Kobe
…Ein unvergessliches Wochenende bei Yotaro
Eigentlich stand Kobe gar nicht auf unserer ursprünglichen Reiseroute und wir wollten 4 Nächte in Osaka verbringen bevor unsere Reise in Japan endet. Aus verschiedenen Gründen hat es uns bei der Reiseplanung aber in die Couchsurfingcommunity verschlagen. Wir haben noch nie kostenlos bei einem Couchsurfing Gastgeber übernachtet und wollen dies unbedingt mal ausprobieren. Dabei geht es nicht nur darum ein wenig Geld zu sparen, sondern vorallem mit den Lokals in Kontakt zu kommen. Es ist nämlich nicht so leicht mit den eher verschlossenen Japanern Freundschaft zu schließen. Auch bei Airbnb hatten wir schon tolle Gastgeber, die uns gerne ihre Stadt und Kultur näher bringen wollen. Wir scrollen durch die Profile und finden Yotaro – es passt wie Arsch auf Eimer. Wir machen also aus das Wochenende bei ihm zu verbringen. Es spricht sogar ziemlich gut Deutsch, obwohl er nur 1,5 Jahre in Köln gelebt hat.
Wir kommen abends recht spät in Kobe mit dem Zug an, nachdem wir unser Gepäck am Bahnhof in Osaka eingelagert hatten und dort bereits den Nachmittag die Stadt erkundet hatten. Er wohnt in einer schönen Wohnung und wir haben sogar ein eigenes Zimmer und Bett für uns. Wir fühlen uns direkt wohl und es wird ein langer Abend! Natürlich bestaunen wir auch seine Schnaps und Weinsammlung und diskutieren über die Unterschiede unserer Kulturen. Wir haben viele Fragen zu Dingen, die wir hier beobachtet haben. Bei Mülltrennung hört jedoch auch bei Yotaro der Spaß auf…ein dickes Büchlein der Stadt Kobe liegt in der Küche…für uns einfach nicht so eindeutig wie der Müll hier getrennt wird. Flaschen spülen wir aus und der Deckel kommt in einen anderen Sack?! Später essen wir noch eine Kleinigkeit und laufen zur Kobe Bay und quer durch die Stadt.
Am nächsten Tag ziehen wir nach einer eigentlich viel zu kurzen Nacht zu einer Sakebrauereibesichtigung los. Kobe kennen die meisten nur wegen des Fleisches, tatsächlich hat Kobe jedoch auch die zweitgrößte Sakeproduktion Japans. Die meisten Brauereien liegen fußläufig voneinander entfernt und so tourt uns Yotaro durch das Viertel. In der ersten Brauerei ist der Herstellungsprozess besonders detailliert erklärt und man kann auch in die Produktionshallen hineinschauen. Und hier beginnt mit einem umfangreichen Sakeausschank unser lustiger Tagesausflug.
Anders als bei einer gemütlichen Weinverkostung wird hier jedem ein kleines Schnapsglas gegeben und innerhalb von keinen 10 Minuten mit 8 verschiedenen Sake wiederbefüllt – das sitzt! 😂 Ein Sake schmeckt uns besonders gut, jedoch muss dieser wegen den Bakterienkulturen gekühlt gelagert werden. Ohne die Übersetzung von Yotaro hätten wir nicht verstanden, warum der gute Mann uns den Sake nicht verkaufen möchte.
In anderen Brauereien ist oft eher Selbstbedienung angesagt. 1 Gläschen nehmen…oder auch 2 wenn’s schmeckt.
Eine Fotostation in einer Brauerei…fast wie bei cosnova! Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen! 😂😂😂
(leider sind die Bilder auf dem Rechner gespeichert und wir müssen sie wohl irgendwann mal nachtragen…)
Ein Sake geht eher in Richtung Limoncello, auch farblich und schmeckt besonders Ulrike gut. Wir sind jedoch auf der Suche nach einem traditionellen, klaren Sake und werden in der letzten Brauerei fündig, in der es auch exklusive Sake für den Export gibt. Einer würde sogar mal zum Nobelpreis Dinner vor einigen Jahren ausgeschenkt.
Wir wissen gar nicht mehr in wie vielen Brauereien wir letztendlich waren, aber wir hatten eine Menge Spaß. So gegen 17 Uhr schließen die meisten Brauereien und wir fahren hungrig zurück in die Stadt. Wir gehen in einem guten gefüllten Restaurant essen und bestellen ganz traditionell einige kleine Gerichte zum Teilen.
In der Stadt ist ganz schön was los! Bevor wir in einer Sakebar einkehren machen wir noch einen Abstecher in eine Bar in der Yotaro oft andere Internationals trifft. Es wird Geburtstag gefeiert und wir füttern uns gegenseitig mit Eissplittertorte. 😂
Dann versacken wir in der Sakebar. Ein paar richtig junge und lustige Japaner gesellen sich zu uns an den Stehtisch und wir trinken Highball und lachen bis wir Muskelkater im Bauch haben. Highball ist in Japan die beliebteste Weise Whisky zu genießen, on the rocks mit einem Teil Whisky und 2 Teilen Sodawasser. Das beliebte Getränk gibt es schon fertig gemischt in Dosen im Supermarkt, 7 Eleven und sogar in den Getränkeautomaten. Uns schmeckt er aber am besten frisch gemischt an diesem Abend, in der kleinen rauchigen Sakebar unter den lustigen Japanern.
Am nächsten Morgen schlafen wir einigermaßen aus und es ist ein wenig Katerstimmung angesagt. Nach dem Frühstück kaufen wir mit Yotaro Obst und Gemüse für die kommende Woche auf dem Markt um die Ecke ein. Es ist schon krass wie teuer frisches Obst und Gemüse hier ist, obwohl der Sonntagsmarkt in dieser Gegend noch ganz gute Angebote hat. Umgerechnet 40 EUR für eine mittelgroße Wassermelone finden wir jedoch krass…das würde in Deutschland niemand bezahlen…
Yotaro zeigt uns seine Stadt. Wir besuchen die City Hall und genießen den Ausblick von der Aussichtsplattform. Im Gegensatz zu den vielen Aussichtsplattformen in Osaka ist diese hier kostenlos und es sind kaum andere Leute hier.
Anschließend laufen wir nach Chinatown und wir müssen gestehen, dass ist das schönste und gemütlichste kleine Chinatown, was wir bisher in Asien gesehen haben. Überall in Kobe wird natürlich mit dem Luxusfleisch geworben. Wir haben uns aber gegen einen teuren Restaurantbesuch entschieden. Wir probieren heute Kobe Beef Sushi und Kobe Ramen Streetfood – lecker!
Als letztes steht ein Besuch bei dem kleinen Ikuta Shrine an und wir lernen noch einiges über die japanischen Verhaltensregeln. Endlich Leuten wir also die Glocke richtig und verbeugen uns in korrekter Reihenfolge und „Tiefe“.
Yotaro hilft uns noch günstige Bahntickets am Automaten zu kaufen und sucht eine gute Verbindung nach Osaka raus. Dass man in Shops oder Automaten rund um Bahnhöfe zB nicht voll genutzte Tickets verkaufen und entsprechend günstig ankaufen kann, hatten wir bisher noch nicht gehört. Ohne jedoch die genauen Strecken, Tarife und ohne japanische Sprachkenntnisse ist es jedoch recht schwierig diese Tickets zu erwerben. Mit der Bahn geht es nun also zum letzten Ziel. Hier noch ein kleiner Eindrück aus der Bahn. Gern spielen die Japaner auch gleichzeitig an 2 Geräten… 🙈
Wir hatten bei unserer letzten Unterkunft für 2 Nächte in Osaka nicht sonderlich gut recherchiert. Yotaro sagte uns dass die Japaner dieses Viertel, in dem wir ein günstiges Kapselhotel vorgebucht hatten, eher meiden. Recht kurzfristig hatten wir also storniert und eine neue Unterkunft gebucht. Die Anreise ist jedoch ziemlich beschwerlich. Nachdem wir nun tagelang so viel gelaufen sind, dass uns die Beine brennen, verlaufen wir uns auch noch ordentlich. Irgendwie müssen wir wohl die Adresse falsch eingegeben haben und laufen mit gesamtem Gepäck erstmal komplett in die falsche Richtung. Als wir dann glauben die richtige Adresse gefunden zu haben, können wir keine Schlüsselbox oder ähnliches finden. Es ist bereits halb 11, wir sind total platt und ausgehungert und stehen mit gesamtem Gepäck auf leergefegter Straße. Wir versuchen die Unterkunft zu kontaktieren und nach einer Weile hebt jemand ab, spricht jedoch kein Wort Englisch. Zum Glück ist Yotaro noch online und ruft für uns den Hausherren an. Scheinbar war die E-Mail mit dem Code für den Briefkasten nicht versendet worden und ohne Yotaros Hilfe hätten wir die Nacht wohl auf der Straße verbringen müssen. Völlig fertig laden wir das Gepäck ab und irgendwie tragen uns die Beine noch in eine Fastfoodkette, in der man Beefbowls am Automaten bestellen kann.
Danke lieber Yotaro für deine Gastfreundschaft und das unvergessliche Wochenende in Kobe. Wir hoffen das du uns bald in Deutschland besuchen kommst! ❤️