden und der Guide gibt uns super interessante Infos zu Cusco und den Incas. Mit ein paar Stops laufen wir hoch und überblicken die Stadt. Sauerstoffzelt bitte! Aber die Aussicht wird noch besser, denn mit dem Bus geht es noch weiter hoch vorbei an Sacsayhuaman zum Christo Blanco. Wir haben Glück mit dem Wetter und die dicken Wolken vom Mittag haben sich verzogen, um den wahnsinnig schönen Ausblick über die Stadt Cusco freizugeben.

Wir halten auf dem Rückweg noch in einem Shop, wo wir interessante Infos zu lokalen Heilpflanzen, Qualitätsunterschiede von Alpakawolle und natürlichen Farben zum Färben der Wolle erhalten. Dieses Wissen wird seit Jahrtausenden von Indigenen Bergvölkern genutzt und so gibt zB einen kleinen Käfer, der auf Kakteen lebt, welcher beim Zerquetschen eine violet-rote Farbe bildet, die wiederum beim Mischen mit anderen natürlichen Substanzen das Farbspektrum der Wolle für bunte Schals und Kleidung gibt. Gern hätten wir hier für die Muttis einen schönen Alpakapullover zu Weihnachten gekauft. Kosten für ein Paket sind jedoch immens und die Verzollung kompliziert. Wir haben aber an euch gedacht! ❤️

Den nächsten Morgen lassen wir wieder entspannt angehen und genießen es nicht bereits vor 6 raus zu müssen. Die nächsten Tage ist nämlich auch wieder nix mit „ausschlafen“. Am Mittag machen wir uns mit den Öffentlichen auf den Weg zu Christo Blanco. Mittlerweile haben wir es ganz gut raus, wo Collectivos oder auch sogenannte Combis in die gewünschte Richtung abfahren. Es ist mit Abstand das günstigste Fortbewegungsmittel hier und so sitzen wir mal wieder für 1 Sol (~25 Cent) pro Nase im Sammeltaxi unter den Locals.

Wir laufen zu Sacsayhuaman, einer beeindruckenden Ruine, die jedoch zum größten Teil von den Spanischen Kolonialherren abgebaut wurde, um die riesige katholische Kirche von Cusco zu bauen. Schon damals sagten sie dieses Bauwerk wäre Demonenwerk, da kaum vorzustellen war, dass kokablätterkauende Indigene diese riesigen Steine bewegt haben. Ohne Zement oder Ähnliches sind sie perfekt ineinander verzahnt und dank „Nasen“ auch erdbebensicher. Ohne den Erbau der hübschen, christlichen Kirche unten in Cusco wäre diese Anlage noch größer und beeindruckender als Machu Picchu!

Wir machen hier oben Mittagspause mit Blick über die Stadt. So langsam füllt sich das Stadion…aber dazu später mehr. Und sogar Christo Blanco sieht von hier ganz klein aus. Wir haben uns Lunch von einer kleinen Straßenverkäuferin mitgebracht und suchen uns ein schattiges Plätzchen. Heute scheint die Sonne fast ununterbrochen und bei der Höhe ist auf guten Sonnenschutz definitiv zu achten!

Am Fuße der Ruinen grasen ein paar Lamas und Alpakas. Unsere Chance auf ein paar Alpaka Selfies! Genervt von vermutlich täglich vielen aufdringlichen Touristen, haben sie natürlich keine Lust gefüttert zu werden. Das Gras müssen wir selbst essen… Wir hängen also eine Weile mit ihnen ab!

Das Foto des Tages!!! 😂😂😂

Für rund 35 EUR pro Person haben wir ein Ticket gekauft in dem Eintritt für 16 Museen und Ruinen in Cusco und dem heiligen Tal inkludiert sind. Mit dem Collectivo fahren wir also weiter zum Puka Pukara, einer Militärruine der Incas. Man kann sich bei dem Ausblick vorstellen, warum dieser Ort gewählt wurde: man hat natürlich alles im Blick! Wir verweilen einen Moment, aber frischer Wind zieht auf. Wir stellen uns also wieder an die Straße und warten auf ein Collectivo, dass uns wieder unten in die Stadt fährt!

„Bacho aqui!“ – Wir steigen in der Nähe des Stadions und unweit unseres Airbnb’s aus. Wir haben in Erfahrung bringen können, dass heute ein wichtiges Spiel ist: Cusco gegen Nasca und es geht um den Aufstieg in die erste Liga. Hier ist also ganz schön was los. Die Polizei ist zu Fuß, Pferd und Motorrad unterwegs und nach gewonnenem Spiel strömen die in rot gekleideten Fans aus dem Stadion. Es wimmelt vor Straßenhändlern und wir können nicht widerstehen eine riesige Portion Picarones mit Orangenhonig zu kaufen. Sie sind noch warm und super knusprig- die besten die wir bisher hatten! Wir sind dennoch überrascht, wenig jubelnde Fans zu sehen und auch der gegnerischen Mannschaft im blauen Tourbus wird nur gewunken und zugeklatscht. Und eins wundert uns auch: Warum geht man in Heels ins Stadion, wenn man nicht darauf laufen kann. 😂

Nach einem kleinen Abstecher in den Supermarkt geht es erschöpft nach Hause. Wir kochen für morgen vor und packen unsere beiden kleinen Rucksäcke für die nächsten 4 Nächte. Die großen Rucksäcke lagern wir hier ein während wir je 2 Nächte bei Machu Picchu und im Heiligen Tal übernachten werden.

Der Wecker klingelt um 5:45 und noch viel zu müde machen wir uns auf den Weg zum Treffpunkt für unseren Minibus Richtung Machu Picchu. Heute früh regnet es in Strömen und wir frieren bei nur 8 Grad. Wir kaufen Länge Regenponchos… Knappe 7 Stunden dauert die holprige Fahrt auf kurvenreicher Strecke nach Hidroeléctrica. Wir müssen einen Pass von ca 5000m überqueren, fahren vorbei an Quellen, Wasserfällen, überqueren kleine Bäche, Geröll von kleinen Erdrutschen liegen auf den Serpentinen und zum Schluss ist die Straße nur noch eine sandige Piste nebst steilem Abgrund ohne Befestigung auf der kaum 2 Autos aneinander vorbeikommen.

Wir nehmen die Backpackerroute zu Machu Picchu, da uns ein one way ticket mit der Bahn für mindestens 70$ einfach zu teuer ist. Noch günstiger als mit dem direkten Minibus wären wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und ein paar Mal umsteigen gekommen. Allerdings hätte dies noch länger gedauert, und wir wären beim letzen Stück zu Fuß vermutlich ins Dunkle geraten oder hätten in Santa Maria übernachten müssen. Also sitzen wir im komfortablen Minibus mit WLAN (zumindest bis wir in den Bergen in der Pampa sind) und ausreichend Pipipausen. Es will nicht aufhören zu regnen und wir halten in einem kleinen Dorf für die Mittagspause. Einige haben Lunch dazugebucht und futtern am Buffet…wir unseren vorbereiteten Spaghettisalat mit unserem „Göffel“! Eigentlich lachen wir immer darüber, dass es an den touristischen Orten immer Spaghetti, Burger und Pizza gibt und man dort wohl denkt, dass Europäer nur so Zeug essen und gar nicht die regionale Küche probieren wollen. Der Busfahrer lächelt uns an wie wir auf unserem Mäuerchen mit der Tupperdose sitzen – heute sind wir mit dran Schuld, dass das Klischee der „spaghettifressenden“ Europäer existiert! 😂

Wir werden pünktlich in Hidroeléctrica rausgeschmissen und zum Glück hat es sich ausgeregnet. Die höhere Luftfeuchtigkeit ist deutlich zu spüren und auch die Vegetation ist eher tropisch. Es gibt sogar wilde Orchideen. Nun steht unsere 2,5 stündige Wanderung entlang der Gleise ins 12,5km entfernte Aguas Caliente an, dem Ort am Fuße vom Machu Picchu. Einige springen hier auf den alternativen Zug auf, der mit „nur“ 30$ pro Nase und Strecke zu Buche schlägt. Die kostenlose Alternative ist jedoch schon längst kein Geheimtipp mehr und so treffen wir unterwegs am Gleis viele Backpacker und laufen überraschenderweise auch an ein paar kleinen Verkaufsständen, Restaurants und Campingplätzen vorbei. Vermutlich könnte man hier sogar eine Unterkunft finden, sofern man ins Dunkle gerät. Unten von den Gleisen können wir die unteren Mauern von Machu Picchu kurz vor dem Ziel bereits sehen. Es fahren ein paar Züge an uns vorbei, hauptsächlich betriebliche, bis wir schließlich Aguas Calientes erreichen. Ein breiter Fluss tost mitten durch das Touristenörtchen und Hotels, Restaurants und Souvenirshops reihen sich aneinander. Hier gibt es keine Autos oder Taxen, nur 1000 Busse die Aguas Calientes mit Machu Picchu verbinden.

Nach einer heißen Dusche machen wir uns auf die Suche nach Abendessen. Wir bekommen vom netten Hotelpersonal den Tipp in einer kleinen Seitenstraßen zu schauen und finden ein ausgezeichnetes und bezahlbares „Chifa“ Restaurant. Hier sitzen ein paar Locals und als wir eine riesige Portion leckeres Essen bekommen und sich die lokale Polizei an den Nachbartisch setzt, wissen wir der überteuerten und furchtbaren Touristenmeile entkommen zu sein. Aguas Calientes ist nämlich genauso wie wir es uns vorgestellt haben, an jeder Ecke versucht dir jemand ein Menü und die Happy Hour zu verkaufen oder dir Getränke, Hüte, Sonnencreme, Mückenspray und alles mögliche an Souvenirs anzudrehen. Dennoch empfinden wir es als viel angenehmer hier zwei Tage zu übernachten und von hier aus zum Machu Pichu zu starten und abends gemütlich zurückzukehren, statt einen extrem stressigen Tagestrip von Cusco oder Ollantaytambo zu machen.