Mount Fuji
Mit dem Bus geht es morgens Richtung Mount Fuji…die Bushaltestelle im 5 Stock des Shopping-Centers neben einem Hoteleingang zu finden ist allerdings gar nicht so leicht. Einfach Kopf ausschalten und dem Beschilderungsdschungel an der großen Shibuya Station folgen.
Super ruhig cruist der Bus auf einer wahnsinnig gut ausgebauten Autobahn in eins der Ausflugsmekkas der Japaner. Fujikawaguchiko ist ein kleines Örtchen gelegen an einem der 5 Seen am Fuße des Mount Fuji. Wir zeigen euch mal das Postkartenmotiv von dem wunderschönen Berg bei Sonne mit verschneiter Spitze…
…und so sieht es aus als wir ankamen! 😂
Uns war bewusst, dass hier oft die Wolken am Berg hängenbleiben und es auch für Wanderungen auf den Mount Fuji noch zu früh im Jahr ist. Daher hatten wir uns dazu entschieden nur 2 Nächte hier zu verbringen. Nachdem wir Glück hatten in einem kleinen Lokal in der Nähe vom Bahnhof als die letzten 2 Gäste im vollen Lokal noch ein richtig leckeres, warmes Mittagessen zu bekommen, fahren wir mit dem Shuttlebus ein paar Stationen in unser Hotel. Die Hausschuhkollektion am Eingang und einchecken per Telefon war ziemlich lustig. In dem für japanische Verhältnisse großen Zimmer mit eigenem Bad nehmen wir eine heiße Dusche und machen uns einen gemütlichen Seriennachmittag.
Abends regnet es immer noch. Unwillig noch eine weite Strecke zurückzulegen oder gar mit dem Bus ein paar Stationen ins „Zentrum“ zu fahren blättern wir durch die Restaurantempfehlungen des Hotels und laufen zwei Straßen weiter…hmpf Restaurant geschlossen. Ein Stückchen weiter runter die Straße sehen wir Licht brennen und in der fast leeren aber gemütlichen Sakebar bekommen wir noch was zu essen – die beste Ramen auf unserer Japanreise! Oishi – lecker!!! Leider ist das hier so eine Sache mit Öffnungszeiten und -tagen und wir wissen noch nicht, dass wir am nächsten Abend auch hier vor verschlossener Tür stehen werden.
Am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt und vereinzelte Wolken geben einen Blick auf Mount Fuji frei. Wie schön der Ausblick aus unserem großen Fenster!
Wir pumpen zwei wackelige Räder, die kostenlos in der Unterkunft ausgeliehen werden können, auf und fahren Richtung Dorfmitte am See entlang. Es ist zum Glück nicht mehr so ungemütlich und kühl wie am Vortag.
Wir entdecken einen hübsch angelegten Park und laufen auf eine Landzunge vor, auf der ein kleiner Tempel steht. Wenn der See mehr Wasser führen würde, wäre dies eine kleine Tempelinsel und nur mit Boot zu erreichen.
Zum Mittagessen probieren wir Hoto Fudo, ein Gericht welches hier in der Gegend ein „must try“ ist. So langsam zogen doch ein paar Wolken und etwas Wind auf. Die warme Brühe tut gut und wärmt uns wieder auf.
Wir machen noch einen kleinen Abstecher in einen Drogeriemarkt und in den Supermarkt. Hier gibt es auch in kleinen Läden eine wahnsinnig große Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten, die richtig appetitlich aussehen. Wir beobachten ein paar japanische Schulkinder auf dem Heimweg – echt süß! Simon gönnt sich noch ein Eis (mit Baumkuchen – ja hier gibt’s tatsächlich überall ziemlich leckeren zu kaufen!) und spätestens jetzt wird’s wieder kühl und ungemütlich. Schnell nach Hause radeln!
Später am Abend stehen wir bei dem leckeren Ramenladen vor verschlossener Tür, aber nebenan scheint aus Mangel an Alternativen ein Hoto Fudo Restaurant geöffnet zu sein. Wir freuen uns riesig zwei mal am Tag das gleiche zu essen! Da wir nur kleinen Hunger haben, teilen wir ein Gericht und nicht so wirklich leckere Hähnchenspieße wie wir sie sonst aus Südostasien kennen. Im Restaurant sollte man in Japan aus Höflichkeit immer pro Person ein Hauptgericht bestellen, lernen wir später. Und so werden wir in dem sonst recht gemütlichen, traditionellen Restaurant von der One-Woman-Show Besitzerin extrem unfreundlich behandelt. Auf Nachfrage erhalten wir nicht mal eine zweite Ausführung Besteck und müssen mehrfach an der Theke klingeln bis wir für das mäßig leckere Essen zahlen „dürfen“. Das ist uns so auch noch nicht passiert…
Neuer Tag, neues Glück und noch mehr Sonnenschein – das hätten wir uns nach dem verregneten Ankunftstag gar nicht erträumen lassen. Wir packen unser Handgepäck samt Drohne und fahren heute mit ein paar Stops um den ganzen See. Da es ein richtig schöner Frühlingstag ist, überlegen wir spontan noch zum nahegelegenen Nachbarsee rüber zu fahren. Weit wäre es nicht gewesen, aber Maps zeigt leider keine Erhöhungen an und so kehren wir auf halbem Wege wieder um. Mit unseren Mountainbikes wären wir locker über den Berg geradelt, aber mit den zwei viel zu kleinen Klappermühlen ist der Berg unbezwingbar. In einem kleinen Park machen wir Rast und legen uns zum Sonnen auf die Wiese.
Der Hunger treibt uns bald weiter und da wir nach einigen Restaurantfails gebrannte Kinder sind, planen wir zum Restaurant zu fahren, das wir bei Ankunft besucht hatten. Natürlich stehen wir wieder vor verschlossener Tür… wir verstehen einfach nicht wonach sich hier die Öffnungszeiten richten und es hängen auch keine Öffnungszeiten aus. Wir finden eine schlechte Alternative und Ulrikes gebratenes Gemüse ist auch noch super scharf – keine weiteren Kommentare. Nach einem leckeren Nachtisch sind wir dem Örtchen jedoch wieder versöhnlich gestimmt. Gestern hatten wir auf dem Rückweg bereits eine süße, kleine Patisserie entdeckt, wo man bis in die Konditoreiküche reinschauen konnte. Die Auswahl an der Theke fällt schwer und wir gönnen uns letztendlich zum Kaffee ein Stückchen Cheesecake und Tiramisu.
Ganz bei uns in Hotelnähe fliegen wir die Drohne. In Tokio war dies ja nirgends gestattet und schlimmstenfalls hätte man uns die Drohne runtergeholt und wir eine saftige Strafe kassiert. Hier stört es aber Niemanden. Der schöne Blick lässt sich mit der tiefstehenden Sonne aber nicht einfangen und um einigermaßen gute Bilder von der weißen Spitze des Mount Fuji zu machen, bräuchten wir sicher eine professionelle Kamera. Aber halb so schlimm – wir hatten eine schöne Zeit hier und sind froh trotz Zweifel gutes Wetter zu erwischen einen Zwischenstopp am Mount Fuji gemacht zu haben.
Unsere beiden großen Rucksäcke hatten wir bereits morgens fertig gepackt und im Hotel eingelagert. Fast hätten wir den einzigen Bus nach Nagoya, den wir telefonisch reserviert hatten, verpasst. Der Shuttelbus zum Bahnhof ist so überfüllt und ein paar Chinesen checken es einfach nicht, dass die Türen nicht schließen, wenn man in der Tür stehen bleibt…da wird auch mal ein Japanischer Busfahrer sauer. 2 Minuten vor Abfahrt sind wir am Bahnhof…keine Ahnung wo wir noch ein Zimmer bekommen hätten, wäre uns der natürlich überpünktliche Bus vor der Nase weggefahren.
Der Bus ist wieder super komfortabel und die Autobahn hat keine einzige Unebenheit. Der größte Teil der Strecke führt über die wie eine Brücke gebaute Autobahn und gibt links und rechts Blicke auf die vorbeiziehenden Städte frei, wir fahren durch eine fast unrealistische grüne Hügellandschaft, zahlreiche lange Tunnel und einmal kann man sogar bis zum Meer schauen bevor es schließlich dunkel wird. Und so fahren wir ca 4 Stunden mit einem perfekt getimten Stop am Rasthof ins 300km entfernte Nagoya. Nur 15 Minuten Pause unmöglich zu schaffen? In Japan aber sicher doch! Keine Schlange auf sauberen Toiletten, dann schnell schauen was es zu Essen gibt, leckere Beef Bowl mit Reis zum teilen bestellt, sofort fertig und lecker noch dazu…es bleibt sogar locker noch Zeit einen heißen Kakao aus diesem riesigen Automaten zu ziehen an dem man Stärke und Zuckergehalt einstellen kann!
Warum sind wir eigentlich mit dem Bus unterwegs wobei der Shinkansen (Schnellzug) doch in aller Munde ist? Natürlich ist in Japan alles eine Budgetfrage und der Bus eine günstigere, komfortable Alternative. Wir hatten auch durchgerechnet, dass sich ein Mehrtagespass für uns nicht rechnet. Die Strecke von Tokio nach Nagoya ist bekannt für seinen minutenlangen Ausblick auf Mount Fuji, natürlich nur bei klarer Sicht. Da wir aber dort übernachten wollten, war uns das nicht wichtig. Und tatsächlich war die direkte Busverbindung von Tokio zum Mount Fuji viel schneller als einen Teil mit dem Shinkansen und dann einer Bimmelbahn zu fahren. Gleiches galt für die Weiterreise nach Nagoya. Wir hätten fast bis Tokio zurück fahren müssen, um dort den Shinkansen zu nehmen oder mit zweimal umsteigen durchs Inland fahren müssen.
Nach Tokio U-Bahndschungel fällt es uns leicht unsere U-Bahn in Nagoyas Hauptbahnhof zu finden. Am späten Abend checken wir mal wieder mit Code und Schlüsselbox in unserem Gästehaus ein. Da die Übernachtung in Fujikawaguchiko recht teuer war, haben wir uns für ein kleines Airbnb mit Gemeinschaftsbad in einem traditionellen japanischen Haus entschieden. Das Hauptbadezimmer ist riesig mit 2 offenen Duschen und das Badebecken im Boden eingelassen und so groß wie zwei Whirlpools. In Japan duscht man zuerst, bevor dann die ganze Familie im gleichen Badewasser planscht. Wir finden es gehört in Japan auch dazu mal ganz traditionell auf Tatami Matten aus Reisstroh zu schlafen und so machen wir abends noch spät unser Bettchen! Gute Nacht…